"Grünes Gas" wird nur ein Viertel des Bedarfs decken können
Österreich wird auf längere Sicht im besten Fall ein Viertel seines Bedarfs an "Grünem Gas" aus biogenen Rohstoffen selbst decken können, unter Umständen noch weniger. Deshalb sollte das synthetisch gewonnene Gas als knappes und wertvolles Gut dort eingesetzt werden, wo es noch keine Alternativen gebe, etwa in der Industrie und für Teile des Schwerverkehrs, sagte die für Energie zuständige Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Dienstag.
Standortsicherheit
Von Bedeutung sei die langfristige Priorisierung für die Standortsicherung industrieller Produktion und somit auch der Wertschöpfungsketten, betonte Günter Pauritsch, Experte der Österreichischen Energieagentur, bei einem gemeinsamen Pressegespräch. Die inländische Erzeugung von grünem Gas sei zu priorisieren, um die Auslandsabhängigkeit der heimischen Energieversorgung möglichst niedrig und die inländische Wertschöpfung möglichst hoch zu halten, erklärte der Leiter des Centers Energiewirtschaft, Infrastruktur & Energiepartnerschaften.
Energieintensive Industrie benötigt Biogas
Für 68 bzw. 75 Prozent der Nachfrage nach erneuerbarem Gas ist, je nach Szenario, die energieintensive Industrie verantwortlich, speziell die Eisen- und Stahlerzeugung, die chemische Industrie und die Glasherstellung, zeigt eine neue Studie zur Abschätzung von Nachfrage und Angebot im Jahr 2040, die das Ministerium in Auftrag gegeben hat. Selbst bei sehr effizientem Vorgehen sei künftig mit hohem Gasbedarf aus der Industrie zu rechnen.
An national mobilisierbarem biogenem Grüngas (Biomethan, also CH4) stehen nur 20 Terawattstunden (TWh) zur Verfügung, je zur Hälfte aus anaerober Vergärung bzw. Biomassung. Der Bedarf übersteigt dieses Angebot um ein Vielfaches. Selbst bei effizienter und fokussierter Weiterentwicklung würden an die 69 TWh Grünes Gas fehlen.
Angesehen hat man sich die Nachfrage von Industrie, Güter- und öffentlichem Personenverkehr sowie Flugverkehr und der KWK- und Heizkraftanlagen im Jahr 2040, wobei die Industrie den Großteil benötigen würde (67,2 der 89 TWh bzw. 94,8 der 138 TWh), so die Annahme.
Kein Biogas fürs Wohnen oder Mobilität
Auch ohne Gebäudesektor, motorisierten Individualverkehr und ohne Netzreserve werde die Deckung der Nachfrage nach erneuerbarem Gas 2040 für die untersuchten Sektoren allein durch inländische biogene Gase nicht möglich sein, heißt es in der Studie. Um die Versorgungssicherheit nicht zu gefährden, sollten Raumwärme und große Teile des Verkehrs auf andere klimafreundliche Alternativen umsteigen, so das Infrastrukturministerium.
Fossiles Erdgas deckt derzeit 17 Prozent des heimischen Energieverbrauchs und wird zu fast 100 Prozent importiert, mit an die 3 Mrd. Euro Kosten im Jahr.
Gedeckt werden kann die Gas-Lücke durch Inlands-Produktion von grünem Wasserstoff bzw. synthetischem Methan aus erneuerbarem Strom oder durch den Import erneuerbarer Gase aus derzeit noch zu definierenden Quellen, wie es heißt.
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