30 Prozent der benötigten Elektrizität speist das 36-Millionen-Einwohnerland aus erneuerbaren Energien. Bis 2035 sollen es 40 Prozent sein – à la longue auch andere Länder von den alternativen Energiegewinnungsformen profitieren. Jedenfalls Österreich, wenn es nach dem ÖVP-Chef und Bundeskanzler geht.
Marokko entwickle sich, so der Regierungschef gegenüber Journalisten, zu einem „Investitions-Hot-Spot“, sei „Hoffnungsträger bei grünem Wasserstoff“. Österreichs Regierung nimmt das dieser Tage begangene 240-jährige Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen dem nordafrikanischen Staat und Österreich dem gemäß zum willkommenen Anlass, das Verhältnis zu vertiefen. Auf „Augenhöhe“ wolle man die Beziehung pflegen.
Es mögen vielleicht nur „kleine Schritte sein, die nicht spektakulär, aber wichtig für die Zukunft sind“, so Nehammer. Österreich wolle als „europäischer Brückenbauer nach Afrika“ agieren. Marokko wiederum nutzte die Gespräche, um seine Position in der Westsahara zu legitimieren. Das Königreich beansprucht einen Teil des an Rohstoffen reichen und geostrategisch wichtigen Gebiets für sich – das Nachbarland Algerien unterstützt die Westsahara indes in ihrem Unabhängigkeitsbestreben.
Eine am Dienstag verabschiedete Deklaration soll demonstrieren, wie ernst es Nehammer und seinem marokkanischen Pendant, Premierminister Aziz Akhannouch, mit der „vertrauensvollen Zusammenarbeit“ ist.
Warum Österreich die Nähe zu Marokko sucht, das unter anderem für seine Menschenrechtslage fortwährend in der Kritik steht, erklären die Zahlen: Im Vorjahr wurden in der EU 22.000 Asylanträge von marokkanischen Staatsbürgern registriert – 39 Prozent davon in Österreich. Mit 8.470 Anträgen war Österreich damit Zielland Nummer eins. Die Anerkennungswahrscheinlichkeit tendiert aber gen null, denn Marokko gilt als sicherer Herkunftsstaat.
240 Menschen aus Marokko befinden sich laut Innenministerium derzeit in Österreich in der Grundversorgung. Karner erwartet sich nun bei den Rückführungen mehr Tempo. Ein derartiges Verfahren dauere „derzeit zwei Jahre und damit viel zu lange“. Änderungen soll es auch bei straffällig gewordenen Migranten geben. Marokkanische Staatsbürger, die in Österreich straffällig geworden sind und in Haft sitzen – derzeit sind es 59 – sollen laut dem nun unterzeichneten Abkommen ihre Strafe nicht in Österreich, sondern in Marokko verbüßen. Um die vereinbarten Ziele zu erreichen, soll es künftig „monatliche Treffen auf Botschafter-Ebene und regelmäßig auf High-Level-Ebene geben“, sagt der Kanzler.
Er plane heuer weitere Reisen nach Nord-, Zentral- und Südafrika. „Wo immer die EU beginnt, sich aus Missionen aus Afrika zurückzuziehen, muss man die Frage stellen, was wir dadurch verlieren und wer diese Lücke füllt“.
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