Ein Jahr Türkis-Grün: Blümel und Anschober im Wordrap
Am 7. Jänner 2020 wurde die Regierung von ÖVP und Grünen angelobt. Das Jahr war geprägt von Corona. Wie es den Partnern miteinander ergangen ist und welche Klischees sie mittlerweile über die jeweils andere Partei widerlegt sehen.
Gernot Blümel: „Ein Urteil ist immer ein Vorurteil“
KURIER: Die türkis-grüne Regierung sprach vom „Besten aus beiden Welten“. Was ist das Schwierigste aus beiden Welten in der Zusammenarbeit mit den Grünen?
Gernot Blümel: Ich habe schon alle möglichen Koalitionsformen miterlebt: mit SPÖ, FPÖ, Grünen. Ich kann nur sagen: Es läuft eigentlich sehr gut. Wir haben unterschiedliche Herangehensweisen bei verschiedenen Themen. Das überrascht aber weder die grüne Seite, noch uns, noch die Beobachter. Die Tatsache, dass wir es in der Pandemie geschafft haben, sehr viele, sehr weitgehende Maßnahmen sehr schnell zu treffen, zeigt, dass der Arbeitsrhythmus funktioniert.
Gibt es ein Klischee oder Vorurteil über die Grünen, das widerlegt wurde?
Dass die grüne Partei auch in ihrer Struktur andere Herangehensweisen hat, was die Entscheidungsfindung betrifft, war schon vorher klar. Ob das ein Vorurteil ist, weiß ich nicht. Von einem philosophischen Ansatz her: Ein Vorurteil ist nicht per se etwas Negatives, sondern nur dann, wenn man es zum zusätzlichen Erkenntnisgewinn nicht erweitert. Insofern ist jedes Urteil immer ein Vorurteil, da es nie abschließende Urteile gibt.
Abgesehen von Treffen mit Familie/Freunden: Was vermissen Sie seit der Pandemie?
Genau das. Mit den anderen Dingen kann ich gut leben. Aber dass meine Tochter jetzt ihre Großeltern nur selten sieht, dass unser großer Familienverband nur selten zusammenkommt, das geht mir am meisten ab.
Gibt es einen Satz, den Sie 2021 nicht mehr hören wollen?
Die nächsten Wochen sind entscheidend.
Gibt es einen Moment/ Satz, den Sie bereuen?
Mit Sicherheit. Wo viel gearbeitet wird, fallen viele Späne. Ad hoc fällt mir da jetzt aber nichts ein.
Was haben Sie denn zuletzt online bestellt?
Ich glaub, eine Baby-Matratze.
Welches Buch wartet darauf, zu Weihnachten von Ihnen gelesen zu werden?
„Feuer der Freiheit“ von Wolfram Eilenberger. Ich hoffe, ich habe Zeit dafür. Sein letztes Buch, „Zeit der Zauberer“, hat mir sehr gut gefallen. Es geht um die 1920er und 1930er-Jahre, um Edmund Husserl, Martin Heidegger. Die philosophischen Inhalte sind auf eine lesenswerte, aber auch spannende Art und Weise verpackt.
Gibt es eine Netflix-Serie, die Sie sich für die Weihnachtsfeiertage vorgenommen haben?
Nein, aber ich habe gehört, dass „The Crown“ gut sein soll.
Rudolf Anschober: „Wald, Bett, Bücher und Küche“
KURIER: Die türkis-grüne Regierung sprach vom „Besten aus beiden Welten“. Was ist das Schwierigste aus beiden Welten in der Zusammenarbeit mit der ÖVP?
Rudolf Anschober: Das Schwierigste ist, dass es nur eine Welt gibt – und das zeigt die Klimakrise.
Gibt es ein Klischee oder Vorurteil über die ÖVP, das widerlegt wurde?
Es war nicht mein Klischee, aber was ich in den letzten Monaten schon sehr beachtlich gefunden habe war, dass es einen wirklich respektvollen Umgang miteinander gibt. Da wird der andere sehr ernst genommen.
Abgesehen von Treffen mit Familie/Freunden: Was vermissen Sie seit der Pandemie?
In Konzerte zu gehen, Veranstaltungen zu besuchen und zu reisen.
Gibt es einen Satz, den Sie 2021 nicht mehr hören wollen?
Jetzt bin ich ein bisserl selbstironisch: „Das wird die entscheidende Phase in der Pandemie“. Diesen Satz möchte ich nie wieder hören. Aber es ist eben das Synonym für diese tägliche, tatsächliche Entscheidung, wo du einfach nicht weißt: Ist das jetzt die entscheidende Weggabelung oder kommt die erst in zwei Wochen? Und so geht es einem dann jede Woche.
Gibt es einen Moment/ Satz, den Sie bereuen?
Spontan nicht.
Was haben Sie denn zuletzt online bestellt?
In diesem Jahr überhaupt nichts.
Welches Buch wartet darauf, von Ihnen zu Weihnachten gelesen zu werden?
Ich hab’ mir heute schon zwei in den Rucksack für Weihnachten gesteckt. Das eine ist „Das Buch der fehlenden Wörter“ von Stefano Massini. Und das andere hat auch ein wenig damit zu tun, es ist von Thomas Steinfeld: „Italien – Portrait eines fremden Landes“ – für mich das schönste Italien-Buch. Derzeit lese ich Sachbücher, meine Liebe aber gehört der Belletristik. Ich habe selbst fünf Sachbücher geschrieben. Das, was ich mir für später einmal wünsche ist, einen ersten Roman zu schreiben.
Gibt es eine Netflix-Serie, die Sie sich für die Weihnachtsfeiertage vorgenommen haben?
Nein. Weihnachten habe ich mir den Wald, das Bett, die Bücher und die Küche vorgenommen.
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