Dornauer gegen Aufweichen von SPÖ-Migrationspolitik und ÖVP-Absage

Dornauer gegen Aufweichen von SPÖ-Migrationspolitik und ÖVP-Absage
Gegen Bablers ÖVP-Position, gegen "politische Korrektheit" und "erhobenen Zeigefinger" und für "Neuausrichtung" der SPÖ.

Tirols SPÖ-Chef und LHStv. Georg Dornauer schlägt bundespolitische Pflöcke ein. Es brauche eine "Neuausrichtung" der Bundes-SPÖ, "hin zu den Lebensrealitäten der Menschen", sagte Dornauer im APA-Interview. Zudem pochte er auf eine restriktive Migrationspolitik. "Aufweichungen" der geltenden Parteilinie dürfe es dahingehend nicht geben. Und er zeigte sich erneut nicht konform mit der De-facto-Absage von Bundesparteichef Andreas Babler an einen möglichen Koalitionspartner ÖVP.

Gegen ÖVP-Koalition

"Das würde ich nicht tun", meinte Dornauer zu Bablers bekundeter, äußerster Skepsis bzw. Ablehnung einer Neuauflage der ehemals Großen Koalition. Selbiges habe er bereits bei Bablers Konkurrenten um den Bundesparteivorsitz, Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, "nicht verstanden". Doskozil hatte eine mögliche Koalition mit der Volkspartei dezidiert ausgeschlossen. Der rote Landeshauptmannstellvertreter erneuerte in Sachen Koalition indes seine Aussagen, die er bereits im Juni im APA-Gespräch getätigt hatte. In Tirol befinde er sich zusammen mit der ÖVP in einer "ruhigen, verlässlichen und unaufgeregten Koalition", die bestrebt sei, Politik für eine breite Masse zu machen. Dasselbe, nämlich eine Koalition mit der ÖVP, müsse auch für die Bundesebene das Ziel sein, favorisierte Dornauer erneut einen schwarzen bzw. türkisen Koalitionspartner.

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Will bei restriktiver Migrations-Linie bleiben

In Sachen Migration, Asyl und Flüchtlinge sprach sich Dornauer erneut für eine "pragmatische, restriktive Politik" aus und mahnte sie auch von der Bundespartei ein. Denn für ebenjene stehe er, "da können sich die Tirolerinnen und Tiroler darauf verlassen", so der Landeshauptmannstellvertreter. Dass er hier mit dem neuen SPÖ-Vorsitzenden Babler mitunter nicht auf einer Linie sei, "kann durchaus sein", räumte Dornauer ein. Nicht viel anfangen kann der Tiroler SPÖ-Chef offenbar mit der von Babler avisierten Überarbeitung des "Doskozil-Kaiser-Papiers" im Bereich Migration. Es dürfe "keinerlei Aufweichungen" in dieser Frage geben, dafür stehe er, betonte Dornauer. Das Konzept sei ohnehin bei der heurigen Neujahrsklausur der SPÖ, noch unter der früheren Vorsitzenden Pamela Rendi-Wagner, "pragmatisch weiterentwickelt" worden. "Aufbauend auf dieser Neujahrsklausur würde ich die geltende Parteilinie beibehalten", sah Dornauer keinen weiteren Änderungsbedarf.

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Auch mit Lagern bzw. Asylverfahren an den EU-Außengrenzen hat Dornauer weit weniger Probleme als Babler: "Ich bin für kurze, sichere und rechtssichere Asylverfahren. Wir müssen alles daran setzen, Pull-Faktoren zu minimieren. Es kann nicht sein, dass Toleranz und Solidarität der heimischen Bevölkerung überstrapaziert wird. Vorkommnisse an den Grenzen wie 2015 und 2016 dürfen sich nicht wiederholen, daraus müssen Lehren gezogen werden." Er stehe als ressortverantwortlicher LHStv. in "engem Austausch" mit ÖVP-Innenminister Gerhard Karner.

Gleichzeitig betonte Dornauer, dass jenen geholfen werden müsse, die Hilfe wirklich benötigen und unter den Asylstatus fallen. So habe man in den neun Monaten seiner bisherigen Amtszeit die Unterbringungsquote im Bundesland von 60 Prozent auf 80 Prozent erhöhen können, unterstrich Dornauer, der in Tirol die Flüchtlingsagenden innehat.

Gegen 32-Stunden-Woche

 

Anderer Meinung als der rote Bundesparteichef war Dornauer offenbar auch in Sachen 32 Stunden-Woche: "Ich tue mir hier in Tirol schwer, den Menschen zu erklären, wie wir das umsetzen wollen. Vor allem angesichts des derzeitigen Arbeitskräftemangels. Etwa in der Pflege, wo eine Arbeitszeitverkürzung prioritär einzuführen wäre." Auch in dieser Frage gehe es aber wieder um das "Erkennen der Realitäten", den richtigen Zeitpunkt sowie die passende Kommunikation politischer Forderungen.

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Von seiner Bundespartei und dem neuen Vorsitzenden, der ihn am 17. August in seinem Heimatbezirk Innsbruck-Land besuchen wird, forderte Dornauer - nach den "unrühmlichen Vorgängen um die Vorsitzendenwahl, die auch international Negativschlagzeilen gemacht hat" - eine "Neuausrichtung hin zu den Lebensrealitäten". Es dürfe nicht sein, dass sich "Teile der arbeitenden Bevölkerung" von der SPÖ zu wenig angesprochen fühlen. Babler habe die Partei "relativ schnell in die Spur gebracht" und "beruhigt", aber nun müsse er integrativ wirken, die notwendige Breite ausstrahlen und letztlich in puncto Wahlergebnis "liefern".

Dornauer auf ÖVP-Linie bei Klimaaktivisten

Den derzeitigen Höhenflug der FPÖ sah Dornauer keinesfalls allein in Problemstellungen wie der Teuerung begründet. Er stelle eine "massive Polarisierung" in der Gesellschaft fest, die in den vergangenen Jahren durch Corona einmal mehr zugenommen habe. Diese sei auch in "einer Politik von oben herab, einer Politik der immer weniger Freiheiten, einer Politik des erhobenen Zeigefingers und der vermeintlich politischen Korrektheit", begründet, die damit korreliere. Letzteres betreffe auch die SPÖ.

"Wenn man die Augenhöhe mit den Bürgerinnen und Bürgern verliert, das politische Gleichgewicht, die Ausgewogenheit. Dann wird es schwierig, Wähler von der FPÖ zurückzuholen", meinte Dornauer und nannte etwa auch die "Klimakleber"-Problematik. "Man muss eine Politik betreiben, die den Lebensrealitäten entspricht. Die Klimakleber beispielsweise provozieren 99 Prozent unserer Gesellschaft und schaden damit den Klimaschutzanliegen. Das sind Sachen, die man ganz klar als Politiker sagen muss und nicht aus vermeintlich ideologischen Gründen zurückzucken darf."

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Keine Koalition mit FPÖ

Eine Koalition mit der derzeitigen Führung der Bundes-FPÖ schloss Dornauer aus. Die FPÖ würde konsequent "Gehässigkeit" in der Gesellschaft schüren. Leider liege die Partei mit einem "überschaubar charismatischen Herbert Kickl" schon länger auf Platz eins, Menschen würden teilweise "aus Frust und Verzweiflung" freiheitlich wählen. Dornauer warnte die Wähler indes eindringlich vor einer "drohenden blau-schwarzen Bundesregierung" und verwies etwa auf den angeblichen "Sozialabbau" unter Schwarz-Blau in den Jahren 2000 bis 2006.

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