Gewerkschafter warnen vor Gehaltsverlust

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Die Gewerkschafter kritisieren Verluste durch das neue Lehrerdienstrecht von rund 400.000 Euro.

Bis zur Sommerpause soll ein neues Lehrerdienstrecht vom Parlament verabschiedet werden. Tatsächlich sind die Gräben zwischen Lehrergewerkschaft und Regierung tief – zu tief, um auf eine rasche Einigung zu hoffen.

Größter Streitpunkt ist das Geld: Mehrmals haben die Gewerkschafter kritisiert, dass einem Lehrer nach dem von der Regierung vorgeschlagenen neuen Dienstrecht einen Brutto-Verlust über das ganze Arbeitsleben von 300.000 bis 700.000 Euro entstehen würde.

Realverlust

Eine grobe Rechnung bestätigt das: Nach dem gültigen Modell bekommt etwa ein AHS-Lehrer nach 40 Dienstjahren über sein ganzes Berufsleben gerechnet etwas mehr als 2,05 Millionen Euro brutto (ohne jegliche Zulagen). Beim neuen Gehaltsmodell, das für alle Lehrer gleich sein soll, würde ein Lehrer nach 40 Dienstjahren nur rund 1,79 Millionen Euro verdienen – also zumindest um 200.000 Euro weniger.

Gewerkschafter warnen vor Gehaltsverlust
Paul Kimberger im Faktencheck
„Dazu kommt, dass die Regierung die Arbeitszeit um 20 Prozent erhöhen will. Würde man die Mehrarbeit im bestehenden System aliquot bezahlen, ist die Differenz schon bei 400.000 Euro“, erklärt der Chef der Lehrergewerkschaft Paul Kimberger: „Und dazu kommt noch ein Kahlschlag bei den Zulagen, die Regierung will ja nur mehr All-inclusive-Gehälter auszahlen. Deswegen sagen wir, das Angebot ist ein reines Lehrer-Sparpaket.“

Aufseiten der Regierung ist man bemüht, die Lage zu deeskalieren. Über die Medien wolle man „sicher nicht verhandeln“, sagt der Sprecher vom Bildungsministerin Claudia Schmied. „Nur so viel: Unser Angebot für ein neues Lehrerdienstrecht ist sehr gut, vor allem für die Junglehrer. Es braucht sich niemand zu fürchten, außerdem bleiben alle bestehenden Verträge unangetastet.“

Experten, die mit der Materie vertraut sind, geben außerdem zu bedenken, dass Ausbildungszeiten künftig auch als Dienstzeiten angerechnet werden, was zu einem rascheren ersten Gehaltssprung führe. Denn das neue Gehaltsmodell sieht zwar ein höheres Einstiegsgehalt vor, der erste Gehaltssprung wird aber erst nach 12 Jahren fällig. Dafür soll es künftig keine Gehaltssprünge alle zwei Jahre geben, wie bisher, sondern nur noch alle fünf bis sieben Jahre. Das Gehalt nach 40 Dienstjahren wäre auch niedriger als in der geltenden Regelung.

In den kommenden Tagen – ein konkreter Termin steht noch nicht fest – wird die Regierung den Gewerkschaftern einen neuen Vorschlag unterbreiten. „Ich höre, dass die Regierung das Angebot nachgebessert hat, kenne aber noch keine Details“, sagt Kimberger.

Druck steigt

Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller spricht sich gegenüber der Kleinen Zeitung dafür aus, das neue Dienstrecht auch ohne Zustimmung der Gewerkschaft zu beschließen: „Wenn die Spitze der Gewerkschaft nicht mitgeht, verbaut sie den jungen Menschen die Zukunft (...). Daher meine ich – auch ohne Gewerkschaft. Es ist genug gesprochen worden.“

Gewerkschafter warnen vor Gehaltsverlust

Die Schlusspointe in meiner letzten Kolumne habe er nicht verstanden, mailt Gerfried P., die habe gelautet: „Was heißt unterrichten?“

Zur Erinnerung: Es ist um Heimunterricht gegangen, und meine Bekannte Babsi K., die ihren 12-Jährigen jetzt ein Jahr zu Hause beschulte, meinte, zwei Stunden vier Mal die Woche habe für ein Zeugnis mit einem 3er und sonst lauter Einsern locker gereicht. Jetzt frage sie sich, was Lehrer eigentlich den ganzen Tag unterrichten? Darauf ich: „Was heißt u n t e r r i c h t e n?“

Nun, Herr Gerfried, beim Unterrichten ist es genauso wie mit dem Lohnzettel. Brutto ist leider nicht netto. Beispiel:

- Frau Lehrer, die Sabine fehlt.

- Hab ich gesehen, Merve.

- Sie ist im Park. Sie sagt, sie geht nicht mehr Schule.

- In die.

- Was?

- In die Schule, heißt das. War sie gestern auch im Park?

- Nein, gestern ist sie bei dem Mann gegangen.

- Zu. Zu dem Mann. Du meinst ihren Vater.

- Nein, bei dem anderen Mann.

- Zu. Zu welchem anderen Mann?

- In seine Wohnung. Sie tun fernsehen. Er raucht auch.

Alarm! Rein in die 1A.

- Kollegin, kannst du bitte kurz auf die 1B… , ich schau schnell, ob der Sozialarbeiter da ist.

- Spar dir den Weg, die Anna hat ihn auch schon gesucht. Der ist heute in der xy-Schule. Übermorgen wieder. Ab 12. Bis eins.

Anruf bei Sabines Vater (Mutter nüchtern nur sporadisch vorhanden). Kann sein, dämmert der Lehrerin, dass gar nicht er es war, der sein Kind gestern telefonisch entschuldigt hat. Düdldüdü …kann ein Anruf unter dieser Nummer leider nicht… usw. Zurück in die 1B.

- Kennt wer diesen Mann?

Das nicht, aber Cafer weiß plötzlich:

- Ich glaube, es ist ihr Cousin. Er geht Poly.

- Er geht Poly? Wie alt ist er?

- Eh nicht ganz alt. 16 oder 17. Sie schwänzen immer gemeinsam.

Als die Lehrerin mit ihrer Stunde beginnt – Thema: Übergang von der Tausch- zur Geldwirtschaft – , hat sie noch 15 Minuten. Bis Tau kommt sie locker.

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