First Lady Doris Schmidauer: "Frauen in Not sichtbarer machen"

Schmidauer hilft  Frauen in Not mit der #wirtun-Kampagne
Die Frau des Bundespräsidenten tritt aus dem Schatten und unterstützt armutsgefährdete Frauen. Neue Wege geht sie auch beruflich: Sie will Unternehmensberaterin werden.

Es war ihre Premiere. Und eine sehr emotionale noch dazu. Flankiert von drei Frauen in Not präsentierte Bundespräsidentengattin Doris Schmidauer die neue #wirtun-Bewegung. Die Betroffenen erzählen Lebensgeschichten, die unter die Haut gehen. Die eine wurde von ihrem Vater mehrfach missbraucht, landete schon mit 21 Jahren zum ersten Mal auf der Straße. Rosi wiederum lebte zwei Jahre in einer Unterkunft ohne Licht und Heizung. Und Roswitha wurde von ihrem Lebensgefährtin aus der Wohnung geschmissen. Innerhalb von zwei Stunden musste sie sich "schleichen".

Eigentlich scheut Schmidauer das Rampenlicht. Nolens volens schlüpfte sie vor mehr als einem Jahr in die Rolle der Bundespräsidentengattin. Nun nützt sie erstmals die Position der "First Lady" ganz bewusst, um Frauen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

"Armut zeigt sich bei Frauen anders als bei Männern. Ich möchte die Sichtbarkeit von Frauen erhöhen ", so Schmidauer. Erst in der Vorwoche trat die Caritas mit der Anfrage an die Ehefrau von Bundespräsident Alexander Van der Bellen heran. Sie war schockiert von der Zahl, dass rund 500.000 Frauen in Österreich armutsgefährdet sind. "Ich habe spontan zugesagt. Es war für mich eine gute Möglichkeit den Schritt in die Öffentlichkeit zu wagen", so Schmidauer. Sie sei nun "in ihrer Rolle angekommen", sagt sie. Am Montag besuchte die Bundespräsidentengattin ein Mutter-Kind-Haus der Caritas, weil sie wissen wollte, wovon sie spricht. "Ich war von dem Mut dieser Frauen sehr beeindruckt."

Ziel von Schmidauer ist es, die eben aus der Taufe gehobene Caritas-Bewegung #wirtun längerfristig zu unterstützen. "Hier kann ich mir einige Aktionen vorstellen", so Schmidauer.

Die Intention hinter der #wirtun-Initative ist folgende: Durch die #Metoo-Debatte wurden die Übergriffe gegenüber Frauen an die Oberfläche gespült. Im Mittelpunkt der medialen Aufregung standen aber hauptsächliche Prominente. Jene Frauen, die nicht auf Twitter unterwegs sind, oder keine Lobby hinter sich haben, wurden nicht gehört. Die First Lady möchte ihnen, den armutsbetroffenen Frauen, jetzt eine Stimme geben. "Frauen verstecken die Obdachlosigkeit, weil sie Angst haben, die Kinder zu verlieren. Oft begeben sie sich in Abhängigkeitsverhältnisse. Ich möchte, dass Frauen den Mut finden diesen Teufelskreis zu durchbrechen", so Schmidauer. Für die neue #wirtun-Bewegung (wir-tun.at) wurde ein eigener Fonds gegründet, wo sämtliche Spenden nur Frauen in Not zur Verfügung gestellt werden.

Neuer Job

Neue Wege geht Schmidauer nicht nur in ihrer Rolle als Bundespräsidentengattin, sondern auch beruflich. Laut KURIER-Recherchen will sie sich als Unternehmensberaterin selbstständig machen. Aus der Hofburg wird bestätigt, dass sie einen Gewerbeschein gelöst hat.

Bei den Grünen war die 54-Jährige für Personalmanagement zuständig, könnte ihr Know-how in diesem Bereich nutzen. Nach der Niederlage der Grünen bei der Nationalratswahl und dem Wegfall der Abgeordneten schied sie im Jänner nach fast 20 Jahren aus der Klub-Geschäftsführung aus.

Kommentare