Keine "Tschick" am Spielplatz: Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Rauchverbot

Smoldering cigarette with a smoke
Nach dem Rauchverbot in der Gastronomie plant Gesundheitsminister Johannes Rauch den nächsten Schritt: Spielplätze sollen rauchfreie Zonen werden.

Zigaretten, oder genauer: das Rauchen derselben, soll künftig nicht nur in Wirtshäusern und Lokalen, sondern auch an anderen öffentlichen Orten verboten werden.

Geht es nach Gesundheitsminister Johannes Rauch, wird Qualmen im Freien eingeschränkt. Was bedeutet das – und wann ist womit zu rechnen? Der KURIER beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was genau plant der Gesundheitsminister?

Nach derzeitigem Stand will der Gesundheitsminister Anfang 2023 ein Gesetz in Begutachtung schicken, mit dem das Tabak- und Nichtraucherschutzgesetz verschärft wird. Seit 1. November 2019 ist Rauchen in der Gastronomie verboten. Rauch will Zigarettenrauchen nun auch auf „Kinderspielplätzen und Freizeitflächen für Kinder und Jugendliche“ österreichweit unter Strafe stellen. Außerdem soll mit der Novelle klargestellt werden, dass das Rauchverbot in Autos, in denen Kinder mitfahren, vom Lenker bzw. der Lenkerin kontrolliert werden muss. Und auch der Konsum von „Nikotinbeuteln bzw. -pouches“ (kleine, im Mund zu konsumierende Säckchen, Anm.) soll gesetzlich stärker reglementiert werden.

Warum kommt der Vorstoß jetzt?

Das Gesundheitsministerium argumentiert dies damit, dass das Rauchen von Zigaretten in den vergangenen Jahren kontinuierlich eingeschränkt wurde und der Bevölkerung gesundheitlich sehr zugutekommt. Was das Rauchverbot auf Spielplätzen angeht, gibt es dieses in manchen Gemeinden und Städten bereits. Nun soll es einfach bundesweit und einheitlich geregelt werden.

Wie sollen rauchende Eltern bestraft werden?

Das ist im Detail noch nicht ganz klar. Grundsätzlich geht es dem Ministerium darum, Kinder zu schützen und nicht Erwachsene zu bestrafen. Zu Beginn werden zwar Kontrollen (durch die Polizei) nötig sein. A la longue baut man aber auf „sozialen Druck“, also auf das Bewusstsein, dass es deplatziert ist, auf einem Spielplatz zu rauchen, oder Zigarettenstummel auf den Boden zu werfen, wo sie von Kindern gefunden werden.

Was halten Suchtexperten von einem generellen Rauchverbot auf Kinderspielplätzen?

Im Prinzip gilt: Eine Norm soll verändert werden, sprich:Nichtrauchen soll die gängige Norm sein. Bei allen Maßnahmen gilt es aber, das Augenmaß nicht zu verlieren. „Es ist gut, wenn Kinderspielplätze rauchfreie Zonen sind, damit schafft man eine Vorbildfunktion“, sagt Waltraud Posch von der Suchtpräventionsstelle VIVID. Gleichzeitig gilt es aber, mögliche Nebeneffekte zu berücksichtigen. Posch: „Wenn ich in einer Großstadt einen riesigen Kinderspielplatz habe, auf dem absolutes Rauchverbot gilt, muss ich zumindest kleine Raucherzonen vorsehen.“ Verzichte man darauf, bestehe die Gefahr, dass Eltern, die ab und zu eine Zigarette rauchen wollen oder müssen, mit ihren Kindern gar nicht mehr auf Spielplätze gehen. „In dem Fall wären die Leidtragenden vor allem die Kinder.“

Was sagt der Koalitionspartner zu der Idee des Ministers?

Im Parlamentsklub der ÖVP hieß es am Donnerstag gegenüber dem KURIER: „Uns ist Tabakprävention ein großes Anliegen.“ Im Detail wollte man sich zu den kolportierten Maßnahmen noch nicht äußern. „Wir werden das prüfen.“

Österreich ist ein Land der Raucher, das Rauchverbot in der Gastronomie gilt erst seit Kurzem. Wie streng oder lax ist Österreich im internationalen Vergleich?

Auf der Tobacco Control Scale, die die relevanten Bemühungen in Richtung Rauchfreiheit misst, ist Österreich auf dem 26. Platz von insgesamt 37 untersuchten Ländern – also im unteren Mittelfeld.

Im Vergleich zu den weltweiten Vorreitern liegt Österreich eher abgeschlagen. „Neuseeland hat bereits im Jahr 1984 ein nationales Konzept zur Rauchreduktion erstellt. Zu dieser Zeit wurde in Österreich noch in jedem Sitzungs- und Konferenzzimmer geraucht“, sagt Suchtexpertin Posch. „Insofern muss man sagen: Neuseeland ist uns gut 20 Jahre voraus.“ Gerechtfertigt seien restriktivere Regeln allemal: „Tabak ist die größte vermeidbare Todesursache weltweit. “

Würden höhere Zigarettenpreise den Konsum reduzieren?

Ja. Laut Suchtexperten gibt es zwei Maßnahmen, die empirisch messbar besonders gut helfen, das Rauchen einzudämmen: Rauchfreie Arbeitsplätze und hohe Zigarettenpreise. Gerade für Jugendliche stellen hohe Preise eine erhebliche Hürde dar, mit dem Rauchen zu beginnen.

Warum werden Nikotinbeutel nun auch reglementiert?

„Nicotine Pouches“ (Nikotinbeutel) sind ein Phänomen, vor dem Sucht-Experten seit Jahren warnen. Die Taschen werden unter die Oberlippe gelegt und geben über die Mundschleimhaut Nikotin ab. Im Unterschied zu Zigaretten unterliegen sie keinem Werbe- oder Sponsoringverbot. Raucher verwenden die Nikotintaschen unter anderem dazu, um Rauchpausen zu überbrücken. Unterm Strich nehmen sie mitunter sehr viel Nikotin auf, im schlimmsten Fall drohen Nikotinvergiftungen.

Rauchfrei Telefon: 0800 810 013

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