Jeder zweite Geflüchtete im Job: Warum das laut AMS-Chef ein Erfolg ist
Mehr als die Hälfte der 2015 nach Österreich Geflüchteten haben am Arbeitsmarkt Fuß gefasst. 9.500 Personen, die 2015 in Österreich Asyl oder subsidiären Schutz erhalten haben, haben sich bis Mitte 2016 beim AMS gemeldet. Davon waren 4.900 bis Ende Juni in Beschäftigung. Ein kleiner Bruchteil davon (knapp 460) ist selbstständig oder arbeitet in einem geförderten Arbeitsplatz.
Der Chef des AMS, Johannes Kopf, erklärte am Montag in der "ZiB2", warum diese Zahl ein Erfolg ist.
De facto nur ein Viertel weg
Alle werde man nicht in den Arbeitsmarkt integrieren können, erklärt der AMS-Chef. "Hundert Prozent kann man nie erreichen." Und: "50 Prozent ist im internationalen Vergleich ein gut gelungenes Ziel."
Kopf spricht von "Boom" am Arbeitsmarkt
Auf die Frage, warum nicht alle am Arbeitsmarkt integriert werden können, erklärt der AMS-Chef, dass sich von der verbleibenden Hälfte eine Hälfte - also ein Viertel der Gesamt-Geflüchteten - von der Arbeitssuche zurückgezogen habe.
Daher ist dieses Viertel auch kein Kunde des AMS mehr. Gründe seien Familiengründungen, Krankheit oder der Weg ins Ausland, so Kopf weiter. Hürden in der Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen seien mangelnde Sprachkenntnisse. Der Prozess der Integration gestalte sich langwierig.
Gastronomie an erster Stelle
Die wichtigste Branche für Flüchtlinge ist die Gastronomie, in der 14 Prozent untergekommen sind, in Personalleasing-Firmen haben elf Prozent und im Einzelhandel zehn Prozent der Flüchtlinge Beschäftigung gefunden. An vierter Stelle folgt mit sieben Prozent das Baugewerbe.
74 Prozent aller 2015er-Flüchtlinge haben in den vergangenen fünfeinhalb Jahren zumindest einmal gearbeitet. Bei vielen blieb es dabei jedoch bei wenigen Wochen oder Monaten - konkrete Zahlen nennt Kopf aber nicht.
Insgesamt sieht Kopf die Entwicklung sehr positiv. "Man hat damals gesagt, es wird eine Riesenaufgabe und sehr schwierig sein. Von den uns betreuten Kunden zahlt mittlerweile mehr als die Hälfte Steuern und bekommt keine Mindestsicherung mehr. Das ist ein Ergebnis, über das sich viele freuen", so der AMS-Chef.
Mehr Männer im Job
59 Prozent der männlichen Geflüchteten haben einen Job. Von den Frauen haben nur 22 Prozent eine Beschäftigung gefunden. "Das Interessante ist: Frauen sind nicht häufiger als Männer arbeitslos. Sie haben sich aus dem Arbeitsmarkt zurückgezogen." Wenn der Mann eine Beschäftigung gefunden hat, widme sich die Frau oft der Kindererziehung.
Hürde für Asylwerber
Auch zur Frage, wie es mit Asylwerbern im Job weitergeht, äußerte sich Kopf in der "ZiB2". Wie berichtet, hat der Verfassungsgerichtshof vor einigen Wochen ja entschieden, dass Asylwerber zu allen Bereichen des Arbeitsmarkt zugelassen sind - und nicht mehr, wie bisher, nur für Saisonjobs.
Der Arbeitsminister hat allerdings kurz darauf einen Erlass gemacht, dass Asylwerber erst an letzter Stelle für einen Job infrage kommen dürfen - die Chancen auf Erwerbstätigkeit bleiben damit gering. Der AMS-Chef sagt, dass die Hürde immerhin niedriger sei als zuvor.
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