Fürst oder Kickl? Die Blauen rüsten sich fürs Bundespräsidenten-Rennen
Wen schickt die FPÖ gegen Amtsinhaber Alexander Van der Bellen in die Bundespräsidenten-Wahl? Schon diese Woche stehen Gremiensitzungen an, die der Kandidaten-Kür dienen. Als Favoritin gilt unverändert die Nationalratsabgeordnete Susanne Fürst. Weniger wahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen ist eine Kandidatur von Parteiobmann Herbert Kickl.
Auch bei der Wahl vor sechs Jahren hatte es die FPÖ lange spannend gemacht, ehe überraschend der damalige Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer ins Rennen geschickt wurde. Die Überraschung war freilich weniger, dass der Burgenländer auserkoren wurde, als dass er die Aufgabe annahm. Denn Hofer musste zu seinem Glück erst überredet werden, nachdem die Funktionäre intern größere Zweifel an einem Antreten Ursula Stenzels geäußert hatten.
Präsenz ist wichtig
Damals war für Hofer auch noch nicht absehbar, dass er in ein episches Duell mit dem späteren Amtsinhaber Van der Bellen hineingeraten würde und die Hofburg nur ganz knapp verpassen würde. Diesmal hat Hofer von sich aus verzichtet, auch wenn seine Nominierung ohnehin alles andere als sicher gewesen wäre. Dass sich der Dritte Nationalratspräsident nach eigenen Angaben wegen besserer Chancen auf 2028 konzentrieren will, spricht nicht unbedingt dafür, dass man sich diesmal bei den Freiheitlichen realistische Hoffnungen auf einen Sieg macht.
Vielmehr dürfte es darum gehen, in den kommenden Wochen viel Präsenz zu erlangen, verzichten doch alle anderen Parlamentsparteien auf einen eigenen Hofburg-Kandidaten. Amtsinhaber Van der Bellen bekommt zwar finanzielle Unterstützung der Grünen, ist aber formal unabhängig. Die FPÖ wird schon seit Wochen nicht müde, sich auf den früheren Grünen-Bundessprecher als System-Kandidaten einzuschießen.
Kickls Chancen gering
Offen bleibt, wen man als Speerspitze für die Kampagne auserkoren hat. Reizvoll wäre es wohl für Parteichef Kickl, hat dieser mit dem Präsidenten doch kein allzu inniges Verhältnis, nachdem ihn dieser aus seinem Amt als Innenminister entlassen hat. Andererseits wären die Erfolgschancen vermutlich nicht allzu hoch.
So ist in den vergangenen Wochen der Gedanke in den Vordergrund gerückt, dass die FPÖ, die normal zahlenmäßig über keine allzu starke Frauenpräsenz verfügt, eine weibliche Kandidatin ins Rennen schicken könnte. Als wahrscheinlichste Variante gilt da die Juristin Susanne Fürst. Die 53-jährige Oberösterreicherin sitzt seit 2017 im Nationalrat und wird von den Freiheitlichen gerne früh als Rednerin in wichtige Plenardebatten, aber auch zu TV-Debatten geschickt. Mitglied ist sie im aktuellen U-Ausschuss.
Leise, höflich, freundlich
Während die zweite prominente freiheitliche Spitzenpolitikerin Dagmar Belakowitsch gerne hemdsärmelig, laut und streitbar auftritt, ist Fürst mehr oder weniger das Gegenteil. Die Rechtsanwältin ist eher leise im Ton und tritt betont höflich bis freundlich auf. Freilich, inhaltlich weicht die zweifache Mutter in keiner Weise von den freiheitlichen Positionen ab.
Wer auch immer letztlich von den Gremien auserkoren wird, dürfte es nicht leicht haben, an die von Hofer gesetzten Rekordwerte heranzukommen. Im ersten Durchgang erhielt der freiheitliche Kandidat als klar Stimmenstärkster mehr als 35 Prozent, bei der ersten, später wiederholten, Stichwahl kam er auf 49,7 Prozent, bei der zweiten letztlich entscheidenden immerhin noch auf 46,2 Prozent.
Damit pulverisierte Hofer jene Stimmanteile, die freiheitliche Kandidaten in der Vergangenheit erlangt hatten. Willfried Gredler hatte bis dahin mit knapp 17 Prozent den Rekordwert gehalten. Er war 1980 gegen Rudolf Kirchschläger bei dessen Wiederwahl angetreten, eine durchaus mit heuer vergleichbare Ausgangslage. Ebenfalls auf über 16 Prozent kam die spätere Liberale Heide Schmidt 1992, verpasste aber die Stichwahl zwischen Thomas Klestil und Rudolf Streicher deutlich. Über 15 Prozent erreichten Barbara Rosenkranz 2010 bei der Wiederwahl von Heinz Fischer und Burghard Breitner, der von der FPÖ-Vorgängerorganisation VdU vorgeschlagen worden war im Jahr 1951, als sich letztlich Theodor Körner durchsetzte.
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