In der Corona-Krise: ÖVP auf 45 Prozent, SPÖ hinter Grünen
Die Krise wirbelt auch die Politik durcheinander. Die türkis-grüne Regierung profitiert, die Bundes-SPÖ sinkt auf einen neuen Tiefstand von 16 Prozent. FPÖ nur noch bei 12 Prozent.
Der Hintergrund für die aktuellen Parteien- und Politikerrankings ist eine „extrem steigende Besorgnis der Österreicher“: Das schickt Wolfgang Bachmayer, Chef des OGM-Instituts, den Analysen der folgenden Umfragedaten voraus.
Die Österreicher sind um die Gesundheit besorgt, zunehmend aber auch um die Wirtschaft, ihre Arbeitsplätze, ihr Einkommen, ihre Existenz.
Bachmayer: „In dieser Situation scharen sich die Menschen um Institutionen, die Stabilität und Sicherheit versprechen, und die Handlungsfähigkeit zeigen. Das betrifft die Polizei, das Bundesheer als Katastrophenhilfe, die Sozialpartnerschaft, das Arbeitsmarktservice.“
Ganz vorne mit dabei ist die Bundesregierung. „Aus der Sicht der Bevölkerung steuert die Bundesregierung alles.“ Sie zeige „Medienpräsenz, Medienpräsenz, Medienpräsenz".
Der OGM-Chef hat in dieser Woche für die Austria Presseagentur den regelmäßigen Vertrauensindex erhoben und für den KURIER eine umfassende Umfrage zu den Corona-Maßnahmen (erscheint in der Sonntagausgabe) inklusive Sonntagsfrage durchgeführt.
Kurz zieht davon
Demnach zieht die Bundesregierung in den Umfragen der Opposition auf und davon. Kanzler Sebastian Kurz und Gesundheitsminister Rudolf Anschober werden als die Krisenmanager schlechthin wahrgenommen. Sie fegen im Vertrauensindex Bundespräsident Alexander Van der Bellen vom ersten Platz.
Kurz erlebt überhaupt ein Allzeit-Hoch: 74 Prozent haben Vertrauen zum Kanzler, 23 Prozent nicht. Das ergibt einen Vertrauenssaldo von 51 Prozent, ein Plus von 32 Punkten gegenüber der Vorkrisenzeit.
Anschober gleich hinter Kurz
Gleich hinter Kurz landete Gesundheitsminister Rudolf Anschober mit einem positiven Saldo von 49 Punkten. Der Grüne legte ebenso gleich um 32 Punkte zu.
Auch in der Sonntagsfrage schlägt die Krise durch:
Die ÖVP liegt bei 45 Prozent (gegenüber 37,5 bei der Wahl im September 2019). Die Grünen klettern auf 18 Prozent und distanzieren die SPÖ, die erstmals auf den dritten Platz abrutscht. Mit 16 Prozent liegt die SPÖ um fünf Punkte schlechter als ihr historisch schlechtestes Wahlergebnis im Herbst 2019.
Die FPÖ spielt kaum mehr eine Rolle, sie ist auf 12 Prozent abgesackt.
Bachmayer sagt, die Daten für die Regierung seien auch auf die professionelle Kommunikation zurückzuführen. Er zeichnet folgendes Bild: „Der General erscheint jeden Tag mit seinen Offizieren und schafft Klarheit. Er zeigt, wir haben einen Plan im Krieg gegen einen unsichtbaren Feind.“
Blut, Schweiß und Tränen
„Die Bevölkerung befindet sich in einer fast euphorisch anmutenden 'Blood, Sweat and Tears“-Stimmung, rückt näher zusammen und folgt motiviert den Anweisungen der politischen Führung, um das Virus als gemeinsamen unsichtbaren Feind zu besiegen“, lautet Bachmayers Analyse.
Die allgegenwärtige Medienpräsenz des Themas und der zuständigen Politiker verstärke diese Effekte. Es sei daher kein Wunder, dass gerade jene Politiker die höchsten Vertrauenszuwächse erreichten, die laufend vor die Kameras treten und den Menschen die aktuelle Lage erklären, die notwendigen Maßnahmen begründen und strikt anordnen, meinte Bachmayer.
Die Vertreter der Opposition stehen laut Bachmayer in der aktuellen Krise im medialen Schatten der Regierung.
Höhenflug nicht von Dauer
Der Höhenflug von Türkis-Grün werde wieder abflauen, traut sich Bachmayer schon heute zu prophezeien. „Wenn sich die Gesundheitskrise in Richtung Wirtschafts- und Sozialkrise entwickelt, wird der außergewöhnliche Schulterschluss, den es derzeit sowohl in der Politik als auch in der Bevölkerung gibt, schwinden, und es werden wieder die alten Interessensgegensätze aufbrechen“, sagt Bachmayer.
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