Experten zu steigenden Infektionen: Was nun dringend geschehen muss
Ein unschöner Rekord jagt den nächsten: Am Freitag wurden in Österreich fast 9.400 neue Infektionen gemeldet. Und damit der diesjährige Höchststand an Covid-19-Erkrankungen. In Wien wird deshalb mit Ende nächster Woche die 2G-Regel in Kraft treten. Die Bundesländer könnten bei dieser Verschärfung nachziehen. Was laut sechs heimischen Experten nun außerdem zu tun wäre:
Walter Hasibeder (Intensivmediziner, Tirol)
Der Präsident der Intensivmediziner-Gesellschaft (ÖGARI) hofft, dass nun rasch 2,5-G am Arbeitsplatz kommt (mit PCR-Testungen alle 48 Stunden). Im Gesundheitsbereich ist für ihn 2-G – also die Impfpflicht für das Personal – überfällig. Längst bräuchte es zudem „eine Maskenpflicht in geschlossenen Räumen im öffentlichen Bereich. Das ist der Wellenbrecher.“
Maria Rauch-Kallat (Ex-Ministerin)
„Der Wiener Weg war vernünftig und klug“, sagt die frühere Gesundheitsministerin (ÖVP). „Die Regeln sollten bundeseinheitlich gelten und sich eher nach oben, am strengeren Wiener Weg, orientieren.“ Von einer Impfpflicht hält Rauch-Kallat wenig. „Aber mein Verständnis für Menschen, die eine milliardenfach verimpfte Impfung ablehnen, schwindet.“
Richard Greil (Infektiologe, Salzburg)
„Wir müssen mehr auf die Normalstationen schauen, dort ist der Anstieg steil wie die Eiger-Nordwand. Es braucht kurzfristige, stark wirksame Maßnahmen für alle: Eine stark ausgeweitete FFP2-Maskenpflicht, nur noch PCR-Tests – und in Bereichen wie Nachtgastro oder größeren Veranstaltungen PCR-Tests auch für Geimpfte. Drittimpfungen müssen schneller gehen.“
Michael Wagner (Mikrobiologe)
Er setzt bei den Tests an: „Bei einem positiven Fall in der Klasse wird oft der Sitznachbar mit in Quarantäne geschickt und sonst nicht reagiert – was bei Krankheiten, die über Aerosole übertragen werden, nicht sinnvoll ist. Besser wäre es, dass alle in der Klasse in der kommenden Woche eine FFP2 Maske aufsetzen und sich engmaschig testen lassen.“
Niki Popper (Simulationsforscher)
Bei zehn Prozent mehr Geimpften „müssten wir über all das gar nicht diskutieren“, so der Forscher von der Technischen Uni Wien. Ein Abflachen der Kurve, weil durch durchgemachte Infektionen und Impfungen kaum mehr ansteckbare Menschen bleiben, sei vielleicht nicht weit weg. Ein flächendeckender Lockdown sei aus vielen Gründen „undenkbar“.
Christoph Neumayer (Industriellenvereinigung)
„Wir müssen uns weiter bemühen, die Impfquote mit einem möglichst niederschwelligen Angebot zu erhöhen. Das ist der einzige Weg“, sagt der Industrie-Generalsekretär. Das bedeute auch: Mehr Werbung in sozialen Medien und viel mehrsprachige Information für Tagespendler aus dem Ausland und Migranten ohne entsprechende Sprachkenntnisse.
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