Braungebrannt, entspannt und mit einer vom Wind etwas zerzausten Frisur stand er plötzlich im Saal: Rudolf Anschober. Während der Rede von Parteichef Werner Kogler hatte sich der Ex-Minister hereingeschlichen. Ob er hierher, zum Bundeskongress der Grünen in seiner Heimatstadt Linz, kommt, war bis zuletzt unsicher.
Nach seinem Rücktritt Mitte April war es ruhig um Anschober geworden. „Der Rudi hat jetzt keine Verpflichtungen mehr. Wenn es ihn freut, dann kommt er. Wenn nicht, dann nicht“, hieß es unter seinen Parteifreunden.
Rudi freute es.
Minutenlang gab es Standing Ovations, als er von ganz hinten im Saal nach ganz vorne auf die Bühne geholt wurde. Der Vorarlberger Grünen-Chef Johannes Rauch überreichte ihm einen Blumenstrauß, würdigte den ehemaligen Gesundheitsminister für seine „unendlichen Mühen“ in der Corona-Pandemie und äußerte die Hoffnung, dass er sich „bald wieder bei den Grünen einklinkt“. Denn, so Rauch zu Anschober: „Du bist ein unverzichtbarer Bestandteil der Grünen.“
Es sei ein schönes Gefühl, sagte Anschober zum KURIER, wieder da zu sein – wenn auch nur als Gast, Delegierter ist er nicht. „Ich genieße die freie Zeit, die ich jetzt habe, und erhole mich.“
Einsatz in OÖ offen
Offen bleibt damit, ob er im kommenden Wahlkampf mithilft – am 26. September ist Landtagswahl in Oberösterreich. Für den 60-jährigen Anschober wäre das ein Heimspiel: Er war viele Jahre Landesrat, bevor er 2020 in den Bund wechselte.
Einer, der sich besonders über Anschobers Überraschungsbesuch freute, war dessen Nachfolger, Wolfgang Mückstein. Er sei einer der wenigen, die wirklich nachvollziehen könnten, was Anschober in den vergangenen eineinhalb Jahren geleistet habe, dafür zolle er ihm seinen „tiefen Respekt“, begann Mückstein seine Vorstellungsrede am Buko. Diese musste Mückstein – bereits seit drei Monaten im Amt – halten, weil Regierungsmitglieder laut Statuten am Bundeskongress bestätigt werden müssen. Bei Mückstein und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer passierte das nun rückwirkend – dafür einstimmig.
"Wir müssen vorbereitet sein"
Mücksteins Hauptaufgabe bleibt die Corona-Pandemie. In seiner Antrittsrede verteidigte er die Strategie, trotz stark sinkender Infektionszahlen weiterhin behutsam zu öffnen. Denn: „Es gibt auch den Herbst.“ Man müsse darauf vorbereitet sein, dass eine neue Virusvariante Österreich erreichen oder es eine sanfte vierte Welle geben könnte, warnte der Minister.
Vorwärts gehen solle es nun bei der Pflegereform. Außerdem will Mückstein sich „Gedanken machen, wie wir die ‘Sozialhilfe Neu‘ neu aufsetzen“. Denn: „Wenn wir das nicht machen, macht das keiner.“
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