FPÖ-Chef Hofer: "Wir sind eine normale Partei"

Norbert Hofer
Der Bundesparteiobmann der FPÖ hält die Tür für ein Strache-Comeback offen und glaubt an die Energiewende.

Norbert Hofer zeigte im ZiB2-Interview vor allem eines recht deutlich: Dass er sich momentan auf wenig festlegen will. So hält er ein politisches Comeback von Heinz-Christian Strache für nicht ausgeschlossen. Man müsse eben die "Ermittlungen" zum Ibiza-Video abwarten. "Was er im Video gesagt hat, ist unentschuldbar", betonte Hofer und relativierte gleichzeitig, dass nichts davon tatsächlich umgesetzt worden sei. "Wenn Sie mit ihm persönlich sprechen, gibt es sehr viel an Einsicht, weil dieses Video sein gesamtes Leben verändert hat", meinte Hofer.

Obwohl Straches Aussagen im Ibiza-Video die Zweite Repbulik in eine Krise stürzten und schlussendlich das Ende der türkis-blauen Regierung bedeuteten, wurde der Ex-Vizekanzler nicht aus der FPÖ ausgeschlossen. Für Hofer ein legitimer Vorgang, der wohl auch anderswo möglich wäre: "Wir sind eine normale Partei."

Norbert Hofer in der ZIB 2

Historikerkommission: Bericht verzögert sich deutlich

Normal sei es auch, sich in der jetzigen Situation alle Optionen offen zu halten. Geht die FPÖ nur mit einem Innenminister Herbert Kickl in eine neue Koalition? Hofer wollte sich nicht festlegen und stellte stattdessen klar: "Herbert Kickl ist einer, der in seiner Funktion das umgesetzt hat, was sich die ÖVP jetzt an die Fahnen heftet."

Noch vage äußerte sich Hofer zum lang erwarteten Bericht der Historikerkommission, in dem die braunen Flecken der FPÖ-Vergangenheit aufgearbeitet werden sollten: "Es wird am 5. August einen Termin geben, wo das, was vom Bericht da ist, auch vorgestellt wird", so Hofer. Der vollständige Bericht werde aber erst später vorliegen - wenn auch vor der Wahl: "Ich hoffe, das geht sich aus."

Grund dafür, dass der Gesamtbericht später folgen werde, sei, dass ihn die Freiheitlichen "in Israel bewerten lassen" wollen. Wie es Mitte Juli aus Parteikreisen hieß, verliefen derartige Bemühungen bei israelischen Wissenschaftern bis dato erfolglos.

Hofer widerspricht Strache und lobt Thunberg

Schon klarer wurde der FPÖ-Parteiobmann, wenn es darum geht, Strache zu widersprechen, der im KURIER-Interview sagte, der Mensch könne "sicher nicht Gott spielen und den natürlichen Wandel des Klimas beeinflussen". Hofer widersprach und setzt damit die neue FPÖ-Klimalinie fort: "Es ist schon eine Tatsache, dass der Mensch Einfluss auf das Klima hat." Straches Meinung sei eine Privatmeinung, stellte Hofer fest.

Die junge, schwedische Aktivistin Greta Thunberg lobte Hofer. "Ich hoffe, dass sie das als Person gut übersteht", sagte er zum medialen Trubel rund um die Initiatorin der "Fridays for Future"-Proteste und sprach von einer guten Sache. Hofer pochte gleichsam darauf, dass in Österreich die Energiewende schaffbar sei.

Wahlziel: Schwarz-Grün verhindern

"Wir schaffen das" - diesen Satz hält er hingegen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel immer noch vor. Hofer betonte wieder einmal, wie sehr er die Migrationspolitik des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban schätze: "Ohne Orban hätte es bei uns wesentlich schlimmer ausgesehen", sagte der FPÖ-Chef über die Flüchtlingswelle 2015. Anhänger einer illiberalen Demokratie - wie der genannte Orban - sei er jedoch nicht: "Nein. Wir sind eine Freiheitliche Partei. Freiheit ist unser höchstes Gut."

Das Wahlziel der Freiheitlichen sei es, "weit über die 20 Prozent zu kommen", stellte Hofer dann noch klar. Eine Regierungsbeteiligung hält er nur für möglich, wenn die FPÖ die 20-Prozent-Marke überschreite: "Wenn wir nicht stark genug sind, dann kommt Schwarz-Grün."

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