Corona-Krise: Einsatz von Flüchtlingen im heimischen Gesundheitswesen

Das Gesundheitswesen konzentriere sich zurzeit ausschließlich auf Corona
Empfehlung von UNHCR und Europarat. Bisher keine Daten, wie viele Schutzberechtigte in Österreich mitarbeiten.

Seit dem neuen Gesetzespaket Ende März zur Bekämpfung der Coronakrise dürfen auch Flüchtlinge im heimischen Gesundheitswesen mitarbeiten. Auch UNHCR und Europarat empfehlen den Einsatz von ausgebildeten Flüchtlingen im Gesundheitsbereich. Angaben, wie viele Flüchtlinge derzeit im österreichischen Gesundheitswesen mitarbeiten, gibt es aktuell aber nicht, wie es am Mittwoch auf APA-Anfrage aus dem Gesundheitsministerium hieß.

Der Nationalrat hatte am 20. März das zweite, noch umfangreichere Paket zur Bekämpfung der Coronakrise einstimmig abgesegnet. Mit ihm wurden 44 Gesetze entweder novelliert oder neu eingeführt. Flexibler gestaltet wurde unter anderem der Einsatz von medizinischem und Pflegepersonal. So wurde etwa die Möglichkeit geschaffen, zur Bekämpfung der Krise pensionierte und ausländische Ärzte sowie Turnusärzte heranzuziehen, auch wenn sie nicht alle Erfordernisse für die Berufsausübung vorweisen. Ergänzt wurde im Gesetzestext: "Ärztinnen/Ärzte dürfen, ungeachtet eines allfälligen Mangels der (...) angegebenen Erfordernisse, den ärztlichen Beruf im Inland im Rahmen einer Pandemie nur in Zusammenarbeit mit im Inland zur selbständigen Berufsausübung berechtigten Ärztinnen/Ärzten für Allgemeinmedizin oder Fachärztinnen/Fachärzten ausüben."

Ob oder wie viele Flüchtlinge nun tatsächlich derzeit im heimischen Gesundheitswesen mitarbeiten und wie ihr Einsatz bisher funktioniert, dazu macht das Ministerium gegenüber der APA keine Angaben. Dennoch zeigt sich das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) Österreich in einer Aussendung am Mittwoch erfreut: "Auch in Österreich wurden zuletzt die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen, für die Dauer der Pandemie mit ausländischen Abschlüssen in medizinischen Berufen zu arbeiten. So können nun auch Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte, die in ihren Herkunftsländern in medizinischen und Pflegeberufen gearbeitet haben, ihr Wissen und ihre Erfahrungen in dieser herausfordernden Zeit einbringen."

"Oft wird vergessen, dass Flüchtlinge auch Ärzte sind"

"Österreich hat hier einen wichtigen Schritt gesetzt, denn oft wird vergessen, dass Flüchtlinge auch ÄrztInnen, KrankenpflegerInnen oder WissenschafterInnen sind. Zudem können sie nun all jene, die im Gesundheitsbereich Unglaubliches leisten, bei Bedarf unterstützen", so Christoph Pinter, Leiter UNHCR Österreich.

"In den vergangenen Wochen haben einige Staaten MedizinerInnen und Pflegekräfte unter den Flüchtlingen aufgerufen, sich am Kampf gegen das Virus zu beteiligen", so UN-Flüchtlingshochkommissar, Filippo Grandi. "Wir unterstützen solche Initiativen von ganzem Herzen und hoffen, dass sie ausgeweitet werden können - auf dem ganzen europäischen Kontinent und darüber hinaus." So könnten Flüchtlinge "ihre Solidarität zeigen und den Gesellschaften, die ihnen Schutz gegeben haben, etwas zurückgeben".

"Die Flüchtlinge, ihre Gast- und ihre Heimatländer profitieren vom Europäischen Qualifikationspass für Flüchtlinge. Auch die Qualifikationen, die ein Flüchtling hat, aber nicht vollständig dokumentieren kann, können genutzt und es kann darauf aufgebaut werden", meint Marija Pejčinović Burić, Generalsekretärin des Europarates. "Der Qualifikationspass ist kein Ersatz für die notwendigen Berufsnachweise, aber er hilft den Behörden, Vorgänge zu beschleunigen, weil er den notwendigen Hintergrund vermittelt." Europarat und UNHCR arbeiteten mit den jeweiligen Stellen zur Anerkennung von Abschlüssen zusammen, um die Qualifizierten zu finden und ihre Fähigkeiten und Nachweise zu erfassen.

Weitere Informationen über den Europäischen Qualifikationspass für Flüchtlinge finden Sie hier.

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