KHG: Nachweis für Erkrankung gefordert

Muss Karl-Heinz Grasser Steuern nachzahlen?
Grassers Prozess-Gegner hinterfragen seine Angaben zum Gesundheitszustand.

Im schneeweißen Hemd und kobaltblauen Bermudas stand er barfuß auf der tau-nassen Terrasse, er telefonierte und sah hinunter aufs Meer vor Capri; die Frau war gerade mit den beiden Hunden unterwegs gewesen, und so weit man die Sache im Vorbeispazieren beurteilen konnte, ging es Karl-Heinz Grasser vorgestern, Dienstag, körperlich sehr passabel.

KHG: Nachweis für Erkrankung gefordert
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Ex Finanz Minister Karl Heinz Grasser haette zwar gestern in Wien zu einem Prozess gegen seinen Steuerberater gehen muessen lies sich aber dafuer anscheinend von einem Kinderarzt in Capri eine Krankmeldung schreiben wegen Lungenentzuendung und blieb mit seiner Frau Fiona Swarovski im Urlaub auf Capri. CBCA 150714 Ð Exclusiv Ð ugpix +39 346 660 9796
In der Wiener Renngasse, dem Sitz der renommierten Steuerberatungskanzlei Deloitte Österreich, sorgt der körperliche Zustand des früheren Finanzministers seit Tagen für Irritationen.

Wie berichtet, hat Grasser einen für Montag geplanten Gerichtstermin mit Deloitte sehr kurzfristig sausen lassen. Als Erklärung bzw. Entschuldigung nannte der vormalige Finanzminister eine akut gewordene Lungenentzündung, die eine Rückreise nach Wien vorerst leider undenkbar mache.

Streitwert 2,4 Millionen

Worum geht es inhaltlich? Schon vor geraumer Zeit hat KHG eine zivilrechtliche Klage eingebracht, um von seinem früheren Steuerberater Peter Haunold und dessen Kanzlei Deloitte 2,4 Millionen Euro zu fordern.

Er, Grasser, sei schlecht beraten worden, und Haunolds Vorschlag eines komplexen Stiftungs- und Kontenkonstrukts im Ausland habe ihn erst ins Visier der Steuerfahnder manövriert.

Haunold und Deloitte haben dies nicht nur immer bestritten (Grasser habe eigenmächtig gehandelt und Empfehlungen ignoriert); sie hegten zuletzt auch Zweifel, ob Grasser den Prozess gegen sie tatsächlich führen will – immerhin habe ein Grasser-Anwalt schon vor der kolportierten Erkrankung angeregt, das Zivilverfahren so lange auf Eis zu legen, bis das Finanzstrafverfahren gegen Grasser erledigt sei.

Spätestens seit Freitag, als der Ex-Minister sich mit einer von einem lokalen Kinderarzt diagnostizierten Lungenentzündung entschuldigen hat lassen, sind seine Prozess-Gegner mit ihrer Geduld am Ende.

Und so bestätigte Deloitte-Sprecher Harald Breit gestern dem KURIER, dass man in der Causa jetzt in die Offensive gehe: Konkret wollen die Anwälte von Haunold/Deloitte einen Antrag bei Gericht einbringen, der die Ernsthaftigkeit von Grassers Klagsverhalten bzw. Entschuldigungen hinterfragt.

"Wir als Unternehmen und auch die Justiz und damit die öffentliche Hand haben schon jetzt finanziell und zeitlich viel in den Prozess investiert. Angesichts der auch im KURIER veröffentlichten Fotos stellt sich allerdings die Frage, mit welcher Ernsthaftigkeit die Gegenseite die Klage überhaupt betreibt", sagt Breit zum KURIER. Geht es nach Breit bzw. Deloitte, dann soll der zuständige Richter überprüfen, ob Grassers Entschuldigungsgründe wirklich stichhaltig sind, oder ob er in Wahrheit nicht einfach nur die "Fortsetzung des Verfahrens" verzögern möchte.

Wie könnte der Richter das tun?

"Beispielsweise dadurch, dass der Gegenseite vom Gericht aufgetragen wird, entsprechende Nachweise für die behauptete Erkrankung von Herrn Magister Grasser zu erbringen", erklärt Breit.

Das bedeute, das amtsärztliche Atteste eingeholt würden, dass Spitalsbefunde und Röntgenbilder übermittelt würden, oder aber, dass der behandelnde (Kinder-)Arzt und die Ehefrau von Grasser, Fiona, vom Richter befragt werden.

Besuch am Festland

Geht es nach Grassers Anwalt Dieter Böhmdorfer, dann wird der Klagsführer schon heute, Donnerstag, ein entsprechendes Spitalsattest vorweisen können. Grasser wollte sich in Neapel einem Lungenröntgen unterziehen – ein Befund, der die Gegenseite interessiert.

Anwalt will kämpfen

Warum Grasser zunächst ein Verfahren gegen seinen Steuerberater aktiv anstößt und dann genau dieses verzögern will, kann man mit der zeitlichen Abfolge der Ermittlungen erklären: Nachdem Grasser Selbstanzeige erstattet hat und Finanz bzw. Justiz gegen ihn ermittelten (nach derzeitigem Stand der Ermittlungen wurden 4,9 Millionen Euro hinterzogen) ging er in die Offensive und erklärte die Causa, vereinfacht gesagt, zur Schuld des Steuerberaters – die Schadenersatzklage schien da nachgerade logisch.

Nachdem die Finanz die Ermittlungen abgeschlossen und Zweifel an Grassers Darstellung geäußert hatte, sind die Aussichten, dass Grasser Deloitte grobes Fehlverhalten beweisen kann (und das müsste er im Zivilprozess) nicht besser – daher die mögliche Zurückhaltung.

Grassers Anwalt Böhmdorfer weist all dies zurück: "Wir werden den Zivilprozess mit Tempo führen – und auch gewinnen."

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