Grüne Stoisits rüffelt Pilz: "Alles gekränkte Eitelkeit"
"Ich bin seit 28 Jahren bei den Grünen, wenn auch schon lange nicht mehr als Funktionärin. Aber gerade deshalb schmerzt mich das alles so sehr", klagt Terezija Stoisits im KURIER-Gespräch.
Stoisits war ab 1990 Abgeordnete der Grünen im Parlament, bis sie 2007 erste grüne Volksanwältin wurde. Sie gilt als grünes Urgestein, und ihr Groll richtet sich an ihren Parteifreund Peter Pilz. Dieser wurde beim Bundeskongress der Grünen vor zwei Wochen nicht auf einen von ihm angestrebten sicheren Listenplatz gewählt. Zunächst kündigte er seinen politischen Abschied an, nun denkt er jedoch über eine eigene Wahlliste nach, mit der er bei der Parlamentswahl im Herbst antreten will. Stoisits hoffe, dass Pilz von diesem Projekt wieder Abstand nimmt. "Er ist ja ein sehr gescheiter Mensch. Es muss ihm klar sein, dass er den Grünen damit einen nachhaltigen Schaden zufügen würde."
Charakterschwäche
Pilz sei ein enorm kreativer Politiker, "vielleicht der kreativste in den Reihen der Grünen. Er ist ein blendender Rhetoriker, er hat großes politisches Charisma, Humor und auch Scharfsinn." Doch was er gar nicht besitze, sei Teamfähigkeit. "Das hat er gar nicht, null", attestiert die langjährige Parteifreundin.
Sie könne das Ergebnis und die Entscheidungen des grünen Bundeskongress nicht ändern. "Aber die offensichtlich gekränkte Eitelkeit von Peter Pilz hat hier nichts verloren. Ich finde es schrecklich, dass er nach einem dermaßen erfolgreichen politischen Leben so abschließen will. Pilz hat die Grünen über all die Jahre maßgeblich mitgestaltet und geprägt, wie kaum ein anderer. Aber irgendwann muss man auch einsehen, dass jedes Berufsleben einmal endet", sagt Stoisits weiter.
Sie fände "auch nicht alles super, was die Grünen machen", es sei aber wesentlicher Teil der Entwicklung von Parteien, dass es einen Diskurs gebe, sich alle einbringen und versucht werde, zu verändern. "Pilz ist ja in den vergangenen Jahren da immer mit dabei gewesen, im Gegensatz zu mir. Und jetzt hat etwas nicht geklappt, er wurde nicht wie gewünscht gewählt, und das tut ihm wahnsinnig weh, das verstehe ich. Aber dass er nun so reagiert und sagt, es ist alles wurscht was vorher war, und jetzt zerstöre ich durch meine Handlungen meine Vergangenheit, das schmerzt mich sehr. Weil es evident ist, dass er damit den Grünen einen enormen Schaden zufügt."
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