ÖVP-Hörl will Vorzugsstimmen-Coup: "Machbar, aber sehr schwer"

ÖVP-Hörl will Vorzugsstimmen-Coup: "Machbar, aber sehr schwer"
Seilbahnen-Chef "will es noch einmal wissen" und "nicht den Weg der Bibel wählen und mich in die Wüste begeben wie Jesus".

Der auf der Tiroler ÖVP-Landesliste für die Nationalratswahl nicht berücksichtigte und auf der Bundesliste nur auf Platz 21 gereihte Nationalratsabgeordnete und Seilbahnen-Chef Franz Hörl gibt sich nicht geschlagen. Er kündigte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Innsbruck entgegen der diesjährigen ÖVP-Strategie einen "österreichweiten" Vorzugsstimmenwahlkampf an, um doch wieder in das Hohe Haus zu kommen. "Es ist machbar, aber sehr schwer", erklärte Hörl.

Es sei eine "Riesen-Hürde, keine Frage", meinte der 67-Jährige, der seit dem Jahr 2006 mit einer etwas über vierjährigen Unterbrechung dem Nationalrat angehört und spielte darauf an, dass ein Kandidat auf der Bundesliste von mindestens sieben Prozent der Wähler seiner Partei eine Vorzugsstimme erhalten muss, um vorgereiht zu werden. Komme die ÖVP auf rund 25 Prozent, wären dies etwa über 80.000 Vorzugsstimmen. 

Doch auf Zahlenspiele wollte sich der ÖVP-Tourismussprecher am Mittwoch nicht einlassen. Er werde sich in den kommenden rund 40 Tagen mit aller Kraft bundesweit - und nicht nur in Tirol - ins Zeug legen. Es gebe allein rund 70.000 Tourismusbetriebe in Österreich. Wenn er hier voll abräume, schaue es schon einmal gut aus, brachte der Zillertaler dann doch das ein oder andere Zahlenspiel. 

Slogan "Ein Mann. Ein Wort"

Der Hörl betreuende Inhaber einer Innsbrucker PR-Agentur, Jürgen Birlmair - er hatte zuletzt bereits den jetzigen Innsbrucker Bürgermeister Johannes Anzengruber (JA) mit zum Sieg geführt - sprach indes von durchschnittlich 155.000 Stimmen für die ÖVP in Tirol bei Nationalratswahlen. Wenn von denen beispielsweise allein jeder Dritte Hörl wähle, liege man auch gut im Rennen. Dafür setzt man auf den Plakatslogan "Ein Mann. Ein Wort."

Der Sprecher der Seilbahnen in der Österreichischen Wirtschaftskammer machte indes klar, dass er den Aufwand eigentlich nicht mehr nötig hätte. "Ich hätte den Weg der Bibel wählen und mich in die Wüste begeben können wie Jesus, mich selber läutern und dann wieder zurückkommen", erklärte Hörl gewohnt wortgewaltig. Doch "beleidigt auf die faule Haut legen" - das sei nicht das Seine. Er brenne nach wie vor für die Politik und wolle es "noch einmal wissen", obwohl "ich nicht verkrampft in den Nationalrat muss". 

"Ich habe nie von der Politik gelebt, sondern immer für die Politik", spielte der Multiunternehmer zudem auf seine wirtschaftliche Unabhängigkeit an. Er finanziere sich den Vorzugsstimmenwahlkampf auch klarerweise selber - gemäß der gesetzlichen Vorschriften lege er 18.700 Euro dafür hin: "Ich zahle alles aus eigener Tasche. Nicht einmal ein Würstl lass' ich mir zahlen". Die ÖVP-Landespartei, mit der er zuletzt alles andere als grün war, unterstütze ihn aber politisch. Zudem sei deren Wahlkampagne mit dem Slogan "Mehr Tirol ins Parlament" "ganz auf mich zugeschnitten."

Kein Groll gegen Mattle mehr

Der Ärger über Landeshauptmann und ÖVP-Landesparteiobmann Anton Mattle sei indes "verraucht", ließ Hörl wissen. Nachdem der 21. Bundeslistenplatz bekanntgeworden war, hatte Hörl den Landeschef scharf kritisiert und süffisant davon gesprochen, dass dieser offenbar sein "ganzes politisches Gewicht" in die Waagschale geworfen habe und dann der 21. Platz herausgekommen sei. 

Manchmal fehle vielleicht auch "die Demut" ob so mancher Aussagen, übte der Seilbnahnen-Chef Selbstkritik. Er sei "stolz", dass es ihm Mattle zutraue, "wie beim Pferderennen 200 Meter weiter hinten zu starten und es trotzdem vielleicht doch noch nach vorne zu schaffen."

Ganz ungeschoren ließ Hörl seine "Gesinnungsgemeinschaft, der ich immer treu war und treu bleiben werde", aber nicht davon kommen. Er versuche nunmehr vor allem auch deshalb alles, weil sich sowohl im Westen als auch bundesweit kein prominenter Tourismusvertreter bzw. Tourismusunternehmer auf den ÖVP-Listen weiter vorn befinden würde: "Ein Manko der Volkspartei". Auch deshalb habe ihn Platz 21 "sehr geärgert". Es brauche Unternehmertum und Leute aus der Praxis an prominenten Positionen. Bezüglich der ÖVP-Landesliste in Tirol - dort sind ihm zu viele Parteiangestellte vertreten - sprach Hörl von "temporären Erscheinungen, die mich nicht aus der Partei bringen werden."

"MIt Kickl schwierig"

Ansonsten warb der Zillertaler für sich und seine Durchsetzungskraft, die er in der Vergangenheit in vielen Bereichen unter Beweis gestellt habe. Er wolle alles dazu beitragen, dass die ÖVP Erster werde. In Sachen Koalitionsoptionen nach der Wahl gab sich Hörl - bekanntlich durchaus kein Gegner einer Zusammenarbeit mit der FPÖ - bedeckt. Mit FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl sei es "schwierig", die Ansage Mattles für eine Koalition mit der SPÖ wollte er auf Nachfrage aber auch nicht würdigen. Er sei immer gegen "Ratschläge", ob sie nun "aus Innsbruck" kommen oder anderswo her. Diese seien "entbehrlich".

In der Tiroler ÖVP zeigte man sich indes in einer Reaktion angetan von Hörls Vorhaben. "Ich bin stolz darauf, dass die Tiroler Volkspartei so engagierte Persönlichkeiten hat, wie es Franz Hörl eine ist", erklärte Landesgeschäftsführer Florin Klotz gegenüber der APA. 

Alle in der Partei eine "ein gemeinsames Ziel: nämlich dass auch der nächste Bundeskanzler dieser Republik wieder Karl Nehammer heißt." Er danke Hörl "für seinen Einsatz" und sei "davon überzeugt, dass auch viele unserer anderen Kandidatinnen auf den Wahlkreislisten, auf der Landes- und der Bundesliste sich in den nächsten Wochen ebenso ins Zeug legen werden."

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