Jeder zweite Pflichtschüler versagt beim Rechnen

APA7973764 - 22052012 - SALZBURG - ÖSTERREICH: THEMENBILD - Rund 86.000 Schüler der vierten Klasse AHS-Unterstufe, Neue Mittelschule und Hauptschule stellen sich morgen erstmals einer österreichweiten Überprüfung der Bildungsstandards. In 90 Minuten reiner Testzeit müssen rund 50 Aufgaben aus dem Bereich Mathematik gelöst werden. Im Bild: Ein Fragebogen der Standardüberprüfung, aufgenommen am Dienstag, 22. Mai 2012. APA-FOTO: BARBARA GINDL
Bildungsstandards: Wien und Kärnten sind Schlusslicht. Oberösterreich und Salzburg sind top

1416 Schulen erhielten am Dienstag die Ergebnisse der Bildungsstandardtests. Die erschreckende Erkenntnis: Jeder sechste Schüler der achten Schulstufe erreicht diese Standards nicht. Groß sind die regionalen Unterschiede. Am schlechtesten schneiden Wien und Kärnten ab. Besonders die Wiener Hauptschulen schneiden desaströs ab. In den Wiener Pflichtschulen erreicht nicht einmal die Hälfte die Mindestanforderungen. Nur 14 Prozent konnten dort genügend Aufgaben lösen. Auf Platz 1 liegt Oberösterreich, gefolgt von Salzburg. Insgesamt schaffen nicht einmal 60 Prozent aller österreichischen Jugend­lichen die Standards. Für Bildungsministerin Claudia Schmied sind die Bildungsstandards ein Reality-Check: „Wir wissen jetzt, wo die Problemfelder sind: städtische Ballungsräume, niedrige Bildung der Eltern und Migrationshintergrund. Darauf müssen wir reagieren. “

Schulentwicklung

Jetzt wisse jeder Standort, wo er steht. „Jede Schule hat jetzt die Zahlen in der Hand. Das schafft eine persönliche Betroffenheit, die die Pädagogen dazu veranlasst, an einer Verbesserung des Unterrichts zu arbeiten.“ Hilfe erhalten Schulinspektoren, Direktoren und Lehrer dabei von 500 Rückmeldemoderatoren – erfahrenen Lehrern und Mitarbeitern der Pädagogischen Hochschulen. Mit den Experten werden die Ergebnisse an der Schule analysiert. Und sie helfen bei der Schulentwicklung. Dabei müsse man das Rad nicht immer neu erfinden, meint die Unterrichtsministerin: „Wir wissen, dass manche Schulen gute Ergebnisse erzielt haben, obwohl sie in einem schwierigen Umfeld unterrichten müssen. Da stellt sich die Frage: ,Was machen diese Schulen besser?‘ Hier kann man doch von den Besten lernen.“

Das Bildungsforschungsinstitut Bifie, das die Standards überprüft hat, hat sich nämlich die Mühe gemacht, für jede Schule die tatsächlichen mit den erwarteten Ergebnissen zu vergleichen. Wie gut die Schüler an einem Standort sind, hängt nämlich von vielen Faktoren ab, die die Schule aber nicht beeinflussen kann: Die Zahl der Migranten, der Bildungsabschluss der Eltern sowie die Frage, wie weit das nächste Gymnasium entfernt ist. Studienleiter Günter Haider vom Bifie nennt die Vorbilder: „Am besten schöpfen oberösterreichische Gymnasien das Potenzial ihrer Schüler aus. Auch die Hauptschulen in OÖ sowie in Salzburg und in Tirol sind da vorbildlich.“ Absolutes Schlusslicht sind da die Kärntner, gefolgt vom Burgenland. In Wien stimmen Erwartung und Ergebnis überein.

35 Punkte besser

Die Bifie-Statistiker machen aber auch Hoffnung. „Im Schnitt haben wir uns seit 2009 verbessert“, sagte Haider. „Damals testeten wir bereits stichprobenartig. Das war unsere Baseline. Seither haben sich die Ergebnisse im Schnitt um 35 Punkte von 500 auf 535 Punkte verbessert.“ Das sei wohl nur zum Teil darauf zurückzuführen, dass die Schüler den Test 2009 nicht so ernst nahmen wie den Test für die Bildungsstandards. Haider glaubt, dass sich seither auch in den Klassenzimmern einiges geändert habe: „Die Lehrer haben ihren Unterricht bereits umgestellt. Anstatt kurzfristiges Wissen zu vermitteln gehe es ihnen jetzt mehr darum, dass die Schüler Kompetenzen erwerben.“ Guter Unterricht allein reiche aber nicht, meint Schmied: „Da wir wissen, wie sehr der familiäre Hintergrund eines Kindes den Bildungserfolg beeinflusse, muss man hier ansetzen. Die Lösung: „Frühe Förderung im Kindergarten, mehr Ganztagsschulen, die Reform der 9. Schulstufe und eine bessere Lehrerausbildung.“ Wie die Schüler an den Neuen Mittelschulen abgeschnitten haben, wollten Haider und Schmied übrigens nicht sagen: „Da es nur 67 Standorte sind, könne wir keine Rückschlüsse ziehen.“

Jeder zweite Pflichtschüler versagt beim Rechnen
Jeder zweite Pflichtschüler versagt beim Rechnen

A:
Ein Badezimmer hat eine Bodenfläche von 7,2 Quadratmeter. Eine Packung Fliesen reicht für 1,2 Quadratmeter. Wie viele Packungen Fliesen benötigt man mindestens zum Verfliesen des Bodens? (6)

B:
Die Einwohnerzahlen folgender Gemeinden sollen mit einem Balkendiagramm dargestellt werden (Bruckhausen: 15.000, Korbach: 18.000, Einsfeld: 14.000). Der längste Balken soll eine Länge von 6 cm haben. Welcher Einwohnerzahl entspricht dann eine Balkenlänge von 1 cm? (3.000)

C:
In einer Schule sind die Buben deutlich in der Minderheit. In jeder einzelnen Klasse gilt sogar: 2 mal B

D:
Die Winkelsumme im Dreieck beträgt 180 Grad. Wieso kann man daraus schließen, dass der größte Winkel in einem Dreieck wenigstens 60 Grad beträgt ? (Wenn der größte Winkel weniger als 60 Grad betragen würde, dann wäre die Summe der beiden anderen größer als 120 Grad und damit wenigstens einer der beiden Winkel größer als 60 Grad bzw. gleichwertige Argumentation)

E:
Du möchtest die Mandatsverteilung im österreichischen grafisch so darstellen, dass man daraus möglichst erkennen kann, welche Koalitionen eine Mehrheit im Parlament hätten. Du überlegst, welche statistische Grafik dafür gut geeignet wäre. Lies dir jede Aussage durch. Kreuze an, ob sie richtig oder falsch ist: Gut geeignet wäre ein...

1)Streudiagramm (falsch)
2)Kreisdiagramm (richtig)
3)Liniendiagramm (falsch)
4)Piktogramm (falsch)

F:
Gegeben sind die Zahlen 16, 4, 9, 11, 17, 13, 14. Ermittle die Spannweite dieser Zahlen. (13)

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