2017 ging Glawischnig im Groll. Ihren neuen Arbeitgeber, den Glücksspielkonzern Novomatic, wählte sie zum Teil „aus Trotz, um die Brücken zu den Grünen zu verbrennen“. Heute blickt sie auf ihr Politikerleben entspannt zurück. „Die Politik ist sehr abwechslungsreich, man hat viel mit Menschen zu tun, muss treffsicher kommunizieren, auch improvisieren. Ich gebe zu, vor großen Auftritten, auf Parteitagen zum Beispiel, habe ich mich oft etwas gefürchtet. Aber wenn es dann gelungen ist, dann fühlt man sich gut und erfolgreich.“
Genossen hat Glawischnig nach dem Politik-Ausstieg die Entschleunigung, die Zeit mit ihren Söhnen, das „Aufladen der Batterien“. Sie hat sich fortgebildet, stapelweise Bücher gelesen und sich mit sich selbst beschäftigt. Herausgefunden, was ihr wirklich wichtig ist. Was sie kann. Dazu hat sie Episoden ihres Lebens in einem Buch aufgearbeitet. Die Erkenntnis daraus: „Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind mir wirklich wichtig. Immer noch. Ich habe ein extrem grünes Herz.“
Auf betrieblicher Seite habe sie erlebt, dass viele Vorschriften, die die Politik erlässt, oft schwer umsetzbar sind. Daher will sie nun Betrieben helfen, auf ethisches, klimagerechtes Wirtschaften umzusteigen. Zudem will sie Frauen in der Wirtschaft coachen – wie man Teams und Sitzungen leitet, kommuniziert, sich durchsetzt. „Machiavelli für Frauen“, nennt sie das Programm.
"Respekt vor denen, die sich da abrackern"
Dass die Grünen mit der ÖVP regieren, findet Glawischnig richtig: „Man muss alle Chancen, die sich bieten, nutzen. Ich habe eine große Freude, dass die Grünen das gemacht haben, und großen Respekt vor der Leistung derer, die sich da jetzt abrackern.“ Sie habe 2003 selbst mit der ÖVP verhandelt, damals noch mit Kanzler wolfgang Schüssel. Ihre Verhandlungskapitel - Umwelt, Landwirtschaft, Energie - seien auch positiv abgeschlossen worden. die Koalition kam dann bekanntlich trotzdem nicht zustande.
Zu den Konflikten in der aktuellen türkisgrünen Koalition sagt Glawischnig: Sie hoffe sehr, dass die ÖVP „keine versteckte Agenda“ habe, „denn Dinge umzusetzen, funktioniert nur partnerschaftlich“.
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