Die Differenzen in den Zahlen am Dienstag scheinen aber massiv gewesen zu sein, monieren die Länder. Teilweise höher und teilweise niedriger als die Zahlen aus dem AGES Dashboard. Das war auch der Grund, warum die Bundesländer die neue Zählweise nicht akzeptieren wollten.
Zuerst hatte die Gratiszeitung Heute in Berufung auf einen "Informanten" aus "einem Bundesland" über den Vorgang berichtet. Grundtenor: Das Sozialministerium wolle kurz vor Bekanntgabe der Öffnungsschritte am Mittwoch kurzfristig die Zählweise ändern.
Sozialministerium will Datenmeldung "vereinheitlichen"
Worum geht es dem Sozialministerium? Es möchte eigentlich nur ein bestehendes Zahlenchaos in der öffentlichen Kommunikation bereinigen, heißt es gegenüber dem KURIER - in Zusammenarbeit mit den Bundesländern und dem Innenministerium. Im Kern gehe es um einheitliche Zahlen und einheitliche Kommunikation - bundesweit.
In Zukunft sollen nur noch einmal pro Tag die Daten aus dem EMS über die AGES veröffentlicht werden. "Keinesfalls gehen dadurch korrekte Einträge verloren oder werden versteckt", stellen Ministerium und AGES klar.
Das EMS sei "das zentrale Erfassungsinstrument zur Darstellung der aktuellen epidemiologischen Entwicklung", betont das Sozialministerium. Die regionalen Gesundheitsbehörden melden Kennzahlen - zum Beispiel Neuinfizierte - dem EMS, die AGES bereitet die Daten für die Morgenauswertung und dann für die Veröffentlichung auf ihrem Dashboard auf. Im Sinne einer einheitlichen Kommunikation sei es besser, nur noch diese Daten zu veröffentlichen.
Warum machen das die meisten Medien also nicht?
"Hat für Verwirrung gesorgt"
Parallel besteht auch regionale Meldesysteme und der Krisenstab des Bundes, das SKKM, das im Innenministerium ressortiert ist. Auch dort melden die Bundesländer jeden Morgen ihre Kennzahlen ein. Sie sind teilweise ausführlicher, als die Daten im EMS. Vor allem bei Corona-Toten kommt es tendenziell häufiger vor, dass sie erst Tage später im EMS landen, von den Ländern aber schon ans Innenministerium kommuniziert wurden.
Vollständig ist keiner der beiden Datensätze. Grundsätzlich sollten sich sämtliche Werte in beiden Rechenmodellen über mehrere Tage bereinigen. Die Bundesländer müssten sich nicht die Arbeit machen und zusätzlich an das SKKM melden. Da diese Zahlen seit Beginn der Pandemie in der Berichterstattung verwendet werden (auch vom KURIER, Anm.), dürfte sich eine Umstellung aber schwierig gestalten. Und: Auch das BMI müsste sich hier kooperativ zeigen.
"Seit Beginn der Pandemie hat dies zu Differenzen in den veröffentlichten Zahlen geführt und damit für Verwirrung gesorgt", fasst das Sozialministerium die Situation zusammen und kündigt an: "In Abstimmung mit den Bundesländern und dem BMI wird in den kommenden Tagen nun eine gemeinsame Vorgehensweise finalisiert, um einerseits eine Arbeitsreduktion für die Länder, durch verringerten Erhebungsaufwand, und andererseits eine Vereinheitlichung der Datenmeldung zu erreichen."
Wien weiß von nichts
In Wien weiß man im Büro des Gesundheitsstadtrates Peter Hacker nichts von der Bitte. "Wir haben mit Epsys aber sowieso unser eigenes System", heißt es aus dem Büro. Zudem hätte man auch trotz der Bitte die Meldungen nicht geändert.
Für Verwunderung sorgt auch, dass man das EMS als Quelle für niedrigere Zahlen verwenden wollen würde - was allerdings nur von Heute kolportiert wurde und vom Sozialministerium zurückgewiesen wird. "Im EMS sind die Zahlen tendenziell eher höher als niedriger", heißt es aus dem Büro Hacker.
Das zeigt sich beispielsweise auch an der Zahl der aktiven Fälle. Hier weist das Dashboard der AGES, welches aus dem EMS gespeist wird, 110.132 aktive Fälle aus (Stand Dienstag, 15 Uhr). Tatsächlich sind es allerdings rund 57.000 aktive Fälle. Also fast die Hälfte weniger.
84 Todesfälle mehr in NÖ
Gleichzeitig kam es in Niederösterreich zudem zu einer Zahlenkorrektur. Bereits seit dem Frühjahr wird die Zahl der Todesfälle regelmäßig mit dem Zentralen Melderegister und von der Statistik Austria überprüft. So kam es auch unter anderem vor, dass plötzlich einige Todesfälle weniger in einem Bundesland ausgewiesen wurden.
In Niederösterreich kam es heute zu einer Korrektur nach oben. Im Dashboard werden 84 Todesfälle mehr ausgewiesen. "Diese hohe Zahl an Toten hat mit eben jener Zahlenkorrektur zu tun. Es handelt sich dabei also um Nachmeldungen und nicht um tatsächlich 84 Verstorbenen mehr innerhalb der vergangenen 24 Stunden", berichtet Anton Heinzel, Sprecher der nö. Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ).
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