Tatsache ist aber, dass in dem sechstündigen Sitzungsmarathon, der am Montag mit Bundesregierung, Landeshauptleuten und Oppositionschefs stattgefunden hat, diese Zahl nicht genannt wurde. Es wurde laut übereinstimmender Auskunft des Kanzleramts und des Büros des Kärntner Landeshauptmanns gar keine Szenarien-Zahl genannt. "Alle Experten haben darauf verwiesen, dass die Datenlage über die Mutationen noch zu gering ist, um sich auf Modellrechnungen einzulassen", heißt es unisono aus der Politik.
Mutanten in 25 Tagen vorherrschend, sagt GÖG
Experten von "Gesundheit Österreich" (GÖG) sagen zum KURIER, sie kennen diese Zahl auch nicht und könnten sie sich auch nicht erklären. Laut einer Modellrechnung von "Gesundheit Österreich" würden sich die Virusmutationen in den kommenden 25 Tagen zur vorherrschenden Infektionsquelle hocharbeiten. Dann wären wir beim 20. Februar. Die Basisannahmen dieser GÖG-Rechnung entspringen dem derzeitige Infektionsgeschehen, also: 1400 Ansteckungen am Tag, Reproduktionsfaktor 0,9, derzeitige Mutantenverbreitung 15 Prozent, höherer Ansteckungsfaktor von 35 Prozent im Vergleich zur Wildform des Virus. Unter diesen Annahmen kommt die GÖG auf rund 1500 tägliche Ansteckungen in 25 Tagen. Das wäre der 20. Februar.
Bis Anfang März blieben dann knappe zehn Tage, damit die täglichen Ansteckungen von 1500 auf 3300 ansteigen und das kolportierte Horror-Szenario eintritt.
Neos unterstellt Absicht
Neos-Abgeordneter Gerald Loacker unterstellt der Regierung, dieses Szenario der Corona-Kommission in den Marathonsitzungen mit Opposition und Landeshauptleuten absichtlich verschwiegen zu haben. Das Bundeskanzleramt dementiert das, man habe diese Zahl in den Medien erstmals gelesen. Das Gesundheitsministerium dementiert die Zahlen im medial verbreiteten "Horrorszenario", diese Zahlen existieren in keinem Bericht.
Des Rätsels Lösung
Des Rätsels Lösung könnte sein: In dem bislang letzten veröffentlichten Bericht der Corona-Kommission steht zu lesen: "Große Unsicherheit sind noch mit den neuen Corona-Varianten verbunden, die ansteckender sein dürften. Längerfristige Simulationen zeigen einen möglichen dramatischen exponentiellen Anstieg. So könnte die tägliche Fallzahl auch unter den derzeitigen Lockdown-Bedingungen innerhalb von 50 Tagen wieder 3.000 überschreiten. Da die Variante vorerst noch nicht so weit verbreitet zu sein scheint, könnten die Fallzahlen bis kommende Woche zunächst noch sinken, nämlich auf rund 1.020 Infektionen pro Tag."
Dieser Bericht erschien am 21. Jänner. Zählt man von damals weg 50 Tage dazu dazu, würden die Infektionen bis 12. März die 3000er-Marke überschreiten.
"Nicht unausweichlich"
Das Gesundheitsministerium legt wert darauf, dass diese Infektionszahlen kein unausweichliches Schicksal seien. Die Wissenschafter der Corona-Kommission hätten die Aufgabe, Szenarien zu rechnen, damit die Politik darauf reagieren könne. Mit der FFP2-Maskenpflicht und dem größeren Abstand will die Regierung verhindern, dass die Infektionen aufgrund der Mutanten explodieren.
Zur Einordnung: Ab ca 7000 täglichen Neuinfektionen wird es auf den Intensivstationen kritisch.
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