Regierungsplan im Praxistest: Kaum ein Gast gibt freiwillig seine Daten her

Regierungsplan im Praxistest: Kaum ein Gast gibt freiwillig seine Daten her
In Oberösterreich wird die Registrierung "dringend empfohlen", das Ergebnis ist dürftig, wie Wirte-Sprecher Thomas Mayr-Stockinger im KURIER-Interview schildert.

Diese Woche läuft noch die Begutachtung einer Novelle zum Covid-19-Gesetz. Ein Punkt sorgt vorab für besonders große Verunsicherung:

Betriebe, Veranstalter und Vereine sollen verpflichtet werden, die Daten ihrer Gäste und Kunden für 28 Tage zu speichern. Diese Kontaktdaten sollen sie den Gesundheitsbehörden zur Verfügung stellen, wenn in ihrem Betrieb ein Infektionsfall aufgetaucht ist.

Bloß: Die Pflicht soll nur aufseiten der Betriebe bestehen. Gäste müssen ihre Daten nicht zur Verfügung stellen. Und ihnen darf auch der Zutritt nicht verwehrt werden, wenn sie sich weigern.

In Oberösterreich gibt es die Gästeregistrierung bereits seit Juli. Sie ist aber nicht Pflicht, sondern nur "dringend empfohlen". Der KURIER hat bei Thomas Mayr-Stockinger, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer OÖ, nachgefragt, wie das in der Praxis funktioniert.

KURIER: Herr Mayr-Stockinger, Sie haben ja selbst einen Gastbetrieb. Wie handhaben Sie die Registrierung?

Thomas Mayr-Stockinger: Bei uns liegt neben den Desinfektionsspendern im Eingangsbereich ein Buch, in dem sich die Gäste mit Name, eMail-Adresse und Telefonnummer eintragen können.

Und wie voll ist dieses Buch am Ende des Tages?

Das Ergebnis ist sehr dürftig.

Regierungsplan im Praxistest: Kaum ein Gast gibt freiwillig seine Daten her

Weisen Sie die Gäste auf das Buch hin?

Nein, es fehlt uns schlicht die Zeit, dass wir jedem Gast sagen, er soll sich eintragen. Wir können aber sehr viel durch Reservierungen und unsere Hotelgäste abdecken und auch dadurch, dass wir unsere Stammgäste kennen. Unsere Mitarbeiter wissen meist aus dem Gedächtnis oder mithilfe von Rechnungen, wer da mit wem gesessen ist.

Braucht es diese Registrierung denn überhaupt?

Sie ist aus gutem Grund auf freiwilliger Basis. Speziell in Oberösterreich, wo die Gastronomie sehr kleinstrukturiert ist, kennt der Wirt seine Stammgäste. In der Hotellerie gibt es bereits das verpflichtende Meldewesen, auch über Reservierungen lässt sich viel nachvollziehen. Deutsche Gäste sind es eher gewohnt, ihre Daten herzugeben - in Deutschland ist das ja auch Pflicht. Übrig bleibt nur eine kleine Gruppe an Gästen, die wir nicht kennen.

Die Bundesregierung will mit der Novelle nun Betriebe verpflichten, ihre Gäste zumindest nach ihren Daten zu fragen. Was halten Sie davon?

Wenn es der Gesetzgeber so beschließt, werden wir das durchführen. Ob wir Antworten kriegen, ist aber eine andere Frage.

Wir sehen ja in Deutschland, wie viele "Max Mustermanns" da unterwegs sind.

von Thomas Mayr-Stockinger

Oberösterreichs Wirte-Sprecher

Wo sehen Sie das Problem?

Als Gastronom bewegt man sich in einem Spannungsfeld: Unsere Gäste sollen sich wohl und sicher fühlen, aber niemand will ein gläserner Gast sein. Es geht um das Miteinander. Deshalb sollte die Registrierung freiwillig bleiben.

Sie wären also auch dagegen, dass Gäste verpflichtet werden, sich zu registrieren?

Ja, davon halte ich nichts. Als Wirt kann ich ja keinen Ausweis oder Meldezettel verlangen, die Gäste können also hinschreiben, was sie wollen. Wir sehen ja in Deutschland, wie viele "Max Mustermanns" da unterwegs sind.

In Oberösterreich sind die Corona-Regeln seit Juli generell strenger als in Rest-Österreich. Es gibt wieder eine Maskenpflicht für Gäste, wenn sie vom Tisch aufstehen. Wie sind Ihre Erfahrungen: Hat das Ihrer Branche geschadet?

Anfangs war es sehr stark spürbar, wir hatten wieder viele Stornos. Es hat dann zwei oder drei Wochen gedauert, bis sich die Gäste daran gewöhnt haben. Momentan sind die Gastgärten sehr gut besucht, im Lokalinneren ist der Andrang noch eher zurückhaltend.

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