Corona: "Koste es, was es wolle" - gilt auch für Kurzarbeit

Freie Stellen gibt es vor allem in Handwerks- und verwandten Berufen
Sozialpartner werben für Kurzarbeit. Das Modell kann sehr teuer werden - bleibt aber auf jeden Fall günstiger als Arbeitslosigkeit.

Die Sozialpartner, die das neue Kurzarbeitsmodell gemeinsam mit der Bundesregierung entworfen haben, werben massiv für diese Form des Arbeitsplatzerhalts mit staatlicher Unterstützung.

Speziell ÖGB und AK lassen momentan nichts unversucht, die heimischen Betriebe darauf aufmerksam zu machen, dass die Kurzarbeit für alle Beteiligten besser ist, als die Beschäftigten in der Corona-Krise sofort auf die Straße zu setzen. Nähert sich die Krise ihrem Ende, kann die Produktion dank einer vorhandenen Belegschaft sehr schnell wieder in die Höhe gefahren werden. Das ist für die Unternehmen einer der Hauptvorteile. Außerdem bezuschusst der Steuerzahler die Kurzarbeit mit beträchtlichen Mitteln - momentan sind 400 Millionen Euro dafür budgetiert. Ob das ausreicht, weiß freilich niemand abzuschätzen.

Kosten für Kurzarbeitszeitmodell

Nach Berechnungen von Dénes Kucsera, Arbeitsmarktexperte bei der Agenda Austria, kann das Modell bei breiterer Inanspruchnahme auch sehr schnell sehr teuer werden (siehe Grafik).

Dargestellt sind vier Szenarien der Inanspruchnahme, der durchschnittlichen Zeitreduktion sowie der sich daraus ergebenden wöchentlichen Kosten. Es zeigt sich: Gehen zehn Prozent aller Beschäftigten in Kurzarbeit und reduzieren sie ihre Arbeitszeit um durchschnittlich 70 Prozent, kostet das pro Woche 109 Millionen Euro. Nach nur vier Wochen wären die budgetierten 400 Millionen Euro also bereits aufgebraucht.

Rasante Steigerung

Steigt die Inanspruchnahme, explodieren die Kosten regelrecht. Anderes Beispiel: Wenn 50 Prozent der Arbeitnehmer in Kurzarbeit gehen und ihre Arbeitszeit um 50 Prozent reduzieren kostet das pro Woche schon fast 300 Millionen Euro. In der zweiten Woche wären die Budgetmittel also schon weg. Welches Szenario am wahrscheinlichsten sei, könne man derzeit nicht abschätzen, so Kucsera zum KURIER.

Wie sich das also ausgehen soll? Im Bundeskanzleramt hat man darauf eine Antwort parat, die bekannt vorkommt: "Koste es, was es wolle". Auch im Falle der Kurzarbeit werde man finanzieren, was eben finanziert werden muss, um Arbeitsplätze und Unternehmen zu retten. Denn nichts  ist für den Staat und seine Steuerzahler teurer, als Arbeitslosigkeit zu finanzieren. Darin sind sich alle Experten einig. Die dauerhafte Vernichtung von Beschäftigung ist volkswirtschaftlich gesehen am kostspieligsten.

Auch Experte Kucsera meint: "Kurzarbeit kostet volkswirtschaftlich auf alle Fälle weniger als Arbeitslosigkeit, da die Leute nach der Coronakrise wieder schnell zu arbeiten anfangen können. Interessant zu beobachten wird sein, ob es nicht auch Unternehmen geben wird, die dieses Modell ausnutzen werden. Sprich: Sie erwirtschaften auch in Zeiten der Krise Umsätze, schicken ihre Mitarbeiter trotzdem in die Kurzarbeit. Daher ist es wichtig, dass das ganze Modell unbürokratisch ausgestaltet ist und parallel dazu Kontrollmechanismen eingeführt werden."

SALZBURG: CORONAVIRUS: AMS

Um das Modell noch einmal zu attraktivieren, haben sich Sozialpartner und Bundesregierung am Montag auf eine weitere Verbessung des Kurzarbeitsmodells geeinigt, es wird also noch etwas teurer. Konkret übernimmt das AMS auch einen Anteil an den Kosten für einen Krankenstand im Rahmen der Kurzarbeit.

Üblicherweise muss ein Arbeitgeber die Lohnkosten übernehmen, wenn sein Mitarbeiter im Rahmen einer Kurzarbeit krank wird. Diesmal soll aber das AMS einen Teil der Kosten für Arbeitszeiten, die aufgrund von Krankenstand entfallen, übernehmen. Gibt es im Unternehmen Kurzarbeit und wird die Arbeitszeit etwa von 40 auf zehn Stunden reduziert, dann werden drei Viertel des Krankenstands vom AMS getragen, ein Viertel zahlt das Unternehmen. Die Sozialpartner begrüßen das.

Corona: "Koste es, was es wolle" - gilt auch für Kurzarbeit

SPÖ-Finanzexperte Christoph Matznetter

Eine - bestimmt wichtige - Verbesserung ist noch in Verhandlung, die neben anderen SPÖ-Abgeordneter Christoph Matznetter fordert. Er sagt, dass Unternehmen das Kurzarbeitsentgelt zahlen müssen und erst mit einer Wartefrist von bis zu 6 Wochen vom AMS refundiert bekommen. In dieser Zeit gehe aber bestimmt vielen kleinen Betrieben längst die Luft aus.

Matznetter regt für diese Fälle eine staatliche Zwischenfinanzierung aus, sonst sei Kurzarbeit zwecklos, weil der Betrieb schon insolvent. Im Arbeitsmiinsterium sagt man hier Hilfe zu, schließlich gegeb es ja auch die Liquiditätshilfen aus dem insgesamten 38-Milliarden-Hilfspaket der Bundesregierung.

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