Das erste große Problem war dann offensichtlich: Für etliche Nutzer war es nicht möglich, sich auf der Webseite des Gesundheitsministeriums mittels Handy-Signatur einzuloggen. Die Server des Unternehmens A-Trust, das für die technische Umsetzung der digitalen Bürgerkarte verantwortlich ist, waren offenbar überlastet. Auch am Montagvormittag zeigte sich noch ein ähnliches Bild, A-Trust selbst bestätigt Serverprobleme. Dabei war der Ansturm auf den - wohlgemerkt vor allem von Regierungsvertretern vielfach beworbenen - Grünen Pass vorauszusehen.
Eine erste politische Reaktion gab es direkt am Sonntagvormittag, als Ex-FPÖ-Chef Norbert Hofer ein weiteres Problem benannte: Wer eine Covid-Erkrankung überstanden hat und deshalb nur einmal geimpft wurde, kann dies auf der Webseite nicht angeben. Um dann trotzdem noch einen Grünen Pass zu bekommen, muss man also persönlich bei den Behörden vorstellig werden.
Doch richtig dramatisch wird es erst, wenn man den digitalen Impfnachweis dann erhält: Denn was lang und breit als großer Digitalisierungsschritt beworben und mit viel Budget vom Gesundheitsministerium sowie der ELGA (Elektronische Gesundheitsakte) entwickelt wurde, entpuppt sich als simple PDF-Datei, auf der ein QR-Code vermerkt ist. Nicht, mehr, aber auch nicht weniger ist der vielgerühmte Grüne Pass hierzulande.
Während es im Jahr 2021 also von so ziemlich jedem Flug- oder Bahnticket, sowie inzwischen sogar von Gutschein-Karten heimischer Lebensmittelhändler digitale Versionen gibt, die sich jederzeit einfach via App aufrufen lassen, gibt es das beim Grünen Pass nicht: Der Impfnachweis verschwindet einfach im PDF-Format im "Downloads"-Ordner auf dem Smartphone, wo er dann auch erst einmal auf die Schnelle gefunden werden muss. Für die jüngere Generation mag das eine leichte Übung sein, für die Älteren kann das jedoch eine digitale Hürde darstellen.
Zum Vergleich: In Deutschland hat das Robert-Koch-Institut im Auftrag der Regierung eine eigene App entwickelt, in der die Dokumente des Grünen Passes gespeichert werden und somit jederzeit schnell und einfach abrufbar sind.
In Österreich wird der Alltag wohl künftig wie folgt aussehen: Nicht wenige Menschen werden einfach einen Screenshot dieses Dokuments anlegen, nur um bei der nächsten Kontrolle zunächst einige Minuten in der Bildergalerie ihres Handys herumscrollen zu müssen. In Zeiten, in denen die Regierung stolz ein eigenes Digitalisierungsministerium betreibt, ist das ein Trauerspiel.
Zumal der Impfnachweis ja eigentlich 270 Tage nach der ersten Impfung seine Gültigkeit verliert - Anders als in der deutschen App bleibt das PDF-Dokument allerdings für immer auf dem Smartphone, sofern man es nicht aktiv löscht. Auch in der Apple-Wallet lässt sich die PDF-Datei aktuell nicht speichern. Zumindest nicht auf offiziellem Weg.
Eigene Nutzer-Lösung noch am Sonntag
Denn der Web-Entwickler und bekannte Twitter-User Fabian Pimminger hat noch am Sonntag geschafft, was die Behörden nicht geschafft haben (oder nicht schaffen wollten). Er hat kurzerhand selbst eine App entwickelt, die das PDF-Dokument des Grünen Passes auf Apple-Geräten in der digitalen Wallet speichert. So ist das Zertifikat deutlich einfacher zugänglich und verschwindet nicht mehr im Dateien-Keller des eigenen Smartphones.
Die Nachfrage danach war offenbar riesig. Pimminger zufolge ist der Tweet in der Nacht von Sonntag auf Montag bereits mehr als 200.000 mal angeklickt worden, auch auf WhatsApp wird seine (kleine) App von vielen weitergeleitet. "Leute wollen einfache Lösungen, die sich in ihre Geräte und Apps nativ integrieren und möglich transparent sind", schreibt Pimminger heute. "Keine eigenen Insel-Lösungen, wie wir sie immer bekommen."
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