Chefs von Asylwerbern in Lehre: "Bilden ja nicht zum Spaß aus"

Chefs von Asylwerbern in Lehre: "Bilden ja nicht zum Spaß aus"
Betroffene im KURIER-Gespräch: Unternehmer fordern Sicherheit – was kommt nach der Lehre?

Ein kurzes Aufatmen – mehr ist bei den Betroffenen nach dem Bekanntwerden der Regierungspläne (lesen Sie hier) noch nicht drin. Jene Asylwerber, die gerade eine Lehre machen, dürfen diese noch beenden - so die Zusage. Bei jenen mit einem ersten Negativ-Bescheid sucht man nach einer rechtlichen Lösung.

„Und was dann?“, fragt Franz Mairhuber, der in seinem Spar-Geschäft in Neumarkt im Hausruck (OÖ) einen jungen Afghanen beschäftigt. Eltaf bekam kürzlich Besuch von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der an die Regierung appellierte, eine Lösung zu finden. Was jetzt vorliegt, ist Mairhuber noch zu wenig.

Der Chef befürchtet weiterhin, dass Eltaf abgeschoben wird – nun eben nach dem Lehrabschluss. „Wir bilden ihn ja nicht zum Spaß aus, wir brauchen ihn als qualifizierten Mitarbeiter“, erklärt Mairhuber im KURIER-Gespräch. Eltaf ist seit zweieinhalb Jahren im Betrieb – bis zum Abschluss ist es also nicht mehr lange.

Aus Unternehmersicht ist der vorliegende Lösungsansatz nicht optimal, sagt auch Anna Tostmann, die in ihrem Trachtenmode-Unternehmen einen 26-jährigen Afghanen zum Schneider ausbildet. „Optimal wäre es, wenn man jemanden ausbildet und einem dieser Mitarbeiter auch bleibt“, sagt Tostmann. Hamid hat gegen seinen ersten Negativ-Bescheid Beschwerde eingereicht und hofft, doch noch einen dauerhaften Aufenthaltstitel zu bekommen.

Die Unternehmerin ist „schockiert“, dass die Regierung nun generell die Lehre für Asylwerber zumacht. „Einerseits will man, dass sich diese jungen Menschen schnellstmöglich integrieren und arbeiten, damit sie nicht kriminell werden, und dann legt man ihnen Steine in den Weg“, sagt sie verärgert.

„Vorteil im Heimatland“

Der KURIER berichtete vor einigen Wochen auch über Amir, der in der Malerei Hauser in Linz eine Lehre als Maler macht. „Ich würde mir noch zwei oder drei Lehrlinge wie Amir wünschen“, sagte sein Chef da. Martina Gusenbauer arbeitet mit dem 25-jährigen Afghanen zusammen – und hat ein „gutes Gefühl“, wie sie sagt: „Ich gehe davon aus, dass er nicht abgeschoben wird. Er ist einer, der wirklich etwas erreichen will. Es wäre dumm, ihn gehen zu lassen.“ Und was, wenn doch? „Dann hat er wenigstens einen Lehrabschluss und in seinem Heimatland einen Vorteil.“

So sieht es auch Thomas Hofer vom Bergergut in Afiesl (OÖ). Sein Koch-Lehrling Samir, er stammt aus dem Nordirak, war nach dem ersten Negativbescheid extrem beunruhigt und habe schon überlegt, unterzutauchen. Auch wenn noch offen ist, wie es nach dem Lehrabschluss weitergeht, überwiegt momentan noch die Erleichterung, sagt Hofer: „Wir sind froh, dass Samir seine Lehre abschließen darf. Dann hat er etwas in der Hand, das ihm niemand mehr wegnehmen kann.“

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