Kickl findet "Impfen macht frei"-Slogan nicht antisemitisch

FPÖ-Parteichef Herbert Kickl bezeichnete Personen, die auf Corona-Demos antisemitische Slogans verbreiten, als Kritiker des Nationalsozialismus.

FPÖ-Parteichef Herbert Kickl war am Dienstag in der ZiB2 zu Gast. Zum Jahresende verbreitete er einmal mehr gängige Halbwahrheiten zur Corona-Impfung und verteidigte geschichtsvergessene Slogans auf Corona-Demos.

Die Corona-Impfung habe mit einem klassischen Impfstoff nichts zu tun, da sie keine sterile Immunität biete, wiederholte Kickl einen gängigen Kritikpunkt an der Impfung. Die Behauptung ist jedoch irreführend: Zwar kann man sich als Geimpfter infizieren und das Virus weitergeben, allerdings ist das bei den Impfstoffen gegen Hepatitis oder Influenzaviren ebenfalls möglich.

Kickl bleibt dabei: "Ivermectin wirkt"

Er habe die Wirksamkeit der Impfung immer nur in Bezug auf Wissenschaftler infrage gestellt, behauptete Kickl. "Sie wirkt ja, aber sie wirkt nicht so, dass sie der Gamechanger ist, der uns aus der Pandemie herausbringt."

Dann wiederholte der FPÖ-Chef sein Mantra: Corona-Infizierte sollten früher "zuhause" mit Medikamenten behandelt werden. Mehrmals beworben hatte Kickl das Entwurmungsmittel Ivermectin. Der Arzneistoff Ivermectin findet beim Menschen vornehmlich für die Behandlung von Krätzmilbe und Wurmbefall Verwendung. Sonst wird er hauptsächlich in der Veterinärmedizin eingesetzt. Zur Behandlung von Covid ist Ivermectin nicht zugelassen. Dennoch stürzen sich Impfgegner auf das Medikament: So behandelten im November etwa zwei Mühlviertler ihre Corona-Erkrankung mit dem Wurmmittel – Ausgang tödlich. Kickl behauptete auch, dass handelsübliche Medikamente – etwa Vitamine oder Aspirin – gegen eine Erkrankung wirken. Fachkreise verurteilten ihn dafür ebenso scharf.

Kickl lenkte auf Nachfrage in der ZiB2 ab: Der ORF habe in der Corona-Pandemie nicht erfolgreich informiert, würde die "Bevölkerung für blöd" verkaufen. Studien hätten zudem belegt, dass Ivermectin wirke. "Natürlich stimmt das", ärgerte sich Kickl über Widerspruch. Die Pharmaindustrie verfolge nur finanzielle Interessen und würde deshalb Ivermectin nicht in ihre Überlegungen miteinbeziehen.

"Das ist eine Kritik am Nationalsozialismus"

Dass sich Rechtsextreme und Antisemiten auf Corona-Demos herumtreiben, die von der FPÖ organisiert werden, stellte Kickl einmal mehr in Abrede. Der Nationalsozialismus habe nicht mit dem Weltkrieg oder Vernichtungslagern, sondern mit der systematischen Ausgrenzung von Menschen begonnen. Etwas damit, dass gewisse Kinder nicht zur Schule durften, zog Kickl historisch mehr als fragwürdige Parallelen.

Dass auf den Corona-Demos Menschen mit Judensternen marschieren, auf denen "Ungeimpft" oder "Impfen macht frei" steht, erachte er nicht als antisemitisch: "Das ist eine Kritik am Nationalsozialismus, sonst gar nichts."

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