"Corona-Widerstand": Wie Social Media zum Brandbeschleuniger wird

"Corona-Widerstand": Wie Social Media zum Brandbeschleuniger wird
Social Media Experte Andre Wolf erklärt im KURIER-Interview, wie Verschwörungstheorien entstehen und warum er vieles, was gerade im Internet passiert, für demokratiegefährdend hält.

Herr Wolf, Sie beschäftigen sich seit vielen Jahren mit Sozialen Medien und wie sie von bestimmten Gruppen zur Mobilisierung aber auch Radikalisierung genutzt werden. Wie bewerten Sie, was wir derzeit rund um die Themen Corona und Impfen erleben?

Mich überrascht das alles nicht. Was sich sich derzeit im Netz aber auch in der realen Welt abspielt - von Demos bis Gewaltausbrüchen - haben wir schon im April vergangen Jahres in einem vierstufigen Eskalationsmodell vorhergesehen. 

Was sind die vier Stufen?

Zu Anfang der Pandemie sind viele kleinere Nachrichten kursiert, niemand wusste, was stimmt und was nicht. Das war Stufe 1. Stufe Zwei hat etwa im April begonnen, als verschiedene Standpunkte zu gewissen Fragen unabhängig von ihrem Ursprung in ihrer Relevanz oft gleichwertig dargestellt und überproportional stark verbreitet worden sind. In der dritten Stufe sind dann Verschwörungstheorien dazugekommen. Teilweise war hier sogar von unterirdischen Kämpfen zwischen Robotern und Drohnen die Rede, oder von Kindern, die durch das Tragen von Masken gestorben sind. Jetzt befinden wir uns auf Stufe Vier. 

Und das bedeutet? 

Die vierte Stufe hat zwei Ebenen. Die eine sind Unmutsäußerungen in der realen Welt, abseits des Internets, also etwa Demonstrationen. Die andere sind Hass und Gewalt, die aus den Social-Media-Kanälen auch in die reale Welt umschlagen. Dieses Dynamik haben wir in den USA beim Sturm auf das Kapitol beobachten können. Und auch in Österreich gab es ja bereits Fälle, bei denen dazu aufgerufen wurde, Regierungsmitglieder in ihren Privathaushalten zu besuchen und zu bedrängen.

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