Buseks letzter Auftritt: Eine apokalyptische Warnung vor dem Weltkrieg
Es war ein durch und durch düsteres Szenario, das Erhard Busek bei seinem letzten Auftritt am Montag der Vorwoche entwarf. Bei einer Diskussion in der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft, mit anderen Experten wie Ivan Krastev und Reinhard Heinisch verglich der frühere Vizekanzler die Situation mit der Lage vor dem Ersten Weltkrieg. Alles weise auf eine große kriegerische Konfrontation des Westens mit Russland hin: "Das könnte ein Weltkrieg werden - und Europa ist nicht vorbereitet, mit dieser Realität umzugehen." Jetzt sei man wieder einmal "tapfer bis zum letzten Ukrainer."
Nachruf auf Erhard Busek
Kriegsgefahr ignoriert
Busek gab sich bei diesem Auftritt durch und durch apokalyptisch, sprach von einem neuen "Kalten Krieg", der sich jederzeit auch in einen heißen Krieg verwandeln könne. Putin sei nach diesem Angriff auch eine gezielte Eskalation des Konfliktes und ein Angriff auf die NATO zuzutrauen. Der Fehler der EU sei gewesen, "dass sie nie ihr Verhältnis zu Russland geklärt hat. Unser Blick auf Russland und auf Putin war immer von Illusionen begleitet." Auch die Kriegsgefahr in der Ukraine habe man hartnäckig ignoriert: "Dass die Dinge in der Ukraine nicht stabil sind, das hätte man wissen können." Busek ärgerte sich über die jahrelangen Versäumnisse des Westens: "Wir haben versäumt mit Russland zu reden - und das rächt sich jetzt." Seine düsteren Ausführungen schloss der Altpolitiker, der über Jahre den Umbruch im kommunistischen Osten begleitet, Regimekritiker unterstützt hatte, mit beinahe prophetischen persönlichen Anmerkungen: "Ich bin ja alt, am Ende meines Lebens. Mich wird das alles nicht mehr betreffen. Sorgen mache ich mir um die Jungen." Auf die kämen nämlich Entwicklungen zu, die man sich heute noch nicht einmal vorstellen könne.
Kommentare