Freundschafts-Dienst im Hause Monika Lindner

Krisenmanagement am ersten Parlamentstag: Monika Lindner
Schwere Vorwürfe: Lindner soll Familienmitglieder mit lukrativen Jobs bei der St. Anna Kinderkrebsforschung versorgt haben.

Ihren ersten Tag im Parlament hatte sich Monika Lindner wohl anders vorgestellt. Zwischen Angelobung und Wahl des Präsidiums schrieb die wilde Abgeordnete eifrig SMS und beratschlagte sich mit ihrer Assistentin. Erster Tag, erste Krisensitzung.

Grund für die Hektik sind Vorwürfe der Freunderlwirtschaft gegen die frühere ORF-Chefin, die am Dienstag auftauchten. Lindner habe ihrem Lebensgefährten in ihrer Funktion als Vorstandsmitglied überteuerte Aufträge der St. Anna Kinderkrebsforschung zugeschanzt, berichtet der Falter. Für den Druck von Spendenbriefen habe die Forschungseinrichtung pro Jahr 60.000 Euro mehr gezahlt als notwendig.

Laut KURIER-Recherchen waren die Auftragsvergaben an Lindners Lebensgefährten Günter Lebisch kein Einzelfall: Auch beim ORF und beim Hilfswerk arbeitete man auf Lindners Wunsch mit Lebisch zusammen.

„Wir haben 2012 einen Plakat-Auftrag an Lebischs Agentur ComCom vergeben“, sagt eine Sprecherin von Hilfswerk Austria International zum KURIER. „Wahrscheinlich hat Frau Lindner Herrn Lebisch empfohlen.“ Es gebe aber keinen Verdacht, dass die Auftragssumme überhöht sei, das Volumen sei kleiner als 10.000 Euro gewesen.

Etwas teurer war wohl die Kampagne „Alles bleibt besser“ vom ORF. Die sollte 2002 den Staatsfunk unter Generaldirektorin Lindner ins rechte Licht rücken. Berater damals: Lebischs Firma Agenturhaus. „Herr Lebisch hat alle möglichen Aufträge bekommen während Lindners ORF-Zeit“, erzählen ORF-Insider. Das Naheverhältnis zwischen Lindner und Lebisch sei ein offenes Geheimnis gewesen.

„Nie etwas bezahlt“

Während die St. Anna Kinderkrebsforschung am Dienstag betonte, Lindner sei bereits als Vorstand zurückgetreten, sieht die Neo-Mandatarin selbst keinen Anlass für Aufregung.

„Ich hatte mit den Finanzen nichts zu tun. Ich habe nie etwas bezahlt, das machte der Kassier“, sagte sie in einer kurzen Parlamentspause zu den Medien. Sie habe immer „mit Herzblut für die Stiftung gearbeitet“, über die Vorwürfe sei sie „tief bestürzt und betrübt“. Mit Lebisch – mit dem sie aktuell ein Haus baut – verbinde sie „eine berufliche und persönliche Freundschaft“. Zu Auftragsvergaben bei Hilfswerk und ORF wollte sie auf KURIER-Anfrage nichts sagen.

Verwundert über die Vergabepraxis zeigen sich andere NGOs. Christoph Gisinger vom Haus der Barmherzigkeit: „Üblicherweise arbeiten Agenturen für NGOs kostenlos, verrechnen nur die Sachkosten.“

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