Experten rechnen mit hohen Infektionszahlen bis Mai

Experten rechnen mit hohen Infektionszahlen bis Mai
Ab April sollen die Gratis-Tests beschränkt werden. Hamstern ist trotzdem sinnlos, sagt das Ministerium.

In fast genau zwei Jahren Pandemie ist die Zahl der absolute Rekord: 58.583 Neuinfektionen wurden von Dienstag auf Mittwoch in Österreich registriert. Der Wert ist nicht nur absolut der Höchstwert, sondern liegt auch deutlich über dem Schnitt der vergangenen sieben Tage (Schnitt: 44.458).

Derzeit sind 416.899 in Österreich infiziert – auch das ist ein absoluter Höchstwert. Und: Ein Absinken der Zahlen ist nicht in Sicht. Der Überblick über das Infektionsgeschehen könnte sich aber schon bald ändern. Denn mit Ende März wird das kostenlose Testen abgeschafft. Ab 1. April sollen laut Gesundheitsminister Johannes Rauch pro Person nur fünf PCR- und fünf Antigentests monatlich gratis sein.

Genaues Abbild

Infektiologe Herwig Kollaritsch steht der kolportierten Änderung abwartend gegenüber: „Ich verstehe schon, dass ein Riegel vorgeschoben wird. Aber die Einschränkung wird dazu führen, dass Leute nicht mehr so oft testen gehen. Wir werden dann kein so genaues Abbild über das Infektionsgeschehen haben, wie das derzeit der Fall ist“, sagt Kollaritsch.

Das sei zu verschmerzen, so der Experte. Es sei nicht nötig, dass sich dreimal geimpfte Personen dreimal pro Woche testen lassen. „Aber in besonders vulnerablen Settings sollten die Tests weiterhin bezahlt werden, etwa im Gesundheitswesen.“

Für Public Health Experten Hans-Peter Hutter sind fünf PCR-Tests zwar besser als nichts. Er hätte das flächendeckende Testen aber beibehalten.

„Nach den Lockerungen, dem Erliegen der Impfungen und des Contact Tracings war das Testsystem noch eine wichtige Säule. Auch wenn es Schwachstellen hat, etwa dass man 24 Stunden auf sein Ergebnis warten muss, hilft es uns, einen gewissen Anteil an Menschen, die infektiös sind, frühzeitig aus den Infektionsketten zu nehmen“, sagt Hutter.

Aus epidemiologischer Sicht sei das Testen auch ein wichtiger Eckpfeiler, um das Infektionsgeschehen zu beobachten. „Oft werden die Kosten als Argument angeführt, aber man muss auch gegenrechnen, was das Testen an Kosten erspart. Personen, die aufgrund einer Infektion ins Krankenhaus müssen, kosten auch etwas“, so Hutter. Der Mediziner habe sich in den Gesprächen, an denen er beteiligt war, für einen Solidaritätsbeitrag für Ungeimpfte ausgesprochen.

Hutter geht davon aus, dass uns die aktuell hohen Infektionszahlen noch länger begleiten werden. Und er rechnet erst Anfang Mai mit einem stabilen Niveau. „Es wird zu einem Absinken bis Mai kommen, aber Neuinfektionen um die 50.000 pro Tag werden uns bis dahin noch länger begleiten.“

Im Herbst rechnet Hutter mit erneuten Anstiegen – aufgrund der stagnierenden Durchimpfung und einer mangelnden Bereitschaft, Maßnahmen einzuhalten.

Soviel dazu. Doch was ist mit den geplanten Änderungen? Etwa mit der Beschränkung der Gratis-Tests auf fünf PCR- und fünf Antigentests pro Monat?

Kein Hamstern

Für die Verteilung der PCR-Tests sollen wie bisher die Länder zuständig sein. „Es ist davon auszugehen, dass der Handel eine wesentliche Rolle spielen wird“, hieß es dazu aus dem Ministerium. Ein „Hamstern“ von PCR-Testkits oder das Übertragen von Testkits wird laut Ministerium keinen Sinn machen: Denn es sollen pro Monat und Person künftig nur fünf Testergebnisse gratis eingereicht werden können. Etwas anders soll laut den aktuellen Plänen bei den Antigentests vorgegangen werden. Grundsätzlich ist vorgesehen, dass diese als Testkits zur Selbstabnahme („Wohnzimmertests“) abgegeben werden – und zwar fünf Stück pro Monat.

Entgegen der PCR-Tests können diese gesammelt und je nach Bedarf dann verwendet werden. Diese „Wohnzimmertests“ sollen bundesweit in den Apotheken ausgegeben werden.

Wie hoch ist der Preis für die Tests, die künftig selbst zu bezahlen sind? Er ist offenbar flexibel. Denn im Ministerium heißt es nur, „eine Vorgabe des Bundes bzw. eine Obergrenze ist hierzu nicht geplant“.

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