Er sei "widerlich": Identitäre greifen Strache auf Twitter an

Vizekanzler H.C. Strache.
In der Affäre um FPÖ und Identitäre Bewegung wird der Rosenkrieg von Seiten Sellners und Co. nun auf Twitter ausgetragen.

"Mit einem Herrn Sellner, der ein Hakenkreuz auf eine Synagoge geklebt hat, haben wir nichts zu tun, und wollen wir mit ihm nichts zu tun haben. Es darf keine aktionistischen Überschneidungen in der Zukunft geben", äußerte sich H.C. Strache auf dem FPÖ Landesparteitag in Oberösterreich.

Diese Aussage ist im Identitären Lager im Allgemeinen und bei Martin Sellner im Besonderen nicht allzu gut aufgenommen worden. Besonders der Umstand, dass mehrere Mitglieder, Sellner eingeschlossen, vom Vizekanzler auf Twitter blockiert wurden, sorgte gelinde gesagt für Unmut, wohl eher aber für einen regelrechten Shitstorm in besagtem sozialen Netzwerk.

Er sei "widerlich": Identitäre greifen Strache auf Twitter an

Identitäre wettern gegen Vize

Strache sei "der verfaulende Rest desse, (sic!) was einmal die Hoffnung aller österreichischen Patrioten war", postete ein Mitglied. "Sie sind widerlich!", hieß es dort weiter. Sellner persönlich widmete der Blockierung durch Strache am Samstagabend ein ganzes Video, in dem er beschrieb, dass dieser mit der eingangs zitierten Äußerung vom Landesparteitag etwas "ungeheuerliches" getan und gesagt hätte. Zudem sei Strache in seiner Jugend in derselben "Subkulturszene", der rechtsextremistischen Neonazi-Szene, unterwegs gewesen - genau wie Sellner selbst, der sich mittlerweile davon zu distanzieren versucht. Strache indes sagte über die thematisierte Zeit seiner Jugend stets, dass es sich um Paintballspiele gehandelt habe. 

Weiter äußert Sellner in seinem Video Unverständnis darüber, dass Strache ihm und den Identitären "die Nazikeule über den Kopf zieht". Auf den Repost des Videos verzichtet die Redaktion an dieser Stelle.

Nachdem die fraglichen Tweets von Sellner gelöscht wurden, offeriert er Strache ein "Gesprächsangebot". Um die "Spaltung und Selbstzerfleischung des patriotischen Lagers" zu verhindern. Denn das sei, was "die Linken" wollen. Auf eine Einheit von FPÖ und IB scheint Sellner also nach wie vor bedacht zu sein. Vizekanzler Strache kommentierte den rechten Shitstorm auf seine Person indes nicht.

Opposition nicht überzeugt

Die Opposition findet die Distanzierungs-Versuche der FPÖ von den Identitären unglaubwürdig und kritisiert Kanzler Sebastian Kurz. Dieser hatte sich am Wochenende mit der Abgrenzung seines Koalitionspartners zufrieden gezeigt und damit Druck aus den Koalitions-Konflikt um die Kontakte der FPÖ zur rechtsradikalen Gruppe genommen. Für SPÖ und NEOS reicht das allerdings nicht aus.

Die SPÖ-Abgeordnete Sabine Schatz kritisierte am Sonntag die "Absolution" des Bundeskanzlers für seinen Koalitionspartner. "Offensichtlich ist ihm der Koalitionsfrieden zugunsten seiner Wahlkampfspender wichtiger als eine echte Trennlinie zu Identitären", so Schatz in einer Aussendung. Schatz sieht weiterhin Verflechtungen zwischen FPÖ und Identitären auf ideologischer, organisatorischer und personeller Ebene: "Wer das leugnet und nicht sieht, ist naiv oder ignorant." Kurz solle seinen Worten Taten folgen lassen und nicht so tun, als wäre nichts gewesen.

Auch Stephanie Krisper von den NEOS sieht "trotz aller Abgrenzungsversuche deutliche Verstrickungen" zwischen FPÖ und Identitären. Sie verweist diesbezüglich auf die von KURIER und Kleine Zeitung veröffentlichte Kommunikationsstrategie der Identitären aus 2016, in der FP-nahe Medien wie "unzensuriert", "FPÖ-TV" aber auch Straches Facebook-Account als Verbreitungskanäle zum Aufbau einer "Gegenöffentlichkeit" genannt werden. Kurz seien die engen Kontakte der FPÖ zu Rechtsextremen natürlich bekannt, kritisiert Krisper: "Seine empörte Strenge ist eine unfassbare Scheinheiligkeit! Er weiß ganz genau mit wem er koaliert."

Kritik kommt auch von der JETZT-Abgeordneten Alma Zadic. Die FPÖ sei der "legale Arm der Identitären", deren Agenda die Regierung umsetze. Zadic erinnert etwa an die Ablehnung des UN-Migrationspakts und an die Grenzschutzübung unter dem Identitären-Slogan "ProBorder": "Es wird Zeit statt leerer Worthülsen tatsächlich etwas gegen den ideologischen und personellen Einfluss der Identitären zu unternehmen."

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