Gartlehner: "In bestimmten Ländern ist ein Lockdown nicht ausgeschlossen"

Gartlehner: "In bestimmten Ländern ist ein Lockdown nicht ausgeschlossen"
Epidemiologe Gartlehner beobachtet Entwicklung weiterhin mit Sorge: Wenn sich jetzt mehr Menschen impfen lassen, wirkt das erst in mehreren Wochen.

9.400 Neuinfektionen gab es in den vergangenen 24 Stunden - eine Entwicklung, die niemanden überrascht haben kann, sagt Epidemiologe Gerald Gartlehner von der Donau-Uni Krems am Freitagabend in der "ZiB2". Jetzt hat die Regierung neue, schärfere Maßnahmen für ganz Österreich verkündet. Experten begrüßen das. 

Zuletzt habe sich eine gewisse "Wurschtigkeit" mit Corona eingeschlichen, sagt Politologe Peter Filzmaier - was wohl daran liege, dass das Ende der Pandemie mehrmals fälschlicherweise angekündigt wurde. In den letzten Tagen haben Wien und Oberösterreich schärfere Maßnahmen angekündigt, nun habe es auch in der Bundesregierung eine "Erleuchtung" gegeben. 

Dritt-Stich wirkt rascher

Die neuen Maßnahmen würden sicher die Infektionszahlen eindämmen, sagt Epidemiologe Gartlehner. Ihn verwundert nur, dass nicht mehr betont wurde, wie wichtig die Drittimpfung sei. Wenn sich alle impfen lassen, die das bisher nicht getan haben, würde das erst in sechs bis acht Wochen wirken. Viel rascher wirken würde es, wenn jene, die vor 6 Monaten bereits geimpft wurden, jetzt einen Booster bekommen. 

Die Impfung ist weiterhin erst für Personen ab 12 Jahren zugelassen - Wien erleichtert aber die Off-Label-Impfung für Kinder zwischen 5 und 11 Jahren. Das sei laut Gartlehner "absolut zu empfehlen" - gerade bei Kindern, die eine Grunderkrankung haben und bei einer Corona-Infektion mit besonders schwerem Verlauf rechnen müssen. 

Infektionsrisiko besteht weiter

Ist es denkbar, dass man es auf diese Art nun ohne generellen Lockdown schafft? Ungeimpfte dürfen nun zwar nicht mehr in die Gastronomie und zu Veranstaltungen, treffen aber weiterhin in Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln zusammen oder können sich im Privatbereich infizieren.

Gartlehner hat diesbezüglich schlechte Nachrichten: In bestimmten Ländern wie Oberösterreich und Salzburg könne man einen generellen Lockdown nicht ausschließen. Entwickeln sich die Zahlen weiter wie bisher, "führt kein Weg daran vorbei". Wenn man die Wintersaison für den Tourismus noch retten will und sich gegen einen Lockdown entscheidet, müsse man die Entwicklungen jetzt sehr genau beobachten. 

Aus 3-G wird 2-G:
Überall da, wo man bisher 3-G (ein Zertifikat für Impfung, Genesung oder Test) gebraucht hat, gelten künftig nur noch 2-G. Zu körpernahen Dienstleistern sowie in Gastronomie, Hotellerie und ähnlichen Settings, im Kulturbereich und im Sport haben nur noch geimpfte und genese Personen Zutritt. Es gibt eine Übergangsfrist von vier Wochen, in der die erste Impfung plus PCR-Test anerkannt werden. 

Nachschärfungen im Veranstaltungsbereich: 
- Bei mehr als 25 Teilnehmern gilt 2-G-Pflicht.
- Bei mehr als 50 Teilnehmern ist Anzeigepflicht bei der Bezirksverwaltungsbehörde bis 1 Woche vor der Veranstaltung sowie die Pflicht zur Ernennung eines/einer Covid-19-Beauftragten und zur Erstellung eines Präventionskonzepts.
- Bei mehr als 250 Teilnehmern muss eine Veranstaltung durch die Bezirksverwaltungsbehörde bewilligt werden. 

Maskenregel
Die FFP2-Maskenpflicht gilt österreichweit im gesamten Handel, in Museen und in Bibliotheken. 

Neuerungen beim Grünen Pass: 
Die Impfung soll im Grünen Pass statt 12 nur noch 9 Monate lang gültig sein. Danach braucht es eine dritte Dosis. Es gibt eine Übergangsfrist von drei Wochen. Janssen-Geimpfte brauchen ab 3.1.2022 eine zweite Dosis. 

Der dritte Stich: 
Die Auffrischungsimpfungen sollen rasch durchgeführt werden, zudem soll es weitere Maßnahmen zur Anhebung der Durchimpfungsrate geben. 

Ausbau der Testungen: 
Flächendeckender Ausbau des PCR-Test-Angebots, um Antigen-Tests so bald als möglich durch PCR-Tests zu ersetzen. Antikörper-Tests sind ohnehin nicht mehr als G-Nachweis gültig. 

Kontrollen: 
Die Einhaltung der Maßnahmen soll verstärkt kontrolliert werden. 

Keine Ausreisekontrollen mehr:
Durch die Vereinheitlichung der Regeln in ganz Österreich fallen der Hochinzidenzerlass für Gebiete mit besonders hohen Corona-Zahlen und damit auch die Ausreisekontrollen aus den Bezirken weg. 

fsfsd

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