Wer ist der Mann? Das fragen sich Wähler in Hall in Tirol, die Werner Hackl nicht zufällig persönlich kennen. Nicht gerade beste Voraussetzungen für eine Persönlichkeitswahl.
Der 45-jährige Quereinsteiger soll bei den Gemeinderatswahlen am 27. Februar aber für die Volkspartei bei seinem ersten Antreten das Bürgermeisteramt in der 14.000-Einwohner-Stadt nahe Innsbruck – seit 1945 stets schwarz geführt – verteidigen.
„Ich bin seit dem Sommer laufend unterwegs und bester Dinge“, versichert Hackl. Er sieht sich mit vier Gegenkandidaten und fünf Konkurrenzlisten konfrontiert – darunter auch die MFG, die kommenden Sonntag in 51 Gemeinden antritt. Die impfkritische Partei ist eine der großen Unbekannten dieser Wahl.
Das Waidhofen-Gespenst
„Wir haben die Erfahrung aus Waidhofen“, ist sich Hackl bewusst, dass Politbeben wie zuletzt in Niederösterreich, wo die ÖVP abstürzte und die MFG auf Anhieb 17 Prozent schaffte, auch in Tirol möglich sind. „Aber ich glaube schon, dass die Leute erkennen, dass es jetzt um Hall geht.“
Dort steht die VP mit Hackl auf dem Stimmzettel. Und das ist keine Selbstverständlichkeit. Die Partei von Landeshauptmann Günther Platter rechnet sich zwar 232 Bürgermeister zu. Aber gerade einmal 22 schwarze Listen tragen bei diesen Kommunalwahlen den Zusatz VP oder Volkspartei. Ein Versteckspiel, das auch die anderen Parteien beherrschen und das in Tirol Tradition hat.
Elisabeth Blanik spielt da nicht mit. Die ehemalige SPÖ-Landeschefin ist Bürgermeisterin der Bezirkshauptstadt Lienz, die über Jahrzehnte in schwarzer Hand war. Und ihre Liste heißt wie ihre Partei.
Blaniks Erfolg steht sinnbildlich für die Schwäche der sonst landauf, landab in den Gemeinden dominierenden Volkspartei in den Städten. So hat etwa die Landeshauptstadt Innsbruck, die erst 2024 wieder wählt, mit Georg Willi einen grünen Bürgermeister.
Die Städte und Großgemeinden sind es auch, die bei diesem Wahlgang besonders umkämpft sind. Blanik muss sich in Osttirol gegen vier Herausforderer behaupten, will sie weiter im Amt bleiben. In den Gemeinderat drängen gar acht Listen.
Jede Menge Konkurrenz
In der Bezirkshauptstadt Imst im Oberland heißt die Liste von VP-Bürgermeister Stefan Weirather zwar „Alle für Imst“. Die Realität ist aber: Alle gegen die ÖVP. Neben ihr stellen sich acht weitere Listen der Wahl, insgesamt rittern sieben Bürgermeister-Kandidaten um die Gunst der Wähler.
Noch enger am Stimmzettel ist es in Kufstein, der zweitgrößten Stadt des Landes an der Grenze zu Bayern. Dort erheben gleich acht Kandidaten Anspruch auf den Bürgermeistersessel. Der parteifreie Amtsinhaber Martin Krumschnabel gibt sich dennoch gelassen: „Das war 2016 ähnlich und ich habe trotzdem im ersten Wahlgang gewonnen.“
Für den Gemeinderat bewerben sich gar zehn Listen. Krumschnabel könnte von der Zersplitterung der Konkurrenz profitieren. Die ÖVP ist mit zwei Listen vertreten, das blaue Lager hat sich in der traditionellen FPÖ-Hochburg ebenfalls geteilt und muss noch dazu die Konkurrenz der MFG befürchten.
Für die tritt mit Lukas Blunder ein 23-Jähriger an, der bei den Neos – sie rechnen sich mit Birgit Obermüller Chancen auf das Bürgermeisteramt aus – wegen seiner Impf-Haltung gegangen wurde. Und danach offenbar versuchte, bei der ÖVP anzudocken. Jetzt probiert er es mit der MFG und ist einer ihrer 22 Bürgermeisterkandidaten bei diesen Wahlen.
Duell in der LH-Gemeinde
So spannend der Urnengang in den Städten ist, so sehr stehen auch einige kleinere Gemeinden im Fokus – allen voran Zams, der Heimatort von Landeshauptmann Platter.
Dort hat im Sommer Dominik Traxl (VP) mit nur 27 Jahren das Bürgermeisteramt übernommen. Die SPÖ versucht ihm dieses mit Benedikt Lentsch nächsten Sonntag abzuluchsen. Gelingt das, wäre es ein roter Nadelstich ins schwarze Herz.
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