Kickl manövrierte die FPÖ in eine strategische Falle. Wie er jetzt umsattelt
Das strategische Genie, dessen der Blaue Herbert Kickl seit Jahren gerühmt wird, hat sich bezahlt gemacht. Aber nicht für die FPÖ. Sondern für die Impfgegner. Wie Herbert Kickl die FPÖ ins strategische Dilemma manövrierte - und wie er sie nun wieder herausholen will.
Auf zahllosen Großkundgebungen hat Kickl den Einpeitscher der Schwurbler gegeben, hat deren Anliegen im Parlament vertreten, hat sich als Ratgeber für Pferdemedizin blamiert. Zeit seiner politischen Karriere im blauen Strategie-Korps haben sich die Populismen der FPÖ in Wahlsiege verwandeln lassen. Aber jetzt muss Kickl die Erfahrung machen, dass jemand anderer erntet, was er gesät hat.
Bei der Gemeinderatswahl in Waidhofen/Ybbs haben die Impfgegner 17 Prozent gewonnen, und die FPÖ hat von den Rekordverlusten der ÖVP (minus 19 %) nichts gewonnen, sondern sogar leicht (auf 4 %) verloren. Ähnlich bei den Gemeinderatswahlen in Tirol: Vor allem in Städten und Gemeinden mit mehr als 5.000 Einwohnern und in Ortschaften, in denen die MFG kandidierte, musste die FPÖ Verluste hinnehmen.
Jetzt könnte die FPÖ über ein paar schwächere Ergebnisse auf Gemeindeebene hinweggehen, würden nicht in wenigen Monaten Landtagswahlen ins Haus stehen, darunter auch in Niederösterreich und Tirol. Insofern werden die Gemeinderatsergebnisse als Warnsignale empfunden.
Doch Kickl ist schon dabei, ein anderes Pferd zu satteln. Genau drei Sätze hat er bei seiner Pressekonferenz am Donnerstag dieser Woche gebraucht, um das Schlüsselwort fallen zu lassen: Autofahrer.
Als Vertreterin der Gaspedal-Fraktion sammelt die FPÖ seit Jahren Meriten. Die emporschnellenden Spritpreise infolge von Energieknappheit, Klima-Abgabe und des Wirtschaftskriegs mit Russland kommen der FPÖ gerade recht. „Wir werden hier genauso den Schulterschluss mit der Bevölkerung suchen wie bei Corona“, tönte Kickl am Donnerstag. Bereits kommende Woche will sich die FPÖ mit einer Petition aufwärmen.
Am Freitag traten die blauen Spitzengremien – Bundesvorstand und Bundesparteileitung – zusammen, um die Landtagswahlen vorzubereiten, denn die Meinungsforschung verheißt nichts Gutes: Laut einer Umfrage im Auftrag der Kleinen Zeitung holt MFG in Kärnten (es wählt im Februar 2023) FPÖ-Wähler ab, im einstigen Haider-Land droht ein Absturz von 23 auf 15 Prozent. In Niederösterreich und in Tirol wird Stagnation bei rund 15 Prozent gemessen.
Im Moment, so heißt es FPÖ-intern, sei Kickl noch nicht gefährdet, aber die Landtagswahlen sind entscheidend für seinen Kurs.
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