Das ist insofern bemerkenswert, als allein in der Bundeshauptstadt die Zahl der betroffenen Schulen und Klassen rasant wächst. Waren in der ersten Woche noch 125 Klassen mit Infektionsfällen beschäftigt, waren es Montagabend laut einem Sprecher der Bildungsdirektion bereits 285 (!) teilgeschlossene Schulen. - Also fast jede dritte.
Der KURIER hat versucht, die Zahlen über Schüler in Quarantäne zu recherchieren – mit überschaubarem Erfolg.
In Niederösterreich wurde von nur drei abgesonderten Klassen berichtet, zwei in Stockerau, eine in Laa/Thaya. Die Steiermark will morgen, Mittwoch, Daten ans Bildungsministerium melden; in Tirol ist eine Handelsakademie in Quarantäne – 97 Schüler waren vor dem Schulstart positiv.
Wo sind die guten Nachrichten? Nun, zumindest die Auswertung der PCR-Testungen erfolgt zentral und bringt dabei nicht nur konkrete Daten, sondern auch einen erfreulichen Wert. Denn von den mehr als 220.000 PCR-Tests, die in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland in der ersten Schulwoche gemacht worden sind, waren nur 0,1 Prozent positiv.
So viel zu den Zahlen.
Was Eltern, Schüler und auch Lehrer zudem beschäftigt, sind die Regelungen für den Infektionsfall.
Wie berichtet will Bildungsminister Heinz Faßmann eine Verkürzung der Quarantäne für Schüler erreichen (von zehn auf fünf Tage mit PCR-Freitestung).
Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein kann sich eine Verkürzung durchaus vorstellen, wie er am Montag hat ausrichten lassen.
Was das „deutsche Modell“ angeht, ist man allerdings zurückhaltend: Während Faßmann Sympathien dafür bekundet, nicht ganze Klassen, sondern nur die Sitznachbarn in Quarantäne zu schicken, hält es Mückstein hier mit Experten, die an der Klasse festhalten.
Die Argumente dafür lauten sinngemäß: Schüler sitzen nicht ausschließlich an den Tischen, sie bewegen sich ständig. Und vor allem widerspricht die Quarantäne nur für Sitznachbarn auch der Tatsache, dass die Infektion über Aerosole, sprich Tröpfchen in der Luft, weitergegeben wird. Und diese machen ja auch nicht am eigenen oder fremden Sitzplatz halt.
Was die Impfkampagne und deren Erfolg angeht, hat Vizekanzler Werner Kogler eine bemerkenswerte Äußerung getätigt: Der Chef der Grünen schloss sich dem grünen Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi an, der am Wochenende beklagte, dass der Druck auf die Ungeimpften fehle.
Kogler hält zwar nichts von einer generellen Impfpflicht. „Wir wollen keine, da herrscht großer Konsens.“ Gleichzeitig machte Kogler aber kein Hehl daraus, dass er nur noch bedingtes Verständnis für Impf-Trödler und -Skeptiker hat. Wörtlich sagte der Vizekanzler, dass er „überhaupt nichts dagegen“ habe, wenn durch die jüngst präsentierten Maßnahmen „indirekter Druck“ auf Ungeimpfte entstehe.
Sein Argument: „Im Verhältnis zu anderen Ländern haben wir Aufholbedarf (beim Impfen; Anm.).“ Und da die Schutzmaßnahmen „relativ ausdifferenziert“ seien und auch Wohnzimmertests in zunehmendem Maße nicht mehr möglich sein sollen, werde hoffentlich der Anreiz steigen, sich impfen zu lassen.
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