Darabos’ Erbe ist gekommen, um zu bleiben

APA11914508-2 - 15032013 - GÖTZENDORF - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT II - Verteidigungsminister Gerald Klug während der Verabschiedung der österreichischen Soldaten der Kosovo- und der Mali-Mission am Freitag, 15. März 2013, in der Wallenstein-Kaserne in Götzendorf. APA-FOTO: ROBERT JAEGER
Neo-Minister Klug war erstmals bei der Truppe. Mit viel Pathos und ohne Berührungsängste.

Er hat ihm fast alles gezeigt: Die Wundauflagen, die man bei Einschüssen auf den Brustkorb klebt; die Chemikalien, die Blut eindicken. Der Jagdkommando-Sanitäter will dem Chef alles zeigen, sein Arsenal liegt vor ihm auf einem Klapptisch. Gerald Klug lässt den Soldaten gewähren. Der Verteidigungsminister vergisst den garstigen Wind und die Minusgrade, die er seit einer Dreiviertelstunde aushält, und wirft einen Blick auf die Halskrause. Soviel Zeit muss sein.

An seinem fünften Tag als Minister ist Gerald Klug zum ersten Mal bei der Truppe. In der Götzendorfer Wallenstein-Kaserne sind 270 Uniformierte angetreten, um für den Einsatz im Kosovo und Mali verabschiedet zu werden.

Dass Klug schon in der ersten Woche zu den Soldaten geht, ist ein Zeichen, wird später ein Offizier befinden.

Tatsächlich ist der 44-jährige Steirer offensichtlich bemüht, die Fehler eines Norbert Darabos zu vermeiden.

Klug will das Heer befrieden. Es ist kein Zufall, dass er Edmund Entacher, dem scheidenden Generalstabschef und Intimfeind von Darabos, zum Abschied einen Festakt und Orden gönnt.

Klug will dem Heer seinen Stolz zurückgeben. „Sicherheitspolitik beginnt nicht an Europas Grenzen, sondern in den Krisenherden, wo Gewalt und Terror entstehen“. Mit fester Stimme formuliert er Sätze wie diesen, er schließt die Rede mit „Es lebe das Bundesheer, es lebe die Republik.“ Das klingt pathetisch, noch dazu, wo Klug keine Miene verzieht. Aber im Militär mag man Pathos.

Und nicht zuletzt will sich Klug empfehlen. „Ich bin gekommen, um zu bleiben“, sagt er. Gewinnt die SPÖ im Herbst die Wahl? Regiert sie , behält sie das Verteidigungsressort? All das ist offen. Aber wenn Klug den Wehrdienst wirklich attraktiver machen kann, bleibt er im Spiel. Und dafür braucht er die Mitarbeit der Armee.

In Götzendorf goutiert man seinen Auftritt mit Wohlwollen. „Der kann tadellos reden“, befindet ein älterer Herr, der ein Sakko in den Farben der UNO trägt – ein Golan-Veteran. Später, im Offizierskasino, wird sich Klug vor dem offenen Kamin ganz selbstverständlich unter die Soldaten mischen und plaudern. „Er macht einen wohltuenden Eindruck“, sagt Generalleutnant Franz Reissner, der Kommandant der Streitkräfte. „Der Minister geht offen und neugierig auf die Truppe zu.“ Womit wir wieder beim Sanitäter und seinen Mullbinden wären.

Verteidigungsminister Gerald Klug sorgt sich um die Sicherheit der österreichischen UNO-Soldaten am Golan. Die innersyrischen Kämpfe nehmen zu, einige EU-Staaten wollen das Waffenembargo aufheben. Kroatien, Japan und Kanada haben ihre Soldaten bereits nach Hause geholt.

Auch Österreich schließt den Abzug seines Kontingents von 375 Mann nicht mehr aus , sollte es zu einer „gravierenden Verschlechterung der Lage“ kommen. Das teilte Klug schriftlich Außenminister Michael Spindelegger mit. Planungen für alle Eventualitäten seien im Laufen. Zwischen Klug, Spindelegger und Kanzler Faymann gibt es ständigen Kontakt.

In dem Brief, der mit 15. März datiert ist und dem KURIER vorliegt, verlangt der Heereschef sofort „flankierende politische Schritte, um die Sicherheit unserer Soldaten und die sichere Rotation der Truppe Ende Mai“ zu gewähren. Als „vordringliche Herausforderung“ sieht Klug die Suche nach Ersatz für jene Soldaten, die abgezogen worden sind.

Von Spindelegger erwartet er „eine proaktive österreichische Haltung“ bei der Ersatzsuche und „Einflussnahme auf Syrien“. Irland, Serbien, Moldawien und zentraleuropäische Staaten sollten kontaktiert werden.

Der Brief liest sich wie eine Handlungsanleitung an den Außenminister; Klug verlangt einen „nationalen Schulterschluss“ und eine „enge internationale Abstimmung“ in Sachen Syrien.

Die Sicherheit der österreichischen Blauhelme am Golan hat für Klug „oberste Priorität“, eine eigene „Task Force“ hält den Minister laufend up to date.

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