Zehn Gratis-Tests pro Monat, der Rest muss bezahlt werden
Will man öfter als fünf Mal im Monat einen PCR-Test durchführen oder mehr als fünf Antigen-Tests für die Selbstabnahme erwerben, dann wird man laut den Vorstellungen des Bundes künftig selbst bezahlen müssen. "Die Preise für Tests können von der jeweiligen Teststelle selbst festgelegt werden, eine Vorgabe des Bundes bzw. eine Obergrenze für Testkosten ist hierzu nicht geplant", hieß es dazu am Mittwoch auf APA-Anfrage aus dem Gesundheitsministerium. Hat man Symptome, gilt das aber nicht: Dann ist die Hotline 1450 anzurufen, über die dann der Test abgewickelt wird.
Freitesten bleibt gratis
Jederzeit kostenlos möglich sein soll (ebenfalls unabhängig vom monatlichen Verbrauch von Gratis-Tests) auch das "Freitesten" von Kontaktpersonen. Allerdings: Gratis soll der Test nur für jene Personen sein, die offiziell als "Kontaktpersonen" eingestuft sind. Vollständig Immunisierte (etwa dreifach geimpfte Erwachsene), die mit einer positiven Person Kontakt hatten, gelten in der Regel aber nicht als Kontaktpersonen. Sollten diese dennoch einen (über die Gratis-Tests hinausgehenden) Test machen wollen, müssten sie laut den Plänen dafür selbst bezahlen (das gilt etwa auch für im gleichen Haushalt lebende Personen).
Für die Verteilung der PCR-Tests bzw. die Organisation sollen wie bisher schon die Bundesländer zuständig sein: "Die PCR-Tests werden über länderspezifische Programme verteilt. Es ist davon auszugehen, dass der Handel dabei eine wesentliche Rolle spielen wird", hieß es dazu aus dem Ministerium.
Hamstern von Testkits nicht möglich
Ein "Hamstern" von PCR-Testkits oder das Übertragen von Testkits wird laut Ministerium keinen Sinn machen: Denn es sollen pro Monat und Person künftig nur fünf Testergebnisse gratis eingereicht werden können.
Etwas anders soll laut den aktuellen Plänen bei den Antigentests vorgegangen werden. Grundsätzlich ist vorgesehen, dass diese als Testkits zur Selbstabnahme ("Wohnzimmertests") abgegeben werden - und zwar fünf Stück pro Monat. Entgegen der PCR-Tests können diese gesammelt und je nach Bedarf dann in Eigenanwendung verwendet werden. Diese "Wohnzimmertests" sollen bundesweit in den Apotheken ausgegeben werden.
Geht nicht um Sparen sondern um Effizienz
Gefragt nach den erwarteten Kosten-Einsparungen durch die Test-Reduzierung hieß es auf APA-Anfrage aus dem Ministerium, Ziel der Anpassungen in der Teststrategie sei nicht primär die Einsparung von Budgetmitteln, "sondern deren sinnvolle Verwendung". Dies sei durch die neue Teststrategie gewährleistet. "Da die tatsächlichen Kosten stark von der Inanspruchnahme der Tests und dem weiteren Testverhalten der Bevölkerung in den kommenden Monaten abhängig sind, kann eine genaue Bezifferung etwaiger Einsparungen erst nach einer detaillierten Abrechnung erfolgen." Eine maßgebliche Reduktion der Kosten hätte selbstverständlich eine komplette Abschaffung der Gratis-Tests gebracht. Dem Gesundheitsminister sei es jedoch ein Anliegen gewesen, "diesen wichtigen Pfeiler der Pandemiebekämpfung auch in den kommenden Monaten aufrecht zu erhalten".
Eine Anpassung der Teststrategie sei bereits seit mehreren Monaten zur Debatte gestanden. Gründe hierfür seien die geänderten Rahmenbedingungen durch die Omikron-Variante sowie der Impffortschritt in Österreich, "welche das uneingeschränkte Testen infrage stellen". Das Gesundheitsministerium habe sich hier "für einen praxistauglichen Mittelweg zwischen diesen Polen eingesetzt". Für die Abrechnung der Kosten der Gratis-Tests mit den beauftragten Laboren sind die jeweiligen Bundesländer zuständig, hieß es aus dem Gesundheitsministerium.
Ärztekammer nicht erfreut
Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) übte am Mittwoch an der geplanten Reduktion der Gratis-Tests scharfe Kritik, ebenso an der Lockerung der Quarantäneregeln für nicht vollständig geschützte Kontaktpersonen (ab 21. März). Damit seien "sehr hohe Neuinfektionszahlen in Österreich weiter garantiert", sagte ÖÄK-Vizepräsident Harald Mayer in einer Aussendung. "Wenn man ganz offensichtlich eine mögliche Herdenimmunität erreichen und das Virus durchrauschen lassen will, dann sollte man das auch genauso kommunizieren." Und: "So werden die Zahlen kaum nach unten gehen, was unsere Gesundheitsversorgung an den Rand des Kollaps bringen wird."
Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres forderte darüber hinaus, dass dafür gesorgt wird, "dass Ärztinnen und Ärzte automatisch sofort darüber informiert werden, wenn einer ihrer Risikopatienten an Corona erkrankt". Nur so könnten die Ärzte ihren Patienten die verfügbaren Corona-Medikamente rasch und unkompliziert zukommen lassen, um schwere Verläufe mit Hospitalisierung zu verhindern.
Mayer verwies auch auf internationale Daten: Schon jetzt liege Österreich laut aktuellen Zahlen des Statistikportals "Our World in Data" mit über 300 hospitalisierten COVID-19-Erkrankten (pro Million Einwohner; Stichtag: 14. März 2022) europaweit betrachtet unter den Top 5. "Mit der Rücknahme fast aller Sicherheitsmaßnahmen gehen wir ein sehr hohes Risiko, das sich im Herbst noch als Bumerang erweisen könnte."
Hacker "sprachlos und fassungslos"
Scharfe Kritik kam am Mittwoch auch seitens der Stadt Wien: "Ich bin im Augenblick sprachlos und auch ein bisschen fassungslos wie hier ein Experiment an über acht Millionen Österreichern durchgeführt wird", sagte Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).
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