Kopf in den Sand

Heute war Zeugnistag. Nicht für Schüler, sondern für den Wiener Stadtschulrat.
Ute Brühl

Ute Brühl

Die Schüler haben schnell begriffen und immer weniger Leistung erbracht.

von Mag. Ute Brühl

über Kopf-in-den-Sand-Politik

Notendurchschnitt „Nicht genügend“ – heißt: durchgefallen. Anstatt den Problemen ins Auge zu sehen, haben die Verantwortlichen sie lange Zeit einfach ignoriert. Der Wiener Stadtschulrat hat auf Lehrer Druck ausgeübt, um wenigstens den Schein zu wahren. Auf diese Weise haben viele Jugendliche einen Hauptschulabschluss bekommen, ohne jedoch lesen und rechnen zu können. Lehrer durften keine Fünfer verteilen. Taten sie es doch, wurden sie zum Bezirksschulinspektor zitiert. Welcher Schüler sah sich da noch genötigt, sich auch nur ein bisschen anzustrengen?

Auch gegen Dauerschwänzer ging man viel zu zaghaft vor. Wollten Lehrer die Schüler dazu zwingen, am Nachmittag versäumte Unterrichtszeit nachzu­holen, hieß es vom Schulschwänzbeauf­tragten: „Das dürft ihr nicht.“ Die Schüler haben schnell begriffen und immer weniger Leistung erbracht. Das ist nicht ihnen anzulasten, sondern den politisch Verantwortlichen in Wien. Denen dämmert jetzt langsam, dass Wegschauen keine Lösung ist. Für jene Schüler, die acht Jahre in der Schule vergeudet haben, kommt die Erkenntnis viel zu spät. Sie müssen die Folgen dieser Kopf-in-den-Sand-Politik ihr Leben lang tragen, weil sie kaum Berufs- oder Jobchancen haben.

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