"Es darf künftig keine Tabus geben"
Es ist das politische Comeback des Jahres, zumindest in Kärnten. Gaby Schaunig, die 2008 als SPÖ-Vorsitzende und Vize-Landeshauptfrau zurückgetreten ist, weil sie die „unsauberen Geschäfte Jörg Haiders“ und die Beleidigungen in Regierung wie Landtag satt hatte, ist zurück: Nach 1723 Tagen sitzt sie wieder auf der Regierungsbank. Ihr Job: Sie soll als Finanzlandesrätin den maroden Landeshaushalt auf Vordermann bringen. Warum hat sie ihren Job als angesehene Anwältin wieder mit dem einer Politikerin getauscht?
KURIER: Wie ist es, wenn man wieder auf der Regierungsbank Platz nimmt?
Schaunig: Ich weiß noch gar nicht, wo mein Platz und mein Büro sein werden.
Wann haben Sie sich entschlossen, das Angebot von Peter Kaiser anzunehmen?
Meine erste Reaktion war: Ich kann mir nicht vorstellen, wieder jeden Tag zu streiten. Aber ich bin ein politischer Mensch, habe daher vor einer Woche Ja gesagt und freue mich bereits auf die Aufgabe. Ich bin mir jedoch bewusst, dass es eine große Herausforderung ist.
Sie müssen jetzt als Finanzreferentin das ausbaden, was Ihnen die Vorgänger Jörg Haider und Harald Dobernig hinterlassen haben. Wie kann das eine Frau, die für ihre „soziale Ader“ bekannt ist, bewältigen?
Die Finanzen sind mir nicht fremd, weil ich in der Arbeiterkammer zuletzt Chefin der internen Revision war.
Ein Himmelfahrtskommando?
Das wird der Kassasturz zeigen. Persönlich fürchte ich, dass wir die volle Wahrheit über die Finanzen des Landes noch gar nicht kennen. Aber eines kann ich schon jetzt sagen: Es darf und wird keine Tabus geben.
Wie ist das zu verstehen?
Ich orientiere mich an einem durchschnittlichen Haushalt: Wir werden in Hinkunft nur mehr das ausgeben, was wir uns leisten können. Oder anders gesagt: Wir werden als Erstes beim Luxus sparen.
Konkret?
Die Politik wird mit gutem Beispiel vorangehen. Einsparungen wird es bei Parteienförderung und in den Regierungsbüros geben.
Alles schön und gut, aber wie wollen Sie generell vorgehen?
Es wird nicht mehr mit dem Rasenmäher darüber gefahren, sondern nachgedacht, was sinnvoll für das Land ist. Es wird daher auch Bereiche geben, die mehr bekommen werden. Ich denke da an Jugend und Ausbildung, wo in die Zukunft investiert wird.
Welchen Einfluss hat die SPÖ-Kärnten nach dem Wahlerfolg im Hinblick auf die Nationalratswahl?
Kärnten hat auf jeden Fall ein wichtiges Signal gegen die Politverdrossenheit gesetzt. Die Leute diskutieren wieder darüber.
Sind Sie eine Politikerin auf Abruf, weil wegen der Causa Topteam (angebliche Wahlwerbung für die SPÖ auf Landeskosten) gegen Sie ermittelt wird?
Ich habe volles Vertrauen in die Justiz. Sollte jedoch wider Erwarten Anklage erhoben werden, trete ich selbstverständlich sofort zurück.
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