Jobzusage
Die Bewerbungsfrist endet am kommenden Montag, 12. Dezember. Rechtsanwälte (Voraussetzung ist die absolvierte Rechtsanwaltsprüfung) können Lebenslauf und Motivationsschreiben an das Oberlandesgericht Wien schicken.
Die besten Bewerber werden im Jänner zu einem Hearing eingeladen. Zwölf davon haben dann die Chance, Richteramtsanwärter zu werden – das ist die formale Bezeichnung für die Phase, in der man zum Richter und zum Staatsanwalt ausgebildet wird.
Die reguläre Ausbildung dauert vier Jahre. Für Quereinsteiger dauert sie im Rahmen der Rekrutierungsaktion nur sechs Monate. Davon sind die Anwärter zwei Monate bei einem Gericht und vier bei einer Staatsanwaltschaft, um die Praxis kennenzulernen. Den Theorie-Stoff für die Richteramtsprüfung müssen sie selbstständig lernen, Kurse gibt es nicht.
Der Vorteil: Die Anwärter haben während der sechs Monate eine fixe Jobzusage, die praktische Ausbildung findet im Normalfall auch gleich am künftigen Arbeitsplatz statt. Der Dienstort ist in den meisten Fällen Wien – alleine bei der dortigen Staatsanwaltschaft sind derzeit neun Stellen offen.
Seitenwechsel
Aber wie reizvoll ist der Job des Staatsanwalts eigentlich? „Sehr“, sagt Caroline Czedik-Eysenberg – und dabei arbeitet sie ausgerechnet bei jener Behörde, die seit der Ibiza-Affäre vor drei Jahren am stärksten im Licht der Öffentlichkeit steht und auch am stärksten kritisiert wurde: der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA).
Sie hat vor elf Jahren bei einer ähnlichen Rekrutierungsaktion der Oberstaatsanwaltschaft Wien mitgemacht und ist von einer renommierten Wirtschaftskanzlei zunächst in die Staatsanwaltschaft Wien gewechselt.
Das war 2011, und die damals 41-Jährige befand sich in einer „Umbruchphase“, wie sie sagt. „Für mich war klar, dass die Ära in der Großkanzlei zu Ende gehen muss. Ich wollte weg von den 80 bis 100 Stunden Arbeit pro Woche und hin zu einer besseren Planbarkeit meiner Zeit.“
Das Geld ist nach dem Umstieg freilich weniger geworden: Für Staatsanwälte liegt das Einstiegsgehalt bei 4.800 Euro bzw. 5.200 Euro brutto (wenn Vordienstzeiten als Rechtsanwalt angerechnet werden). Weniger geworden ist aber auch die Arbeitslast, sagt Czedik-Eysenberg: „Man darf sich nicht vorstellen, dass ich nach 40 Stunden in der Woche den Bleistift fallen lasse, aber die Spitzen, wo mehr zu tun ist, lassen sich besser planen.“
Erfolgserlebnis
Und da wären noch die Erfolgserlebnisse, die der Seitenwechsel mit sich bringt: „Ich habe in meiner Zeit als Anwältin gesehen, wie schädlich Wirtschaftskriminalität sein kann, wie redliche Unternehmer von Betrügern reingelegt und in den Konkurs getrieben werden. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man als Staatsanwältin einen Sachverhalt aufklären kann, und noch mehr, wenn man einen Täter überführt und er verurteilt wird.“
Den viel zitierten Druck, dem man in der Justiz ausgesetzt sein soll, spürt sie nicht, sagt die WKStAlerin: „Nur ein sehr kleiner Teil der Verfahren ist für die Öffentlichkeit interessant. Ich hatte schon Verfahren mit hunderten oder sogar tausenden Opfern – ganz ohne Medieninteresse.“
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