Falsch positive Schnelltests: Was dahinter steckt
Der Anti-Gen-Schnelltest ist positiv. Der PCR-Test dann aber negativ. Immer häufiger berichten Betroffene von diesem Phänomen. Laut Medienberichten häufen sich falsch positive Schnelltests auch in Kindergärten.
Könnte das eine Eigenart der Omikron-Variante sein? Der KURIER hat beim Gesundheitsministerium und beim Virologen der Med Uni Wien, Lukas Weseslindtner nachgefragt:
Das Gesundheitsministerium lässt auf KURIER-Anfrage wissen, dass ihnen dieses Phänomen durchaus schon bekannt ist. "Entsprechenden Meldungen wird derzeit nachgegangen", heißt es dazu gegenüber dem KURIER.
Allerdings hängt die Qualität der Antigen- und PCR-Test-Ergebnisse maßgeblich mit der Probeentnahme und mit der Qualität der Testkits zusammen, heißt es weiter.
Das bestätigt auch der Virologe Lukas Weseslindtner im KURIER-Gespräch. "Es wird so viel getestet, dass alles schon sehr durcheinander ist".
"Mit Omikron hat dieses Phänomen nichts zu tun", sagt der Virologe. Weseslindtner hat diese Häufung der falschen Ergebnisse in jeder Welle beobachtet.
Woran es liegt
Die Aussagekraft der Tests hängt stark mit der Probeentnahme zusammen, erklärt er, und die wird von den Laien beim Selbsttesten häufig falsch gemacht. Wer falsch testet, bekommt zu wenig Material für eine aussagekräftige Probe zusammen. Das Ergebnis könnte falsch sein. "Ein richtig durchgeführter Antigen-Test ist sehr unangenehm, das machen die meisten Leute weder bei sich noch bei Anderen richtig", so der Virologe.
Nicht alle gleich gut
Der zweite Punkt ist schwankende Qualität der Testkits. "Wenn man keine Symptome aber Corona hat, schlägt der Antigent-Test nur zu 50 Prozent an. Mit Symptomen steigert sich die Wahrscheinlichkeit auf 80 bis 90 Prozent".
Außerdem unterscheiden sich die Tests in ihrer Spezifität. Das heißt, dass nicht alle gleich gut anschlagen. Die Fehleranfälligkeit kann stark variieren. "Dafür müsste man sich aber mit den jeweiligen Testskits und ihren Eigenheiten auseinandersetzen," das übersteigt die Kompetenz der Normalbürger ohne medizinische Kenntnisse.
Kurz erklärt: Haben Schnelltest eine Spezifität von 94 Prozent, heißt das, dass man bei 100 Tests sechs falsche Ergebnisse hat. "Man weiß nie, wie gut die Testskits wirklich sind. Es wird so viel getestet, dass wir da keinen Überblick mehr haben", so der Virologe Weseslindtner.
Falsch positiv
Zur Fehleranfälligkeit kommt hinzu, dass Antigen-Tests auf Proteine reagieren, nicht immer nur auf Coronaviren. Bei falsch positiven Tests, kann es also sein, dass der Test auf ähnliche Proteine im Nasen-Rachen-Raum reagiert und keine Infektion mit dem Coronavirus besteht.
PCR-Tests sind wesentlich sensitiver. Der Virologe empfiehlt bei Symptomen und einem negativen PCR-Ergebnis jedenfalls erneut zu Gurgeln. "Es ist wichtig, möglichst viele Zellen aus dem Rachenraum zubekommen. Wer nur vorne im Mund ein bisschen spült oder zuvor viel getrunken hat, bekommt zu wenig Material."
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