Verfahren technisch ausgereift
Die Technologien dafür sind eigentlich entwickelt, wie man auch bei der Brüssel Denkfabrik Bellona bestätigt, wo man sich seit inzwischen drei Jahrzehnten mit dem Thema beschäftigt. So sei das CCS-Verfahren, bei dem das Kohlendioxid in verschiedenen Formen unterirdisch gelagert wird, auch für einen Einsatz im industriellen Format ausgereift.
"Dauerhaft eingelagert"
Bedenken von Umweltschützern, das Kohlendioxid würde sich früher oder später aus den unterirdischen Lagerstätten wieder in die Atmosphäre verabschieden, teilen die Bellona-Experten nicht. „Es ist inzwischen bewiesen, dass die Technologie funktioniert“, erklärt etwa Lina Strandvag-Nagell: „Das Kohlendioxid wird dauerhaft eingelagert.“
Geld und Strom
Die ungelösten Probleme dagegen ortet man bei Bellona bei der praktischen Umsetzung der CCS, in jenen Maßstäben, die man braucht, um den Klimawandel tatsächlich bremsen zu können: Wie organisiert man CCS international, oder zumindest einmal EU-weit? Wie stellt man die riesigen Mengen an Energie, die das Verfahren braucht, zur Verfügung? Wie finanziert man das Ganze? Mehr als ein Dutzend Projektes sind weltweit bereits am Laufen, von Kanada bis in die Niederlande. Die Mengen an Kohlendioxid aber, die diese Anlagen verarbeiten können, sind vergleichsweise winzig, zu dem, was allein Europa verschwinden lassen muss.
„Ein politischer Preis“
„Es gibt noch keinen Markt für CCS“, erläutert die Bellona-Expertin, „Die Kosten, die die Unternehmen zu tragen haben, wenn sie Kohlendioxid ausstoßen, sind nicht hoch genug, um das Verfahren profitabel zu machen.“ Das aber seien Entscheidungen, die die Politik – etwa in der EU – zu treffen habe: „Der Preis für Kohlendioxid-Ausstoß ist ein politischer Preis.“
Keine Lagerstätten
Dazu kommt, dass wirkungsvolle Entfernung, Verarbeitung und Speicherung von Kohlendioxid nur EU-weit möglich ist. Länder wie Österreich, die – zumindest nach derzeitigem Wissensstand – keine Möglichkeiten zur unterirdischen Speicherung haben, müssen mit den Lagerstätten, etwa in Deutschland, verbunden werden. Das Gas kann über Pipelines, in speziellen Lkw, oder per Schiff transportiert werden. Auch dafür gibt es technisch ausgereifte Lösungen, mit deren Umsetzung, aber noch niemand wirklich begonnen hat.
In Lauerstellung
Niemand will in diesem Spiel den ersten Zug machen, nicht jene, die die Kohlendioxid-Emissionen verursachen, aber auch nicht jene, die es herausfiltern, transportieren, oder speichern sollen. Der, der als erster groß in die neue Technologie einsteigt, habe die höchsten Kosten zu tragen. Also warte jeder darauf, dass die Sache ins Laufen kommt, um dann einzusteigen. Die EU-Politik müsse daher klare Signale setzen und eine Strategie entwickeln, die alle Teilnehmer auf diesem zukünftigen Markt koordiniert.
Warten auf die nächste Kommission
Dazu aber fehlt in Brüssel, so kurz vor den EU-Wahlen im Juni der politische Wille, Auch wenn man längst weiß, dass an der Kohlendioxid-Speicherung kein Weg vorbeiführt, hat man vorerst nur die Ziele und die Strategie vorgegeben. Die Umsetzung aber überlässt man der nächsten EU-Kommission, die im Herbst ihr Amt antreten soll. Denn diese Umsetzung dass macht die Expertin deutlich, kann nur auf EU-Ebene organisiert und ausgeführt werden: „Es wird nicht ein Großprojekt geben, sondern viele, mit vielen Mitspielern. Diese Aufgabe kann kein Land allein schaffen.“
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