Kann 1450 zur neuen Gesundheitshotline werden?
Mehr als die Hälfte aller Patienten, die aus eigenen Stücken in Spitalsambulanzen gehen, könnten bei niedergelassenen Ärzten gleich gut oder sogar noch besser versorgt werden.
Das ist eine der zentralen Aussagen einer Untersuchung der Wiener Wirtschaftskammer.
Alexander Biach, ehemals Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger und nun Standortanwalt, hat Qualität und Kosten des Gesundheitssystems untersuchen lassen – die medizinische Versorgung ist ein wesentlicher Standortfaktor.
Der Sukkus der Erhebung bestätigt, was Gesundheitsökonomen seit Jahrzehnten sagen: Österreich gibt auffallend viel Geld in und für die 108 von den Bundesländern geführten Spitäler aus.
Konkret geht es um jährlich rund 2,4 Milliarden Euro, die bei einer Verlagerung in den niedergelassenen Bereich anderweitig besser investiert werden könnten – zum Beispiel, indem man sie in zusätzliche ärztliche Angebote oder Prävention investiert.
Wie kommt die erwähnte Summe zustande?
Im Prinzip ist die Sache einfach: Dank des technischen und medizinischen Fortschritts können viele Eingriffe, die über Jahrzehnte nur im Spital möglich waren, nun ambulant oder beim niedergelassenen Arzt gemacht werden. Dazu gehören Operationen an den Augen, Krampfadern, Leisten- und Nabelbrüche, etc.
Im Schnitt kostet eine ärztliche Behandlung, für die man stationär im Spital aufgenommen wird, 6.561 Euro, wohingegen sich ambulante Eingriffe mit 432 und ein Eingriff beim niedergelassenen Arzt im Durchschnitt mit 100 Euro zu Buche schlagen.
Den Unterschied verursacht die teure Infrastruktur des Spitals. Allerdings ist diese heute bei vielen Eingriffen gar nicht mehr nötig, weil es schonendere Operationstechniken, neue Medikamente, etc. gibt.
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Die schwierige Frage besteht nun darin, wie man Patienten dazu bringt, anstatt in die Spitalsambulanz zum niedergelassenen Arzt zu gehen.
Ein wesentlicher Faktor sind Angebot und Öffnungszeiten – diese müssen im niedergelassenen Bereich ausgedehnt und verbessert werden. Die von der Regierung forcierten Gruppenpraxen („Primärversorgungseinheiten“) sind ein Weg in die Richtung.
Eine zweite Möglichkeit bringt Experte Biach mit „1450“ ins Gespräch. „Diese bestehende Hotline könnte man zur zentralen Gesundheitshotline ausbauen“, sagt Biach zum KURIER. Ein Mehrwert für die Patienten würde sich ergeben, wenn sie bei 1450 nicht nur eine fundierte Erstberatung und Entscheidungshilfe, sondern auch gleich verbindliche Arzt-Termine bekommen.
Als Anreiz dafür, dass man bei nicht lebensbedrohlichen Verletzungen zunächst den Rat von 1450 einholt, schlägt Biach vor, dass Patienten mit einem Entfallen der Rezeptgebühr belohnt werden. Langfristig müsse die Hotline dann so gut und patientenfreundlich sein, dass sich die Frage, ob man dort nicht einfach zuerst anruft, erst gar nicht stellt.
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