Wie ist das in der Kabarettszene? Wird da von den Kolleginnen und Kollegen noch immer gesagt, der Burgenländer kommt, wenn Sie auftauchen?
Stipsits: Ja, schon. Aber ich muss ehrlich sagen, diese Rolle habe ich mir nicht selbst gegeben, die ist im Laufe der Zeit einfach so passiert. Ich habe mich aber auch dagegen nie verwahrt, ganz im Gegenteil. Ich habe es immer als recht angenehm empfunden, von so einer Position aus zu agieren, wo man diesen Zusatz hat: Ah so, der Burgenländer. Die Sache, dass man auf der einen Seite – unter Anführungszeichen – unterschätzt wird, bietet auf der anderen Seite große Narrenfreiheit.
Um kurz auf die Politik zu kommen, da hört man mittlerweile auch in Wien darauf, was in Eisenstadt passiert.
Doskozil: Das hat es auch in der Vergangenheit gegeben, wenn man sich nur an Landeshauptmann Karl Stix zurückerinnert, der sogar als Finanzminister im Gespräch gewesen ist. Das war damals eine sehr interessante Phase. Da ist es um die EU-Erweiterung, die Förderungen und die Möglichkeiten gegangen, die das Burgenland daraus geschöpft hat. Bedingt durch die mediale Darstellung wird mittlerweile alles schneller und transparenter wahrgenommen. Wir können jetzt auch mit Fug und Recht zeigen, wie es gehen kann. Das ist in vielen Lebensbereichen so, vom Kindergarten bis hin zur Pflege. Da brauchen wir uns nicht verstecken. Da können wir etwas bieten, das es in Österreich so nicht gibt.
Bei dem neuen Selbstbewusstsein geht es auch um die Wiener Parteizentrale der SPÖ, die nun immer genau darauf hört, was in Eisenstadt gesagt wird.
Doskozil: Eine politische Partei entwickelt sich immer irgendwo weiter. Wie es eben in einer politischen Partei ist, gibt es nur wenige Freunde und viele Parteifreunde. Entscheidend ist der Erfolg. Jeder misst sich an Umfragewerten und Ergebnissen. Da gibt es eine gewisse Konkurrenzsituation innerhalb der Partei, mehr – außer bei Wahlen – als zu anderen Parteien. Aus dieser Situation heraus kann ich durchaus selbstbewusst sagen, dass wir das einzige Bundesland mit dieser absoluten Mehrheit sind.
Wie wird das Burgenland in Ihrer Künstlerszene wahrgenommen? Hat sich das auch geändert?
Stipsits: Das Gefühl habe ich schon, wobei ich das nur aus meiner subjektiven Sicht berichten kann. In der Szene, wo ich mich bewege, zieht es ja auch immer mehr Kolleginnen und Kollegen ins Burgenland. Nicht nur wegen der landschaftlichen Vorzüge, die das Land bietet, sondern wegen der Mentalität der Menschen. Und da hat sich aus meiner bescheidenen Beobachtung heraus nichts verändert. Es ist diese fast mediterrane Zugangsweise bei vielen Dingen und das mit Handschlag Verbindende. Und das ist sehr, sehr angenehm, finde ich. Weil wir leben ja in einer Zeit, wo ein Wort oft nichts mehr zählt oder wo die Meinungen so schnell drehen, dass am nächsten Tag in der Zeitung plötzlich wieder alles anders ist. Wenn dann jemand sozusagen für etwas steht und konstant seinen Weg geht, dann ist mir das tausendmal lieber.
Das Burgenland ist auch Teil Ihrer erfolgreichen Krimi-Bücher.
Stipsits: Ich habe mir gedacht, wenn ich mir zutraue, ein Buch zu schreiben, dann nur über etwas, wo ich Einblick habe oder hatte.
Damit haben Sie Bestseller gelandet.
Stipsits: Ich habe das Gefühl, dass sich bei dem, was mir zugetragen wird, viele Menschen, die ländlich sozialisiert worden sind, wiedererkennen. Auch Menschen, die jetzt in Wien wohnen und in ihrer Kindheit die dörfliche Struktur mitbekommen haben.
Hat der Autor in seinen Krimis das Südburgenland auch richtig dargestellt?
Doskozil: Ja, speziell was drei Damen betrifft, die in der Ortschaft mit ihrer typischen Kleidung – vom Kopftuch bis zum Fiata (Arbeitsschürze; Anm.) – auf einer Bank sitzen. Die erinnern mich an meine Großmutter.
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