Bildungsminister Polaschek: "Die Schule kann nicht alles leisten"

Bildungsminister Polaschek: "Die Schule kann nicht alles leisten"
Der neue Bildungsminister über bildungspolitische Herausforderungen in Zeiten der Krise, mangelndes Vertrauen in die Wissenschaft – und was ihn beim Amtsantritt irritiert hat.

Herr Minister, Ihr Ressort gilt als sehr fordernd. Ein Großteil des Budgets ist unveränderlich, weil es sich um Gehälter handelt, und es reden mächtige Lobby-Gruppen wie Lehrergewerkschaft und Eltern mit. Sie kommen in der größten Gesundheitskrise noch dazu als politischer Quereinsteiger ins Ressort. Warum tun Sie sich das an?

Martin Polaschek: Weil ich eine Verantwortung empfinde, etwas für die Allgemeinheit zu tun. Ich war mit Leidenschaft Rektor einer Universität. Und ich war in meinen 16 Jahren als Vizerektor immer derjenige, der viele schwierige Aufgaben übernommen hat. Als mich der Bundeskanzler gefragt hat, ob ich bereit bin, zu übernehmen, habe ich mir gedacht: Ja, ich habe viele Fähigkeiten, um jetzt viele Probleme zu lösen.

Wer ist in Ihren Augen für die Bildung zuständig? Die Eltern? Die Pädagogen? Die Schulen? Der Staat?

Es ist ein Miteinander, bei dem natürlich die Schule den größeren Anteil hat. Einfach, weil die Kinder dort nicht nur unterrichtet werden, sondern im Austausch mit anderen Kindern auch soziale Kompetenzen lernen. Es ist wahnsinnig wichtig, dass Kinder eine gute Schulbildung bekommen, weil sie nur so die Möglichkeit haben, ein erfülltes Leben zu führen. Damit meine ich nicht so sehr, irgendwelche bestimmten Berufe zu bekommen, sondern generell am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Die Schule übernimmt zunehmend die Aufgabe, nicht nur zu bilden, sondern zu erziehen.

So ist es, aber man muss klar sagen: Die Schule kann nicht alles leisten. Die Eltern sind natürlich auch gefordert. Ich kann nur darauf schauen, dass die Kinder in der Schule ein möglichst gutes Umfeld haben und für die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet sind. Wir haben ja keine Ahnung, wie die Welt in 20, 30 Jahren aussehen wird. Gerade dort, wo die Eltern sich nicht einbringen können, muss die Politik Angebote schaffen.

Nicht alle Eltern können den Kindern ausreichende Deutschkenntnisse vermitteln. Wollen Sie die Deutschklassen beibehalten, obwohl die Forschung sie für keine optimale Lösung hält?

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