Jetzt spricht der WEGA-Chef: "50 Fake-Einsätze in der Terrornacht"

Jetzt spricht der WEGA-Chef: "50 Fake-Einsätze in der Terrornacht"
Die Sondereinheit WEGA neutralisierte den Attentäter binnen neun Minuten. Eine "Fabelzeit" sagt WEGA-Chef Ernst Albrecht. Plus: Warum er vor dem verletzten Streifenpolizisten "den Hut zieht".

Kalt-Warm gibt es derzeit für die Polizei. Da die Helden der Terrornacht, die den Attentäter innerhalb von neun Minuten "neutralisierten". (Für die beiden Schützen der Sondereinheit WEGA gab es von Kanzler Sebastian Kurz das Goldene Verdienstzeichen). Dort die Beamten des Verfassungsschutzes, die zwei Hinweise vom slowakischen und deutschen Verfassungsschutz nicht ordnungsgemäß weiterverfolgten, die das Attentat mit vier Opfern und 22 Verletzten hätten verhindern können. Ein Albtraum für das Innenministerium. Im KURIER-Interview erzählt WEGA-Chef Ernst Albrecht, wie er die Terrornacht erlebte.

KURIER: Herr Albrecht, wie fühlt man sich, wenn man als Held bezeichnet wird und gleichzeitig vier unschuldige Menschen getötet und 22 Menschen verletzt wurden?

Ernst Albrecht: Diese traurige Tatsache wirft einen Schleier über den Erfolg. Wenn man ein reflektierter Mensch ist, dann entwickelt sich natürlich keine Euphorie. Man kann sich nicht überschwänglich in Helden-Epen ergehen, wenn es auf der anderen Seite Hinterbliebene von Opfern gibt.

Bei einem Einsatz wie am 2. November steht jeder Polizist zwischen der Angst und der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Wie schaltet man die Angst in diesen Minuten aus?

Es ist gar nicht gut, wenn man die Angst ausschaltet. Die Angst bewirkt Stress im Körper, und der löst körperliche Reaktionen aus, die überlebensfähig machen. Das Sehen wird unter Umständen eingeschränkt, aber dafür sieht man fokussierter. Die Muskulatur des Oberkörpers wird durch körpereigene Vorgänge gestärkt, die auch von der Angst mitausgelöst werden. Wenn aber der erste Schritt im Einsatz gemacht wird, dann sind die Reaktionen fast wie ein Selbstläufer. Hier werden alle eintrainierten Abläufe abgerufen. Erst wenn Pausen entstehen, gibt es die ersten Freiräume zum Nachdenken.

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