Hitzezunahme seit 2001 drei Mal so groß wie in den 30 Jahren davor

Heat wave
Forscherteam der Universität Graz stellen unverhältnismäßig starke globale Wärmezunahme in der Atmosphäre fest.

Die Klimakrise macht keine Pause. Der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen, vor allem CO2 aus verbrannten fossilen Energieträgern wie Öl und Gas, nimmt nach wie vor zu und befeuert damit die globale Erwärmung. Die zunehmende Konzentration von CO2 in der Atomsphäre hemmt die natürliche Wärmeabstrahlung der Erde ins Weltall. Jetzt haben Forscher errechnet, wo die zusätzliche Wärme hingeht – und wie groß das Problem ist.

„Wir fanden heraus, dass unsere Erde mittlerweile im Schnitt in jeder Sekunde pro Quadratmeter rund 0,9 Joule Energie zusätzlich schlucken muss“, fasst der Leiter des Wegener Centers für Klima und globalen Wandel der Universität Graz, Gottfried Kirchengast, die Gesamtbilanz zusammen. „Da die Erdoberfläche 510 Millionen Quadratkilometer groß ist, sind das jedes Jahr rund 14 Billionen Gigajoule Überschuss, mehr als das Zwanzigfache des Weltenergieverbrauchs.“ Das treibt die globale Erwärmung und den Klimawandel mit allen Folgen rasant an. „In der Atmosphäre war die Wärmezunahme von 2001 bis 2018 dreimal so stark wie der im letzten Weltklimabericht publizierte Anstieg im Zeitraum 1971 bis 2010“, so Kirchengast.

Hitzezunahme seit 2001 drei Mal so groß wie in den 30 Jahren davor

Aber wo geht dieses zu viel an Wärme hin? Rund 90 Prozent speichern derzeit die Weltmeere, fünf Prozent das Land, drei Prozent verbraucht das Abschmelzen des Eises und rund zwei Prozent gehen in die Atmosphäre, rechnen die Forscher vor. „Während also die leichte, gasförmige Lufthülle, vor allem dank der Pufferspeicherung in den Wassermassen der Meere, absolut gesehen nur die kleinste Menge aufnehmen muss, sind ihre relativen Änderungen am stärksten und die Auswirkungen auf uns Menschen am direktesten, etwa über Wetter- und Klimaextreme“, resümiert Kirchengast und unterstreicht eine zentrale Schlussfolgerung der Studie: „Der einzige Weg zum Abbau dieses bedrohlichen Energie-Ungleichgewichts ist eine drastische Emissionsreduktion im Sinn der Pariser Klimaziele.“

Die groß angelegte internationale Studie hat nun erstmals umfassend berechnet, wie stark sich dadurch seit den 1970er-Jahren die überschüssige Wärmeenergie jeweils in den Meeren, den Landmassen und der Lufthülle der Erde ansammelt sowie zum Abschmelzen der Polkappen und Gletscher führt.

Das Forscherteam stellte fest, dass der Wärmeanteil der Lufthülle im Vergleich zu Meer, Land und Eisschmelze in den letzten Jahrzehnten überraschend stark zunahm, was Wetter- und Klimaextreme maßgeblich antreibt.

Die Ergebnisse der Studie sind soeben im Journal Earth System Science Data erschienen. Kirchengasts Forschungsgruppe zählt zu den international führenden Gruppen auf dem Gebiet der Klimabeobachtung in der Atmosphäre.  Die internationale Studie wurde im Rahmen des Weltklimaforschungsprogramms und des „Global Climate Observing System“-Programms der Vereinten Nationen durchgeführt. Ihre Ergebnisse werden maßgeblich in den Weltklimabericht 2021 mit einfließen.

 

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