40 Stunden auf ein Testergebnis warten, eines bekommen, obwohl der Test noch nicht einmal abgegeben ist, Datenbankprobleme oder fehlende Testkits – die Bundesländer schlagen seit Tagen Alarm, dass ihre Testinfrastruktur der Omikron-Welle nicht standhalten kann. Das Beratungsgremium Gecko hat der Regierung deshalb bereits eine Änderung der Teststrategie empfohlen. Doch wie valide sind die Daten, auf deren Basis die Regierung entscheiden muss, bei so vielen Pannen im Testverfahren überhaupt? Der KURIER hat nachgefragt.
Sind wir, was die Inzidenzen betrifft, im Blindflug unterwegs?
Die gute Nachricht zuerst: Gegenwärtig gebe es trotz vermehrter Berichte über Pannen beim Testen noch keinen Grund, die vorliegenden Zahlen anzuzweifeln, sagt Peter Klimek vom Complexity Science Hub, der auch Mitglied im Covid-19-Prognosekonsortium ist. In den vergangenen Wochen seien die Zahlen stets etwa gleich zuverlässig gewesen.
Ab welchem Punkt sollten Zweifel aufkommen?
Vorsicht sei geboten, wenn beim offiziellen Meldesystem eine „extrem hohe Zahl“ an positiven Fällen verspätet nachgemeldet wird, erklärt Klimek. Einen konkreten Ziffernwert, bei dem die Mathematiker davon ausgehen, dass die Testinfrastruktur zusammenbricht, gebe es aber nicht. Wichtig sei, die Positivrate – also den Anteil der positiven unter allen durchgeführten Tests – im Auge zu behalten. Die WHO hat fünf Prozent Positivrate als jenen Wert definiert, ab dem davon ausgegangen werden kann, dass zu wenig gescreent wird und eine stark ansteigende Dunkelziffer nicht mehr ausgeschlossen werden kann. In Österreich waren Stand Montag 4,08 Prozent der Tests positiv.
Ist Abwassermonitoring eine Alternative?
Während einige andere Länder ihr Augenmerk statt auf Tests nun stärker auf die Viruspartikel im Abwasser legen, ist das in Österreich derzeit noch ein „externes Signal, auf das wir schon schauen“, sagt Klimek. Ein wirklich sinnvolles Instrument werde das Abwassermonitoring aber vor allem dann, wenn die Testinfrastruktur nicht mehr aufrechterhaltbar ist.
Welche Rolle spielt der Faktor Zeit?
Wie sinnvoll möglichst breites PCR-Testen ist, kommt laut Klimek auch darauf an, wie viele Tests innerhalb von 24 Stunden ausgewertet werden können. Bei Omikron ist das in etwa jenes Zeitfenster, in dem die Tests schon positiv, die Infizierten aber noch nicht ansteckend sind und somit rechtzeitig abgeschirmt werden könnten. Die schlechte Nachricht: Hier stößt man langsam an eine Grenze.
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