"Fest der Freude" zum Jubiläum der Befreiung vom Nationalsozialismus
Österreich hat am Samstag mit dem "Fest der Freude" der Befreiung von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft und den Opfern gedacht. Politische Vertreter erinnerten an die Verantwortung und an den Auftrag "Niemals wieder". Coronabedingt muss die sonst am Wiener Heldenplatz stattfinde Veranstaltung heuer wie bereits im Vorjahr virtuell begangen werden.
Zum Gedenken an die Opfer und die Freude über die Befreiung von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft veranstaltet das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) am Samstag bereits zum neunten Mal das Fest der Freude. Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Deutsche Wehrmacht und der Zweite Weltkrieg endete in Europa.
Neben der Rede von Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird unter anderem die Zeitzeugin Katja Sturm-Schnabel in einer Rede über ihre Erfahrungen unter der NS-Terrorherrschaft berichten und an ein "Niemals wieder" appellieren. Die unterschiedlichen Opfergruppen sollen auch musikalisch repräsentiert werden: Neben den Beiträgen der Wiener Symphoniker sind etwa auch die Wladigeroff Brothers & Violinist Alexander Nantschev, das Orchester Divertimento Viennese mit Dirigent Vinzenz Praxmarer und PIPPA mit dabei.
Politiker gedenken Opfern von Faschismus und Krieg
Bundespräsident Alexander Van der Bellen betonte laut der voraufgezeichneten Rede, dass die Mahnung "Wehret den Anfängen" nach wie vor aktuell sei. "Gerade wenn Hemmschwellen sinken, wenn Hassreden und Hasspostings zunehmen, wenn Verschwörungsmythen wieder Zulauf bekommen, dann gilt es, entschieden und klar für unser liberales und weltoffenes Gemeinwesen einzutreten", so das Staatsoberhaupt. "Niemals wieder" sei Auftrag, daher brauche es entschiedenes Eintreten "gegen jede Form von Rassismus und Antisemitismus".
An die "Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus" als "dunkelstes Kapitel unserer österreichischen Geschichte", erinnerte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in einer Video-Ansprache im ORF. Österreich trage an diesen Gräueltaten Mitschuld, so Kurz: "Diese Kultur der Erinnerung hat in Österreich lange, wohl zu lange, auf sich warten lassen. Dafür soll sie uns heute umso gegenwärtiger sein." Es brauche entschlossenes Auftreten gegen Antisemitismus und "gegen jede Form des Hasses". Zudem betonte der Kanzler die "historische Verantwortung" Israel gegenüber, die nicht an "unseren Landesgrenzen" ende. "Israel ist einer unserer wichtigsten Partner weltweit", so Kurz.
Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) gedachte in seiner Ansprache jener Österreicher, die gegen das Unrechtsregime und für die Befreiung ihrer Heimat gekämpft haben. Angesichts der Frage, wie hätten wir damals gehandelt, müsse der Respekt für jene Menschen, die sich unter Einsatz ihres Lebens gegen den Nationalsozialismus gewendet haben, umso größer sein, so Kogler: "Ihnen sagen wir danke." 76 Jahre nach der Befreiung glaube er daran, dass Österreich ein zukunftsreiches Land ist. Zudem betonte Kogler die Gewissheit, dass "Nie wieder auch nie wieder bedeuten muss."
Für eine Stärkung der demokratischen Grundpfeiler Rechtsstaatlichkeit, Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit machte sich SPÖ-Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner angesichts des "Tags der Freude" stark, um dem gemeinsamen Anspruch "Nie wieder Faschismus. Nie wieder Krieg" neue Kraft zu verleihen. "Friede und Demokratie sind die Voraussetzungen für Freiheit und Wohlstand. Dafür müssen wir jeden Tag aufs Neue kämpfen", so Rendi-Wagner, die davor warnt, Diskriminierung, Hass und Ausgrenzung auf die leichte Schulter zu nehmen.
"Das Geschehene darf nicht vergessen werden und soll uns eine Warnung sein", so FPÖ-Chef Hofer. Der Zweite Weltkrieg habe Leid und Elend über die Bevölkerung gebracht hat. Der 8. Mai stehe aber auch im Zeichen der Aufbaugeneration. Im Zuge der freiheitlichen Regierungsbeteiligung sei es gelungen, "stellvertretend für die vielen Menschen, die das Land nach dem Krieg wiederaufgebaut haben, ein Denkmal für die Trümmerfrauen an der Mölker Bastei in Wien zu errichten".
Mehr Mittel für Forschung über Rechtsextremismus
Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) wiederum kündigte am Samstag die Umsetzung der im Regierungsprogramm vorgesehenen Erweiterung der finanziellen Rahmenbedingungen des Dokumentationsarchiv (DÖW) an.
Das Ministerium wird die erforderlichen Personal- und Infrastrukturkosten zur Einrichtung einer Forschungsstelle Rechtsextremismus und Antisemitismus zur Verfügung stellen, hieß es.
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