Das ist die neue First Lady
Doris Schmidauer, die neue First Lady, ist eine Frau, die nicht das Rampenlicht sucht. Ein Angebot, selbst in die erste Reihe zu treten, hat sie abgelehnt. "Es hat die Möglichkeit gegeben, aber ich wollte nie in die Politik", sagte die Geschäftsführerin des Grünen Parlamentsklubs in einem ihrer wenige Interviews. Sie kündigte an, auch als First Lady ihren Job weiter ausüben zu wollen.
Auch in dem fast ein Jahr währenden Präsidentschaftswahlkampf ist die Ehefrau von Alexander Van der Bellen nur selten in der Öffentlichkeit aufgetreten. Nur ein Interview und in der Endphase des Wahlkampfes ein Video sind von ihr bekannt. "Ich glaube, ich bin sehr gerne in der zweiten Reihe", erklärte Schmidauer. Gleichzeitig betont die Geschäftsführerin des Grünen Klubs, in dem sie für rund 80 Mitarbeiter zuständig ist, dass es ihr wichtig sei, eine Führungsposition innezuhaben. Nur so könne sie auch etwas gestalten.
Schmidauer arbeitet seit über 25 Jahren für die Grünen. Im Dezember 1989 heuerte sie bei ihrer heutigen Partei an und unterstützte Aufdecker Peter Pilz im Noricum-Untersuchungsausschuss. Im Klub rückte sie auf und war von 1996 bis 1999 Van der Bellens persönliche Assistentin. Im Herbst 2015 erst hat die 53-Jährige ihren langjährigen Lebensgefährten, der als Parteichef auch ihr Vorgesetzter war, geheiratet. Beide teilen die Leidenschaft fürs Wandern und verbringen gerne Zeit in der Natur.
Am 21. September 1963 in Grieskirchen zur Welt gekommen, wuchs sie in Peuerbach auf, wo der "Schmidauer-Clan" als kleine Dynastie bezeichnet wird. Vater Ernst war jahrzehntelang Kapellmeister der Blasmusik und Sonderschuldirektor. Die neue First Lady besuchte in Peuerbach die Volksschule und maturierte in der Schwesternschule in Wels. Danach zog sie nach Wien und begann das Studium der Politikwissenschaften, ihre Diplomarbeit beschäftigte sich mit der Geschichte der Österreichischen Stickstoffwerke AG.
Mit diesem Video warb Schmidauer im Wahlkampf-Finale für ihren Mann:
Alexander Van der Bellen wird der erste grüne Bundespräsident. Stoppen ließ sich der von einer breiten Phalanx links der FPÖ unterstützte 72-Jährige nicht einmal vom VfGH, der seinen Sieg bei Versuch eins wegen Formalmängeln nicht gelten ließ. Auch bei der Wiederholung hielt der besonnene Wirtschaftsprofessor seinen freiheitlichen Kontrahenten auf Distanz.
Dass es Van der Bellen noch einmal schaffen würde, lag nicht unbedingt auf der Hand. Denn bei der ersten Stichwahl war der Abstand ausnehmend knapp, zudem hatte das freiheitliche Lager durch den Wahlsieg des populistischen Republikaners Donald Trump in den USA zuletzt ein psychologisches Hoch.
Doch Van der Bellen konnte den internationalen Trend, dass sich der Wähler zunehmend gegen das so genannte Establishment wendet, stoppen. Dafür nahm der für seine Authentizität bekannt gewordene Tiroler durchaus auch eine Image-Korrektur in Kauf.
Auch in inhaltlichen Dingen musste Van der Bellen Konzessionen machen. Der Professor, der sonst gerne dem Freihandel das Wort redet, musste sich plötzlich scharf von TTIP distanzieren und fand auch beim EU-Kanada-Abkommen CETA schwer einen glaubwürdigen Kurs.
Man kann davon ausgehen, dass Van der Bellen rasch wieder dem Populismus abschwören wird. Denn der ist seine Sache nicht. Van der Bellen konnte stets auch eigenständige Positionen im grünen Kosmos vertreten, ohne sich allzu sehr um die Konsequenzen zu scheren. Der Basis war er immer zu wirtschaftsliberal, über viele Jahre als Grünen-Chef fuhr er ein alles andere als umweltfreundliches Auto und als seine Partei noch gegen Österreichs EU-Mitgliedschaft agitierte, war er schon glühender Befürworter eines Beitritts.
Von seiner Herkunft her ist Van der Bellen international geprägt. Er entstammt einer estnisch-russischen Bildungsbürger-Familie, die vor der Roten Armee über Deutschland nach Österreich flüchtete. Van der Bellen wurde in Wien geboren, wuchs dann im Tiroler Kaunertal auf und absolvierte schließlich die Schullaufbahn in Innsbruck, wo er gemäß einer Familientradition auch ein Wirtschaftsstudium abschloss.
Politisch wurde Van der Bellen, der anfangs ÖVP, lokal aber auch einmal KPÖ wählte, zum Spätzünder. Schon als Professor für Volkswirtschaftslehre lernte ihn der spätere Promi-Grüne Peter Pilz kennen und lockte das frühere SPÖ-Mitglied in seine Partei. Als Kandidat für den Rechnungshof-Präsidenten noch gescheitert, zog Van der Bellen wenig später, konkret 1994 als Abgeordneter in den Nationalrat ein.
Über ein Jahrzehnt prägte Van der Bellen die Politik der Grünen. Wahlerfolge folgten, manche größer, manche kleiner. Eine Niederlage gab es für Van der Bellen am Verhandlungstisch, als sich der von ihm durchaus geschätzte Wendekanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) für eine Neuauflage von Schwarz-Blau entschied, statt die Grünen in die Regierung zu holen.
Danach wirkte Van der Bellen deutlich weniger motiviert. Als die Nationalratswahl 2008 nicht so gut lief wie erhofft, übergab er an seine langjährige Kronprinzessin Eva Glawischnig.
Heute kann ihm die Kritik daran ebenso egal sein wie der Spott darüber, dass er sich als langjähriger Grünen-Chef als unabhängiger Hofburg-Kandidat zu inszenieren versuchte. Mit seiner Wahl zum Staatsoberhaupt schreibt Van der Bellen nicht nur Grüne Parteigeschichte sondern setzt ein Signal, indem mit ihm der scheinbar unaufhaltsame Vormarsch der FPÖ zumindest am Tor der Hofburg gestoppt wurde.
Zur Person:
Alexander Van der Bellen, geboren am 18. Jänner 1944 in Wien als Sohn einer estnischen Mutter und eines russischen Vaters. Aufgewachsen im Tiroler Kaunertal. Studierte Volkswirtschaft und unterrichtete als Uni-Professor sowohl in der Tiroler Hauptstadt als auch in Wien. Aus seiner ersten, im Herbst 2015 geschiedenen Ehe hat er zwei Söhne. Seit Kurzem ist er mit Doris Schmidauer, Geschäftsführerin im Grünen Parlamentsklub, verheiratet.
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